6,3 Millionen Euro teure Tiefgarage abgesegnet

Eines ist nach der Vorstellung der Machbarkeitsstudie zur Tiefgaragenerweiterung klar: sie wird teuer und sich nie rentieren. Doch die Stadt hat keine Alternative.

Die bestehende Tiefgarage soll um mindestens 158 Stellplätze erweitert werden. / Foto: K. Wiendl

Wie berichtet, endet der Pachtvertrag der Stadt Tegernsee mit den Eigentümern des Zentralparkplatzes spätestens im Jahr 2025. Dann fallen 100 Parkplätze weg, die anderswo geschaffen werden müssen. Als einzige Möglichkeit bietet sich die Erweiterung der Tiefgarage unter der Sparkasse an.

Mit einer Machbarkeitsstudie wurde das Haushamer Ingenieurbüro von Herbert Wagenpfeil beauftragt. Er stellte dem Stadtrat am Dienstagabend umfängliche Pläne mit insgesamt fünf Varianten vor. Alle Modelle haben eines gemeinsam: sie kosten mehr als fünf Millionen Euro für ein Plus von mindestens 124 Stellplätzen und der Baukörper muss sich zwischen bestehender Tiefgarage, dem ehemaligen Hallenbad mit dem vorhandenen Medius-Fitness-Center und dem Olaf Gulbransson-Museum einfügen.

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Wie bauen, wenn die Baufahrzeuge nicht hinkommen?

Egal bei welcher Variante, auch die Erschließung der Baustelle sei ein Problem, so Wagenpfeil, denn über die Tiefgarage könne sie mit den Baufahrzeugen nicht erfolgen. Südseitig sei dies nur über das Grundstück des Herzogs möglich. Mit der Herzoglichen Verwaltung sei aber noch keine Absprache erfolgt, ob diese Zufahrt benutzt werden könne. Basis für Wagenpfeils Überlegungen ist das Grundmodell der Variante eins mit zwei Ebenen.

Sie hätte 142 Stellplätze, mit je 71 Stellplätzen pro Ebene, und würde etwa 5,9 Millionen Euro kosten. Der Notausgang wäre auf der Nordseite und der zentralen Ein- und Ausgang auf der Ostseite. Über diesen würde man die Rosenstraße und auf der anderen Seite das Bräustüberl erreichen. In diesem zentralen Bereich wäre auch der Aufzug, um barrierefrei die Tiefgarage nutzen zu können. Möglich wäre dort auch eine WC-Anlage. In dem kleinen oberirdischen Gebäude könnte auch noch eine Trafo-Station zur Stromversorgung der Tiefgarage untergebracht werden.

Die Tiefgarage im Korsett der Anlieger

Während die Ebene eins noch über Luftschächte natürlich be- und entlüftet werden könne, sei für die Ebene zwei, die aus Gründen des Brandschutzes nicht mehr als 2.500 Quadratmeter Grundfläche haben dürfe, eine Sprinkler- und eine Entrauchungsanlage erforderlich. Da man „ganz eng von der umliegenden Bebauung umschlungen sei“, so Wagenpfeil, gelte es, die vorhandene Grundstücksfläche maximal auszunützen. Daher müsse auch der Kurgarten mit allen Versorgungsleitungen abgeräumt werden.

Die Anbindung zur vorhandenen Tiefgarage erfolge in allen Varianten über eine Split Level-Bauweise mit versetzten Ebenen. Technisch sei die Gründung der Tiefgarage bis in die Tiefe von sieben Metern aufwändig. Aber zu den Anliegern müsse eine Bohrpfahlwand mit Pfählen von 60 Zentimetern Durchmesser und einer Spritzbetonwand erstellt werden.

Wagenpfeil plant die Breite der Stellplätze mit mindestens 2,75 und einer Tiefe von mindestens 5,25 Metern, die auch von der Stadt vorgeben seien. Wo die Stellplätze an einer Seite durch Wände begrenzt werden, seien die Breiten mindestens 2,90 bis 3,50 Meter. Mit einer Höhe von 2,50 Metern seien diese Stellplätze dann behindertengerecht und könnten auch mit Schnelllade-Stationen ausgerüstet werden.

Dreigeschossig unter dem Kurpark?

Wagenpfeils 2. Variante ähnelt im Wesentlichen der Variante eins. Sie hätte aber durch die dritte Ebene 169 Stellplätze und damit 30 mehr. Dafür würde sie aber zwei Meter tief im Höchstwasserstand HQ100 stehen und bräuchte eine wasserdichte Baugrube. Da dann ein gepflasteter Boden auch nicht mehr möglich sei, müsse alles betoniert werden. Insgesamt würde diese teuerste Variante etwa sieben Millionen Euro kosten.

Die Variante drei hätte sich laut Wagenpfeil aus dem Nutzen- Kostenverhältnis entwickelt. Sie hat wie die Variante eins auch nur zwei Ebenen, aber dafür mit 158 Stellplätzen 16 mehr. Dafür sei die Baumasse um 260 Quadratmeter „unwesentlich vergrößert“ worden. Im Ergebnis bedeute dies, dass in den zusätzlichen Nischen Plätze beispielsweise für Dauerparker geschaffen werden könnten. Diese Variante bedeute wesentlich weniger Aufwand als die dreigeschossige Variante und koste etwa 6,3 Millionen Euro.

Im rechten Winkel oder à la Fischgrät einparken?

Wagenpfeils Büro wurde noch um zwei weitere Varianten gebeten. In einer sollte schräg geparkt werden. Dies würde aber eine Reduktion der jeweiligen Parkplatzflächen bedeuten. Sie hätten nur eine Länge von fünf und eine maximale Breite von 2,50 Metern. Von den engeren Stellplatz- und Fahrgassenbreiten waren die Stadträte ebenso wenig angetan, wie vom „Fischgrät-Verband“ in Variante fünf. Sie hätte insgesamt nur 124 Stellplätze. Zudem würde die Garage, wenn sie voll belegt wäre, an italienische Verhältnisse erinnern: eng und schmal.

Für Heino von Hammerstein (Bürgerliste) hänge „die Akzeptanz einer Tiefgarage ganz wesentlich von der Breite und einer freundlichen Belichtung ab“. Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) verwies als ehemaliger Zollbeamter am Flughafen auf dessen Parkhäuser. In einem würden größere Fahrzeuge eineinhalb Stellplätze benötigen. Ähnlich sei es im Rewe-Parkhaus in Gmund, wo zwei SUV’s drei Stellplätze belegen würden. Das sei nicht gerade der „große Benefit“.

„Geldvernichtungsmaschine“

Bei 90 Grad Parkplätzen bringe man einfach mehr Fahrzeuge unter, warb Peter-Friedrich Sieben (FWG). Thomas Mandl (SPD) könnte sich mehr Bereiche für Kleinwagen vorstellen. Zudem stellte er wiederholt die Frage, ob es denn nicht Alternativen zu einer Tiefgarage gebe. Zumindest verlange er wegen der Unterhaltskosten eine „Rentabilitätsprüfung“. Man solle nicht so leichtfertig eine „Geldvernichtungsmaschine“ planen.

Eine solche Tiefgarage sei eben eine „Gratwanderung zwischen Rentabilität und Akzeptanz“. Von einem „Return of Investment“ könne man sich verabschieden, so Banker Sieben, denn eine Tiefgarage würde sich „niemals rechnen“. Sie würde als Maßnahme zur Infrastruktur entstehen. Er sehe die Summe der Baukosten mit „großem Respekt“, kritisierte Florian Kohler Bürgerliste). „wir sollten schon wissen, was wir draufzahlen“.

Das Problem: die vielen SUV‘s

Als täglicher Nutzer der bestehenden Tiefgarage fand Andreas Obermüller (FWG), dass sich dort „die Raumausnutzung und Einteilung bewährt“ habe. Er habe noch nie eine bessere Tiefgarage gesehen. Davon sollte man nicht abgehen. „Was wir haben, ist super“. Beim Edeka sei es dagegen eine Katastrophe. „Wir haben einen enormen Zuwachs im Tal bei den SUV-Modellen“, stellte Bernhard Mayer (CSU) fest, „deshalb sollten wir uns schon auf eine Breite festlegen“, auch wegen der vielen älteren Menschen.

„Wir sind hier erst in einer Machbarkeitsstudie“, gab Hagn zu bedenken. Später könne man bestimmte Bereiche identifizieren, in denen dann kleinere Fahrzeuge parken könnten. Wichtig sei zunächst eine Entscheidung des Stadtrats, mit welcher Variante weiter geplant werden solle. Letztlich einigte sich der Stadtrat einstimmig auf die Variante drei mit 158 Stellplätzen und voraussichtlichen Baukosten in Höhe von 6,3 Millionen Euro.

Der nächste Schritt ist nun eine Baugrunduntersuchung. Zudem müsse das Projekt auch europaweit ausgeschrieben werden. Wie bei der Feuerwehr werde nun laut Hagn „Stück für Stück“ das weitere Vorgehen festgelegt.

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