Die Stadt Tegernsee hat sich nach langen Diskussionen dafür entschieden, das alte Feuerwehrhaus durch einen Neubau zu ersetzen. Dazu gab es schon im Januar eine Klausurtagung in der gemeinsam mit Architektin Claudia Schreiber über verschiedene Möglichkeiten gesprochen wurde.
Gestern wurden in einer Sondersitzung nun erneut in der Öffentlichkeit verschiedene Varianten analysiert. Entschieden hatte sich der Stadtrat mittlerweile für ein L-förmiges Gebäude. Nun ging es darum, ob auch Wohnungen untergebracht werden sollen oder nicht.
Ein Feuerwehrhof soll entstehen
Fest stand für den Stadtrat von Anfang an, dass das Raumkonzept der Feuerwehr Vorrang hat. Ein zusätzliches Geschoss für Wohnungen würde außerdem einiges an Mehrkosten bedeuten. Architektin Schreiber gab gleich zu Beginn zu: „Ich habe schon viel geplant, aber das hier ist auch für mich eine Herausforderung.“ Eine sinnvolle Wohnnutzung mit dem Feuerwehrhaus zu kombinieren und eine passende Optik und Fassade zu finden, sei nicht einfach.
Klar ist, durch das geplante Hotel auf der einen und das Schwesternwohnheim auf der anderen Seite, sei man quasi „in die Zange genommen“, so Schreiber weiter. Darauf müsse man reagieren. Ihr Vorschlag ist es, einen Feuerwehrhof zu kreieren. Außerdem würde sie in ihrer Planung dafür plädieren etwas mehr Platz zum Grundstücksnachbarn zu lassen und nicht bis an den Rand zu gehen.
Eine Wiese auf dem Dach möglich?
In einem weiteren Schritt spielte die Architektin nun verschiedene Möglichkeiten durch. Fragen, die es zu beantworten gibt, seien zum Beispiel, ob man ein oder zwei Geschosse auf das Gebäude setzt, auf welcher Seite diese angebracht werden und welche Art von Dach auf das fertige Haus kommen soll.
Im Untergeschoss entstehen nach der ersten Planung die Garagen für die Fahrzeuge, Umkleiden und Duschen für Damen und Herren. Im ersten Obergeschoss hat Schreiber auf der einen Seite eine Hausmeisterwohnung eingeplant, auf der anderen Seite befinden sich Schulungsraum, Teeküche, Lager und Büros. Für das zweite Obergeschoss kann sich die Architektin dann fünf bis sieben weitere kleine Wohnungen mit bis zu 74 Quadratmetern vorstellen. Stauraum haben die Bewohner dann sowohl vor ihren Wohnungen in einem breiten Flur, als auch im Keller.
Auf den Dächern der Gebäude könnte eine Art Begrünung entstehen, damit die Nachbarn nicht auf Lüftungsschächte schauen, sondern quasi auf eine Wiese. Um die genaue Gestaltung von Fassade und Dächern sollte es aber am gestrigen Abend nicht gehen. Letztlich galt es zunächst zu entscheiden, ob der Stadtrat Wohnungen bauen will oder nicht. Ohne Wohnungen liegen die Kosten für das Projekt aktuell bei rund 8,5 Millionen Euro – mit Wohnungen bei rund 9,57 Millionen Euro. Auch eine staatliche Förderung soll es laut Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) geben. Wie hoch die sein wird, ist noch unklar.
Stadtrat von Wohnungen überzeugt
Ob sich das lohne, wollte Peter-Friedrich Sieben (FWG) von der Architektin wissen. „Was wäre der Vergleichswert, wenn man die Wohnungen jetzt woanders bauen würde?“ Schreiber schätzt, dass das rund 100.000 bis 200.000 Euro mehr kosten dürfte. Genau könne man das aber nicht sagen, das müsste man berechnen. Trotzdem sei sie grundsätzlich immer für den Bau von Wohnungen, wenn man sich die aktuelle Marktsituation ansehe. Man müsse es sich halt nur leisten können.
Begeistert zeigten sich die Stadträte über die Anzahl der Wohnungen. Norbert Schußmann (CSU) dazu: „Ich bin überrascht, dass das mit den Wohnungen doch recht einfach geht.“ Dem stimmte auch Peter Schiffmann (SPD) zu: „Ich finde diesen Ansatz super.“ Er frage sich nur, wo man Stellplätze für die Anwohner unterbringen wolle. Bürgermeister Hagn erklärte dazu: „Wir haben einen Schulhof. Hier können wir die Stellplätze nachweisen.“
Thomas Mandl (SPD) warf ein, ob man nicht die beiden Varianten kombinieren könne, damit es nicht so wuchtig wird. Vorgestellt hatte Schreiber den Aufbau sowohl auf der langen Seite des L-förmigen Gebäudes, als auch auf der kurzen. „Das ist durchaus möglich“, meinte Schreiber. Mandel regte außerdem an, die Optik vielleicht auf die geplanten „Bohne“ anzupassen.
Wir können hier keinen funktionellen Zweckbau hinstellen. Das muss wirklich ein Ah- und Oh-Erlebnis sein.
Dem pflichtete auch Rudolf Gritsch (CSU) bei: “Ich hätte auch nichts gegen eine innovative Lösung.” Wie genau das Gebäude am Ende aussieht, wolle man dann aber in einem nächsten Schritt planen, betonte Hagn immer wieder. Gestern entschied sich der Stadtrat unter den gespannten Augen der zahlreich erschienen Zuhörer zunächst für den Bau von Wohnungen über dem Feuerwehrhaus.
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