Heute starten in ganz Bayern die Impfungen in Hausarztpraxen. Damit sind wir eine Woche früher dran als die bundesweite Impfkampagne. Übereiltes Handeln, oder gute Organisation ? Wir haben mit dem Allgemeinarzt Dr. Florian Meier gesprochen. Über mangelnde Impfdosen, impfwillige Patienten und warum das System bei einigen Ärzten für Unmut sorgt.
Ab dem 1. April dürfen auch Hausärzte ihre Patienten impfen. Wie genau werden diese Praxen ausgewählt?
Dr. Meier: Das wissen wir nicht genau. Es gibt zwar gewisse Voraussetzungen, wie beispielsweise eine gewisse Anzahl von Patienten über 70 und die Menge an Impfungen, die im Winter durchgeführt wurden, aber diese Vorgaben werden in Bayern von sehr vielen Praxen erfüllt. Deshalb weiss man nicht genau, wie letztendlich bestimmt wurde, wer impfen darf und wer nicht.
Welche Arztpraxen wurden im Landkreis Miesbach ausgewählt und bisher mit Impfstoff beliefert? Und mit welchem Impfstoff genau?
Dr. Meier: Auch das wissen wir aus Datenschutzgründen nicht genau, was wir aber wissen ist, dass bisher nur AstraZeneca ausgeliefert wurde.
Halten Sie die Menge (10 Dosen für die Erstimpfung, 10 Dosen für die Zweitimpfung) für ausreichend?
Dr. Meier: Nein, die Mengen an Impfstoff reichen hinten und vorne nicht. Der Impfstart zum 31.3. beziehungsweise 1.4.2021 ist meiner Meinung nach rein politisch. Man hat den Impfstart durchgezogen und so ein Zeichen gesetzt. Die Dosen sind aber einfach zu wenige, ich könnte in meiner Praxis bereits in die Bredouille kommen, wenn ich entscheiden muss: Wem gibt man jetzt die Dosen …?
Wie hoch schätzen Sie die Impfbereitschaft der Patienten hier in der Region ein? Variiert diese je nach Impfstoff, gerade im Bezug auf AstraZeneca?
Dr. Meier: Die Impfbereitschaft ist grundsätzlich sehr hoch. Sogar als die Impfungen mit AstraZeneca gestoppt wurden, erhielten wir Anrufe von Impfwilligen, die mögliche Nebenwirkungen gerne in Kauf genommen hätten, ganz nach dem Motto: “Hauptsache geimpft.”
Astrazeneca hatte natürlich einen schlechten Start und schlechte Presse, das macht es nicht einfacher. Vielen ist das egal, andere, die eher vorsichtig waren, wurden durch die Vorfälle und den Impfstoff wieder stark verunsichert. Und dann gibt es noch die, die sagen: “AstraZeneca, bloß nicht!” Ich schätze den Anteil dieser Personen auf zirka ein Drittel der Menschen.
Können Arztpraxen auch selbstständig Impfstoff bei Apotheken bestellen?
Dr. Meier: Bisher war das nicht möglich, denn zunächst trat ja das Konzept mit den ausgewählten Arztpraxen, welche beliefert werden in Kraft. Ab dem 7.4.2021 soll jedoch flächendeckend geimpft werden, für diesen Zeitraum, konnten wir bereits Impfstoff bestellen. Dieser ist wiederum pro kassenärztlichem Sitz mengenbegrenzt.
Uns wird nun einmal pro Woche BionTech Impfstoff geliefert. Die Dosen werden bei -70 Grad in Depots gelagert, dann aufgetaut an die Apotheken geliefert, die sie wiederum an die Arztpraxen verteilen.
Was halten Sie von dem System, dass nur einige Praxen mit Impfstoff vom Freistaat beliefert werden, andere wiederum warten und ihn selbst beschaffen müssen? Stiftet das nicht Verwirrung?
Dr. Meier: Wie gesagt, handelt es sich hierbei um eine politische Entscheidung, die tatsächlich für Unmut unter den Kollegen gesorgt hat. Die Entscheidung erschien einigen sehr willkürlich. Allerdings kann man davon ausgehen, dass diese Situation einmalig bleibt, denn ab nächster Woche, sollen ja dann alle über Impfdosen verfügen.
Das Landratsamt kann hierzu keine Auskunft geben, da der Prozess komplett isoliert vom LRA abläuft. Wie erfahren Impfwillige denn dann, welche Hausärzte impfen wollen/können?
Dr. Meier: Bisher sind die Arztpraxen auf die Patienten zugegangen und haben sie zu einem Impftermin eingeladen, wobei weiterhin die Priorisierung nach Alter und Vorerkrankungen gilt. Ab dem 7.4.2021 wird das über Presse und Öffentlichkeit laufen, dann können Impfwillige eigenständig Termine ausmachen.
Vielen Dank für das Gespräch !
SOCIAL MEDIA SEITEN