Zwei Krippen sind eine zu viel

Während sich gestresste Großstadt-Eltern zum Kita-Casting anstellen müssen, nur um dann doch wieder keinen Platz für ihren Nachwuchs zu bekommen, kann man sich in Bad Wiessee sogar zwischen zwei Kitas entscheiden.

Das soll sich bald ändern und die Kinderkrippe im Kindergarten langsam geschlossen werden. Im Sinne einer talweiten Lösung werden dann alle Kinder von der Krippe Tegernseer Tal betreut. Finanzielle Nachteile soll der Kindergarten dadurch aber nicht haben.

Für Kinder unter drei Jahren bleiben die Tore der Wiesseer Kita bald geschlossen.
Für Kinder unter drei Jahren bleiben die Tore der Wiesseer Kita bald geschlossen.

Gegen die bundesweite „Kitaisierung“ hat sich – Stichwort Betreuungsgeld – Bayern lange Zeit wie eine Art gallisches Dorf gesträubt. Doch der Schutzwall des bavarischen Bollwerks bröckelt: Im Kommunalwahlkampf haben sich die meisten Parteien mit dem Ausbau der Betreuungsplätze gebrüstet. Und auch für den Wiesseer Block hat die „Bildung und Erziehung unserer Kinder oberste Priorität“, wie es als Ziel auf der Website definiert ist. Kita ist also Konsens geworden.

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Und so mutet es kurios an, wenn man in diesem Zusammenhang nun die baldige Schließung einer Kita verkündet. Denn die Wiesseer Gemeindeverwaltung trat vor kurzem an den Träger der örtlichen katholischen Kindertagesstätte mit der Bitte heran, zukünftig keine Kinder unter 2,5 Jahren mehr aufzunehmen. Der Grund: Kinder unter diesem Eintrittsalter sollen stattdessen von der talweit agierenden Krippe, deren Träger die evangelische Kirche ist, betreut werden. Diese betreibt weitere Kitas in Tegernsee, Rottach-Egern und Bad Wiessee.

Eigentlich kein Grund zur Überraschung, findet jedenfalls der Verantwortliche der evangelischen Kitas, Pfarrer Martin Weber. Die Krippe im katholischen Kindergarten sei von Anfang an nur als Übergangslösung geplant gewesen, da vonseiten des Kindergartens kein Interesse an einer eigenen Krippe bestanden habe. “Daraus ist dann das Konzept entstanden, von den Kindergärten unabhängige Kinderkrippen zu errichten”, so Weber.

Evangelische Kirche hat mit Kita-Ausbau begonnen

Da jedoch die Nachfrage nach Kleinkinderbetreuung schneller gewachsen sei, als man mit dem Bau hinterherkam, hätten sich die Kindergärten bereiterklärt, übergangsweise Kinder im Krippenalter aufzunehmen, so Weber weiter. “Da genug Kinder da waren, standen die Leitungen von Kinderkrippe und Kindergarten hier auch immer in einem regelmäßigen Austausch”, erklärt Weber.

Mit der Fertigstellung der Krippe in Rottach-Egern wird die Unterstützung nun aber nicht mehr benötigt, sodass diese Krippe nun langsam auslaufen soll. Künftig nimmt nur noch die evangelische Krippe neue Kinder auf. Die 14 Kinder, die derzeit in der Krippe im Kindergarten untergebracht sind, dürfen dort weiter bleiben.

Der Elternbeirat der Krippe wünscht sich dennoch einen Erhalt der sogenannten Regenbogengruppe. In einem uns vorliegenden Schreiben des Elternbeirats heißt es dazu:

Wenn die Regenbogengruppe geschlossen wird, wird uns allen damit ein langjähriges, gut angenommenes Konzept genommen und den Wiesseer Eltern damit jegliche Entscheidungsfreiheit. Nicht nur Kinder brauchen Stabilität, sondern auch wir Eltern.

Da die Krippe zudem im selben Gebäude wie der Kindergarten untergebracht ist, ist für die Kinder ein Wechsel in den Kindergarten ohne Stress und neue Eingewöhnung möglich. Außerdem, so Stefanie Friedl, Mitglied des Elternbeirates, ist die Krippe auch deswegen bei den Eltern beliebt, weil sie kostengünstig ist. Daher fordert der Elternbeirat, “dass diese wundervolle Gruppe bestehen bleibt”.

“Kindergarten darf nicht schlechter gestellt sein”

Dieser Wunsch ist aber wohl aussichtslos. Dennoch soll der Kindergarten zumindest finanziell nicht darunter leiden, dass künftig keine Krippe mehr dort untergebracht ist. Denn grundsätzlich erhalten Kindergärten und Krippen zwar einen Defizitzuschuss von der Gemeinde und werden auch von der Regierung gefördert, müssen sich aber ansonsten selbst, nämlich durch die Elternbeiträge, finanzieren. Und wo weniger Kinder sind, fließen auch weniger Beiträge.

Diese Defizitverordnung sei in Bad Wiessee bisher so geregelt, dass man einen pauschalen Betrag an den Kindergarten überwiesen habe, so Bürgermeister Peter Höß. Diese Regelung will der Bürgermeister nun neu anlegen. Künftig soll sich dieser Betrag am Bedarf und an den Zahlen der anderen Kindergärten im Tal orientieren.

Derzeit sei man dabei, sich diese Zahlen von den Nachbargemeinden zu besorgen, so Höß. Er stellt allerdings klar:

Der Wiesseer Kindergarten darf nicht schlechter gestellt sein als die anderen Kindergärten.

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