25 gaffen – einer greift ein

Auf dem Weg durch die Unterführung im Holzkirchner Bahnhof passiert es: Zwei rumänische Brüder prügeln auf einen wehrlosen 38-jährigen Mann aus München ein. Passanten sehen nur zu, keiner schreitet ein, keiner hilft. Nur ein Einzelner beweist Zivilcourage.

Vor einigen Wochen wurde hier in der Unterführung des Holzkirchner Bahnhofs Gülay B. brutal verprügelt. / Archivbild
Vor einigen Wochen wurde hier in der Unterführung des Holzkirchner Bahnhofs Gülay B. brutal verprügelt. / Archivbild

Helfen statt wegsehen – es klingt so einfach. Und doch gibt es immer wieder Situationen, in denen Mitmenschen nicht einschreiten und tatenlos zusehen, wie andere bedrängt oder verletzt werden. So auch geschehen am Holzkirchner Bahnhof.

Wie der Merkur berichtet war der 69-jährige Arno Fischer gerade auf dem Weg vom Meridian zur Bob. Fischer lebt in Bruckmühl und arbeitet bei der Seenschifffahrt auf dem Tegernsee – eigentlich ist er jedoch Sportfotograf. Auf dem Weg durch die Unterführung zur BOB Richtung Tegernsee hört er plötzlich schmerzverzerrte Schreie.

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Nachdem er den Rufen gefolgt ist, tut sich eine furchtbare Szene vor ihm auf: Zwei Männer prügeln auf einen bereits am Boden liegenden Mann ein. Immer wieder brutal in den Magen, auf die Beine – gegen den Kopf. Gülay B. wimmert und krümmt sich vor Schmerzen.

Gaffen statt helfen…

Wie Fischer dem Merkur gegenüber erklärt, stehen rund 25 Personen um die grausame Szene herum. Sie stehen einfach nur daneben und sehen zu wie der 38-jährige Gülay aus München halbtot geschlagen wird. Doch Arno Fischer schreitet ein und wird damit zum Helden.

Er brüllt den Schlägern zu, die Polizei sei gleich um die Ecke. Eine Frau mit Schäferhund fühlt sich bestärkt und ergreift ebenfalls das Wort: “Die Polizei kommt schon!” Die Täter lassen von Gülay ab und flüchten. Und in dem Moment drückt Fischer – ganz der schnelle Sportfotograf – ab: Er fotografiert die Schläger noch bevor sie abhauen können mit seinem Handy.

Wann Fotos wirklich helfen

Doch damit nicht genug: Fischer ruft sofort den Notarzt und die Polizei. Er will den Tätern hinterher und bittet die Umstehenden, sich um das Opfer zu kümmern. Abermals reagiert keiner. “Die waren nicht einmal in der Lage, ihn zu beruhigen und vom Aufstehen abzuhalten”, so Fischer gegenüber dem Merkur.

Später sieht Fischer die Täter, wie sie auf dem Bahnhofsgelände herumlungern und macht erneut Fotos. Diese Bilder halfen den Polizisten, die beiden 27- und 31-jährigen Brüder aus Rumänien zu überführen. Gülay B. wurde mit mehreren Brüchen und inneren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Der Beginn einer Freundschaft?

Bei der Polizei sagten die rumänischen Brüder aus, eine Zigarette wäre der Auslöser gewesen. Gülay habe vorher einer anderen Person eine Zigarette für einen Euro abgekauft – was die beiden Schläger daran störte, ist laut Merkur unklar. Daraufhin gingen sie jedoch auf den Münchner Türken los und prügelten so lange auf ihn ein, bis Arno Fischer einschritt.

Gülay B. hatte noch die Handynummer von seinem persönlichen Schutzengel und als er gestern – nach knapp vier Wochen – aus dem Krankenhaus entlassen wurde, rief er Fischer an. Er wollte sich persönlich bei ihm bedanken. “Und sobald er wieder laufen kann”, so Fischer gegenüber dem Merkur, “laden wir ihn am Tegernsee auf’s Schiff ein.” Es gibt sie eben doch: Die wirklich wahren, menschlichen Helden.

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