An diesem Wochenende feierte der Riedersteinverein nun das 150-jährige Jubiläum der kleinen Kirche. Am Freitagabend fand dazu eine Lesung von Toni Wackersberger im Berggasthaus Riederstein statt und das Kircherl oben erstrahlte erstmals im Scheinwerferlicht.
Damals wie heute „pilgern“ Scharen von Bergwanderern hinauf. Seit 1864 steht die kleine Kirche da oben. Ihr weichen musste eine Kapelle, die bereits 1841 errichtet worden war. In ihr fanden aber nur zwei Gläubige Platz. Sie wurde schnell zu klein und durch den heutigen Bau ersetzt. Dessen 150-jähriges Jubiläum begeht der Riederstein-Verein in diesen Tagen.
Reichlich Stoff hatte Wackersberger, denn um die Kapelle ranken sich etliche Geschichten und Sagen. Eine davon ist die glückliche Heimkehr von Rössern, die sich auf der Felsspitze verirrten. Sie gehörten dem Leeberghofbauern, der daraufhin den Anstoß für den Bau eines Kirchleins gab.
Oder war es doch der glimpflich überstandene Absturz eines Jägers von der kahlen Gipfelplatte? Sicher ist nur, dass der Tegernseer Schlossdiener Josef Hupfauer 1841 ein erstes Kirchlein aus Holz auf dem steil abfallenden Felsen oberhalb des Galauns errichten ließ, achteckig, „mit spitz zulaufendem Dache“.
Mehr als 6.000 Wanderer erobern jährlich den Riederstein
Die Besuche müssen in der Folgezeit bereits beträchtlich gewesen sein: Zehn Jahre später musste die Kapelle bereits vergrößert werden. Dies reichte aber immer noch nicht. 1863/64 errichteten dann zahlreiche Tegernseer und Rottacher Bürger einen Neubau, das Riederstein-Kircherl.
Das war vor 150 Jahren. Um auch für spätere Zeiten den Unterhalt der Kapelle zu gewährleisten, gründeten Tegernseer Bürger 1897 den „Verein Riederstein“. Laut Satzung konnten „auch Frauen Mitglied werden“. Im gleichen Jahr wurde auch beschlossen, „an Stelle der verfallenen alten Kreuzwegstationen einen neuen Kreuzweg herzuschaffen“, so der „See-Geist“ am 22. September 1897.
Heute führen über 500 Stufen an den 14 Kreuzwegstationen vorbei, deren Unterhalt nun die Hauptaufgabe des Riederstein-Vereins ist. „Im Frühjahr müssen oft die Stufen des Kreuzweges mit Eichenschwellen erneuert werden, oder am Kircherl die Schindelverkleidung“, erzählt der Vereinsvorsitzende Jürgen Köstler, „die Instandhaltung kostet uns jährlich etwa 1.000 Euro, eingerechnet sind da schon die Brotzeiten für die freiwilligen Helfer. Wir haben etwa 180 Mitglieder, allerdings weit verstreut. Der Jahresbeitrag ist mit 5 Euro sehr gering. Hauptsächlich geht es uns aber darum, Mitglieder zu haben, die uns da oben auch tatkräftig unterstützen und zur Hand gehen“.
Mindestens 6.000 Wanderer würden jährlich da hochsteigen. „Selbst Sturm und Regen halten die Leute nicht ab. Das ist schon erstaunlich“, so Köstler. „Wir hatten schon Hochzeiten und Taufen auf dem Riederstein. Es gibt eben immer wieder Leute, die sich aufraffen, weil sie etwas Besonderes wollen.“
Hitler zu Besuch auf dem Riederstein
Etwas Besonderes suchten am Riederstein auch andere mit Rang und Namen, wie ein Blick in die Vereins-Chronik zeigt: „Im Jahr 1828 verstieg sich Kronprinz Johann Nepomuk von Sachsen beim Botanisieren und konnte weder vor- noch zurück, er rief um Hilfe.“ Ein Forstgehilfe hörte ihn und half dem Edelmann in Bergnot beim Abstieg.
Gut 100 Jahre später war es kein Edelmann, sondern ein Mann mit brauner Gesinnung: „Der Führer der N.S.P Adolf Hitler“, so das Protokoll des Vereins, „mit noch drei seiner engsten Parteifreunde. Wer hätte damals gedacht, dass Hitler nach einem halben Jahr unser Reichskanzler sein würde.“ Über einen weiteren Besuch ist allerdings nichts bekannt.
Die Chronik registriert 1968 noch einen Besuch von Julius Kardinal Döpfner, „ein begeisterter Bergwanderer, der anlässlich seines Firmbesuchs in Tegernsee“ zur Riederstein-Kapelle aufstieg. In einem Atemzug wird dann auch noch ein namhafter Gönner genannt: Münchens damaliger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel. „Er überwies dem Verein mehrere Jahre einen namhaften Betrag“.
In zwei Jahren will es der Verein dann richtig krachen lassen, zum 175-jährigen Jubiläum der ursprünglichen Kapelle. Geplant ist eine Messe mit anschließender Feier am Berggasthaus Riederstein. „Die Musik soll auch aufspuin“, plant Köstler. Die Messlatte liegt hoch. Denn am Festtag vor hundert Jahren „erlebte der Riederstein einen wahren Ansturm der Bevölkerung.“ Die Vereinschronik spricht von mindestens 1.500 Besuchern. Ob es 2016 auch so viele werden?
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