Wiessees Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) setzte sich bei der Bauausschuss-Sitzung am Dienstag in den Zuschauerraum, als Tagesordnungspunkt fünf zur Debatte stand: „Legalisierung eines Bestandsgebäudes mit gleichzeitiger Nutzungsänderung von einem Lagerhaus zu einem Wohnhaus.“
Antragsteller war der Bruder des Bürgermeisters. Der zweite Bürgermeister Robert Huber (SPD) übernahm das Wort. Im Zuge einiger Erneuerungen an dem alten Gebäude sei dem jetzigen Eigentümer aufgefallen, dass es keine „baurechtliche Genehmigung“ für das zweigeschossige Wohnhaus gibt.
Ein komplizierter Punkt: Die grenznahe Bebauung
Weil das Haus gerade ein neues Dach und neue Balkone bekäme, sei die baurechtliche Zustimmung nun beantragt worden, um den Strafbestand einer Ordnungswidrigkeit zu verhindern. In der zwanziger, dreißiger Jahren sei das Gebäude eine Lagerhalle gewesen, so Huber. Eine Nutzungsänderung in ein Wohngebäude sei nie erfolgt.
Darüber wunderte sich nicht nur Wiessees Bauamtsleiter Helmut Köckeis. Kompliziert sei der Fall nur bei den Abstandsflächen, erklärte dieser. Bei sechs oder sieben der umliegenden Gebäude passe der nach heutiger Regelung geforderte Mindestabstand von sechs Metern nun nicht mehr. Die Abstandsfläche zu den Nachbargrundstücken betrage lediglich zwei Meter.
„Das Haus gehört zu Altwiessee“
„Das ist historisch bedingt“, erklärte Köckeis. „Früher hat man keine so strengen Maßstäbe angelegt.“ Das Landratsamt habe noch keine Stellungnahme dazu abgegeben, so Köckeis weiter. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass „ein Abriss des Gebäudes vorgesehen ist“, zumal aufgrund der Sanierungsmaßnahmen am Haus lediglich ein genehmigter Zustand erreicht werden soll.
Für Kurt Sareiter (CSU) eine „ganz normale Nutzungsänderung“: „Das Haus besteht seit dreißig Jahren – theoretisch hätten wir schon vor dreißig Jahren eine Nutzungsänderung machen können.“ Da gäbe es doch bestimmt Bestandsschutz, machte er klar. Immerhin wohne eine Familie darin. „Alles andere wäre völlig überzogen.“
Markus Trinkl (Wiesseer Block) pflichtete ihm bei: „Das Haus gehört zu Altwiessee, und es wohnt eine Familie darin. Fertig aus.“ Mit 9:0 Stimmen genehmigte der Bauausschuss das Vorhaben einstimmig, bevor Bürgermeister Peter Höß wieder an den Sitzungstisch zurückkehrte.
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