Ein Paar aus Rottach-Egern geht auf Stimmenfang. 600 Stimmen brauchte es, damit aus ihrem Begehren ein Bürgerentscheid wird. Sie zaubern eine verworfene Planungsvariante aus dem Hut. Zum Ärger der Gemeinde.
Gunther und Lore Mair sind vor sieben Jahren von Mannheim nach Rottach-Egern gezogen. Ihr Haus ist ein grüner Traum. Der Rasen eine Magerwiese, auf dem Dach Photovoltaik und Grundwasser; sie dienen zur Erzeugung von Strom und Wärme. Damit soll der Tüftler und studierte Chemiker sogar einen Überschuss an Energie erzeugen. Ein Ökologe durch und durch, der sich auch in der Tegernseer Schutzgemeinschaft engagiert. Jetzt möchten sie gerne Bürgerinnen und Bürger überzeugen, dass auch das Rathaus in grüner(er) Variante möglich sei; so ihre Hoffnung.
Bürgermeister Christian Köck will im November hingegen den Abriss des alten Gebäudes ausschreiben. Dann im kommenden März 2024 abreißen und mit dem Neubau beginnen. Mair und seine Mitstreiterinnen haben andere Pläne: “Wir haben uns daher entschlossen, ein formales Bürgerbegehren zu starten. Bei Erfolg, das heißt bei über zehn Prozent oder rund 600 Unterschriften von Erstwohnsitz-Bewohnern von Rottach-Egern, wird von der Gemeinde ein Bürgerentscheid durchgeführt, bei dem die Mehrheit entscheidet, sofern sie mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten beträgt. Dieser Bürgerentscheid ersetzt dann den Gemeinderatsbeschluss.”
Mair schlägt vor, nur einen Teil abzureißen, mehr zu sanieren und dezent neu zu bauen. Damit beruft er sich auf eine Planungsvariante aus dem Jahr 2021, die der Gemeinderat jedoch verworfen hat. Die Fassade sei dabei zu erhalten, weil sie doch “heimatstypisch sei. Den Platz hinter dem Rathaus will Mair erhalten. Bei einem Neubau fürchtet er eine zu “hohe Klimagasbelastung”. Dafür verantwortlich: Klinker, Dachziegel und Bewehrungseisen.” Mair ist überzeugt: “Sanieren ist das neue Bauen”.
Das Thema Sanieren wurde mehrfach in Bürgerversammlungen und Ratssitzungen diskutiert, selbst die Grünen stimmten dem Neubau zu. Dr. Gunther und Lore Mair werden in den nächsten Tagen Wurfsendungen in Rottach-Egern verteilen. Auch online kann man seine Unterschrift für ein Bürgerbegehren leisten. Derweil ziehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses in das Gebäude der Kreissparkasse. Wo es dann zurückgeht? Man darf gespannt bleiben.
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