„Zwölf Uhr Mittags“ am Tegernsee

Der Western hat viele Facetten. Da gibt es den fundamentalen Western, also John Wayne immer an vorderster Front mit einer feschen Saloon-Dame im Arm. Weiter geht es mit dem Italo-Western, Karl May-Verfilmungen, musikalischen Western mit „singing“ Cowboys und urbane Western.

Das genaue Gegenstück ist der noch junge Alpen-Western. Anfang Februar ist Andreas Prochaskas „Das finstere Tal“ im Kino angelaufen und schon sieht man ähnliche zwielichtige Gestalten mit Hut und waffenscheinpflichtigen Feuerwaffen durch das Tegernseer Tal streifen.

Pistoleros und zwielichtige Gestalten soweit das Auge reicht.
Pistoleros, Sheriffs und Oligarchen soweit das Auge reicht.

Eine Glosse von Florian Simon Eiler:

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Hand aufs Herz: Wer würde nicht gerne mal als Clint Eastwood in „In eine Handvoll Dollar“ den bösen Jungs das Licht ausknipsen wollen? Wer es dann doch vielleicht etwas zarter, edler will, für den bietet sich Winnetou an. Auf dem Rücken von Iltschi den Duft des großen Geistes inhalierend. Und ein anderer wäre vielleicht gerne Greidler.

Greidler, wer? Das ist der Typ neben Tobias Moretti aus dem „finsteren Tal“. Und dieser Greidler (übrigens, Namensähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig!) reitet Ende des 19.Jahrunderts in ein Tal hinein. Rein geographisch gesehen „am letzten Arsch“ der Welt. Er ist fremd und nächtigt in einem Dorf. Eben angekommen, muss er auch sofort damit anfangen, dort endlich mal richtig aufzuräumen.

Grasballen für die authentische „Location“

Vergangenen Donnerstag, am Weiberfasching, vor dem Bräustüberl: Ein Fremder mit Hut, schwerem Mantel, einen gut bestückten Pistolengürtel umgeschnallt. Die Reinkarnation des Helden aus dem Film. Mutmaßungen und Fragen machen den Umlauf: Wieso hat der Tegernseer Greidler waffenscheinpflichtige Kanonen dabei? Und was war sein Ziel? Wollte er im Miesbacher Gau auch mal nach dem Rechten sehen, weil es die eigene Bevölkerung nicht packt? Im Film „Das finstere Tal“ ist es zumindest so. Der Fremde knöpft sich die Brenner-Sippschaft vor, die das Dorf nach ihren eigenen Gesetzen unterjocht.

Was letztendlich die Ziele unseres Western-Imitators waren – wir werden es nie erfahren. Die Waffen wurden ihm von einheimischen Sheriffs abgenommen. Eines hat der Vorfall jedoch bewirkt, er hat eine Diskussion angestoßen. Vielleicht sollten wir bei uns auch mal die Rothäute aufreiten lassen? Hinten, in Fischbachau, wohnen ein paar Trapper in Blockhütten. Kann man schnell auf- und wieder abbauen. Die jagen keine Waschbären, sondern Maulwürfe. Die Filmcrew sperrt die Seestraße und bläst trockene Grasballen darüber – für eine wie ausgestorben wirkende „Location“. Das Casting der „Brenner-Sippe“ fällt uns leicht. Die Auswahl ist endlos.

Und dann müssten wir vielleicht doch den Greidler holen. Ein Meister seines Fachs. Hundert Prozent effektiv. Dagegen ist John Wayne ein Pausenclown.

„Und – Action!“

Schade, dass nach zwei Stunden das Ganze schon wieder zu Ende ist.

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