Zwischen Burger und Blattsalat

„Mensa-Burger mit Pommes Frites“. Damit habe ich nicht gerechnet, als ich die Schulkantine des Tegernseer Gymnasiums besuche. Denn Burger klingt erstmal ungesund. Muss es aber nicht sein. Wenn man das meiste davon selber macht.

Selber machen, das scheint das Geheimrezept von Rolf Ziesing zu sein. Vor mehr als zwei Jahren übernahm der 48-jährige zusammen mit seiner Partnerin Iris Hof die Kantine. Mittlerweile wird die Mensa von den Schülern wieder gut angenommen. Und seit kurzem darf sich das Team über eine wichtige Auszeichnung freuen.

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Für Ziesing müssen gesunde Nahrung und eine leckere Mahlzeit kein Widerspruch sein. Den Schülern gesunde Produkte anbieten, die gut aussehen, gut riechen und gut schmecken – damit ausgewogene Ernährung auf einem guten Weg.

Falsche Ernährung beginnt früh

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ermittelt, dass Vierjährige hierzulande im Schnitt maximal 75 Gramm Gemüse statt der empfohlenen 200 Gramm pro Tag auf den Teller bekommen. Sie essen aber viel zu viel Fett und Zucker. Morgens Schokoflakes, mittags Döner, abends Lasagne und zwischendurch Schokolade, Chips und Cola.

Was als süßer Babyspeck beginnt, wächst sich bei immer mehr Kindern in Deutschland zum schwergewichtigen Problem aus. In Deutschland ist jedes fünfte Kind, und sogar jeder dritte Jugendliche, übergewichtig. In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder verdoppelt.

Als wir die Fotos zum Artikel schießen, sehen wir im Gymnasium fast nur schlanke Menschen. Ziesing kennt viele beim Vornamen, weiß auch um ihre Essensvorlieben. Der gelernte Koch ist beliebt bei Schülern und Lehrern. Stets hat er gute Laune und einen lustigen Spruch auf der Lippe.

Etliche seiner jungen Kunden stehen schon an der Essensausgabe, andere haben sich an der Kasse aufgereiht. 4 Euro bezahlt man für die Burgermahlzeit. Die Alternative „Spinat mit Rührei und Kartoffeln“ ist mit 3,80 Euro etwas günstiger. Dazu gibt es Süßes für Auge und Gaumen: bunte Donuts, Obstküchlein und Süßigkeiten.

Essen als Event

Wo fängt gesundes Essen für Heranwachsende an? Wenn es nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und den Verbraucherzentralen geht, gehören zu einer kindgerechten Ernährung dreimal täglich Gemüse, zweimal täglich Obst, viel Brot, Reis und Kartoffeln. Zuckerhaltige Getränke und Naschkram sowie tierische Lebensmittel wie Fleisch sollte nicht täglich auf den Tisch kommen.

Was serviert wird, ist entscheidend. Aber erst der Gesellschaftsaspekt macht den Erfolg eines gelungenen Essens aus. „Essen soll ein Event sein,“ findet Ziesing. Täglich ein Highlight will er den Schülern bieten. Er legt Wert auf Abwechslung und ein vielseitiges Angebot.

Täglich gibt es andere Suppen und Salate. Häufig steht vormittags eine Müslibar parat. Auch der Pausenverkauf ist in der Hand des Ziesing-Teams. Das Konzept geht offenbar auf: Vor etwas über zwei Jahren war die tägliche “Essensausgabe” auf 30 gesunken. Dann übernahm das neue Team. Mittlerweile gehen bis zu 260 Essen pro Tag über die Theke.

Facebook-Freunde der Mensa

Den Erfolg sieht Ziesing aber nicht nur an der Essensausgabe, sondern auch rein virtuell im Internet. Auf der Mensa-eigenen Facebook-Seite tummeln sich mittlerweile 1.037 Freunde. Ein halbes Jahr nach dem Start haben die Betreiber damit begonnen. Informationen zu Speisen, Bilder des Teams, Veranstaltungen oder auch mal Umfragen zu Kritik kann man da nachlesen. Die Rückmeldung der zumeist jungen Nutzer ist sehr positiv.

Die Nominierung des Chefs Anfang Oktober zum “GV Manager des Jahres” ist dort – zumindest derzeit – noch kein Thema. Auch wenn die Auszeichnung ein großer Erfolg für das junge Team ist. Nur fünf Betreiber aus ganz Deutschland waren in diesem Jahr in der Kategorie “Studenten-/Schulverpflegung” nominiert. Gewonnen hat am Ende die Leiterin der Hochschulgastronomie des Studentenwerks Osnabrück. Doch wer weiß, wenn Ziesing und sein Team so weitermachen, könnte es im nächsten Jahr mit dem Sieg klappen.

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