Kostenlos parken im Parkhaus

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Es ist ruhig geworden um eines der großen Projekte der Stadt Tegernsee. Bestimmte das geplante Parkhaus auf dem Horn-Grundstück für eine Weile die Schlagzeilen, ist derzeit rund um das Vorhaben eher wenig Bewegung. Das heißt jedoch keineswegs, dass man sich aufseiten der Stadt von der Idee verabschiedet hat. Denn auch, wenn wenn die Pläne auf Eis liegen, befinden sich diverse Varianten weiter griffbereit in der Schublade. Nach dem Konzept eines Anbieters könnte man dort sogar kostenlos parken.

Erst wurde geplant, dann der Bedarf ermittelt

Noch mal zur Erinnerung: Die letzten diskutierten Planungen sahen vor, ein überdachtes Parkhaus mit 113 Stellplätzen zu errichten. Die Kosten für den Bau werden mit 2,87 Millionen Euro und damit rund 25.000 Euro pro Stellplatz beziffert. Über den Bedarf und die Notwendigkeit des Bauvorhabens wurde bereits früher im Tegernseer Stadtrat ausführlich und kontrovers diskutiert.

Die Gegner und die Befürworter haben sich ihre Argumente zurechtgelegt. Neben dem hohen Investitionsbedarf ist immer wieder zu hören, dass ein Parkhaus auf dem Land nicht angenommen werden würde. Der wohl größte Streitpunkt ist allerdings die Frage, ob es in Tegernsee überhaupt Bedarf für ein solches Parkhaus gibt.

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Aus diesem Grund wurde vor einiger Zeit auch eine Bedarfsanalyse in Auftrag gegeben und ausgewertet. Das Ergebnis: Tegernsee braucht kein Parkhaus. Da waren die Planungen indes schon voll im Gange. Und, so die Meinung im Stadtrat, das Gutachten sei das Papier nicht wert, da am Bedarf vorbei analysiert wurde.

Kostenlos parken?

Knapp 200.000 Euro haben allein die bisherigen Planungen bereits gekostet. Vielen Kritikern ist das ein Dorn im Auge. “Es wurde geplant, bevor darüber nachgedacht wurde, ob wir in Tegernsee überhaupt ein Parkhaus brauchen”, bemängelte Stadtrat Andreas Obermüller bereits im März dieses Jahres die Vorgehensweise der Stadt. Beauftragt mit den vorbereitenden Planungen wurde das Architekturbüro Wagenpfeil aus München.

Für ein Honorar von rund 100.000 Euro wurden Parkhausentwürfe angefertigt. Unnötige Ausgaben, wie Obermüller findet: “Es wurden Skizzen für 18 verschiedene Varianten erstellt. Eine grobe Vorplanung hätte auf jeden Fall gereicht und wäre deutlich günstiger gewesen.”

Zudem reichte im vergangenen Jahr noch eine weitere Firma konkrete Pläne bei der Stadt Tegernsee ein. Dabei handelt es sich um das Unternehmen Dockland Engineering aus der Nähe von Oldenburg. “Wir haben der Stadt und dem E-Werk Tegernsee Entwürfe und Berechnungen vorgelegt. Diese wurden aber nicht weiter betrachtet”, so Dockland-Geschäftsführer, Jens B. Wördemann. Die Zusammenarbeit hätte im Rahmen einer Public Private Partnership erfolgen sollen. Das sogenannte PPP-Modell kommt beispielsweise beim Bau und dem anschließenden Betrieb der Gmunder Realschule zum Einsatz.

Wie aus den Plänen von Dockland hervorgeht, sei es um ein Parkhaus mit 110 Stellplätzen für Kurz- und Langzeitparker gegangen. Neben Parkraum auf drei oder vier Ebenen waren auch Gewerbeeinheiten mit in die Planung integriert. Sind die Läden vermietet, könnte man sein Auto dann sogar kostenlos dort abstellen. “Diese Umsetzung ist sehr gut möglich und dann auch attraktiv für die Nutzer des Parkhaues”, so Wördemann.

2012 reichte die Firma Dockland Engineering verschiedene Pläne für ein Parkhaus bei der Stadt Tegernsee ein
2012 reichte die Firma Dockland Engineering verschiedene Pläne für ein Parkhaus bei der Stadt Tegernsee ein.

Trotz der detaillierten Pläne und einiger laut Wördermann interessanter Ansätze sei man von der Stadt im Dezember 2012 auf den Herbst des Folgejahres verwiesen worden. Ein Feedback zu den vorgelegten Entwürfen habe man jedoch nicht erhalte, zeigt sich der Geschäftsführer ein wenig enttäuscht. Neben einem Plan für das Parkhaus konnte Dockland damals auch einen Betreiber für das gegenüberliegende Hotel Guggemos präsentieren. Dieser wollte das Grundstück aber kaufen und nicht, wie vom Eigentümer, dem Tegernseer Brauhaus, gewünscht, pachten. Daher scheiterte auch diese Idee.

“Die dort nötigen Investitionen lassen sich über eine Pacht einfach kaum wieder hereinholen“, erklärt der Dockland-Geschäftsführer auf Nachfrage. In Sachen Parkhaus will er sich in den kommende Wochen erneut bei der Stadt Tegernsee melden. Dort genießt das Parkhaus jedoch derzeit nicht die höchste Priorität. Dazu Bürgermeister Peter Janssen:

Die Pläne liegen derzeit auf Eis. Wir wollen nun erst einmal die ortsplanerische Entwicklung der Stadt abwarten.

Ein Parkhaus sei weiterhin eng mit der Zukunft des Hotel Guggemos verknüpft, so Janssen weiter. Auch durch den seit einigen Wochen regelmäßig tagenden Arbeitskreis Ortsmitte erhofft sich die Stadt indes Erkenntnisse darüber, ob Tegernsee in Zukunft ein Parkhaus braucht oder nicht.

In der ersten beiden Sitzungen habe es sehr konstruktive Gespräche gegeben, Details wolle man derzeit aber noch nicht bekannt geben, so Janssen. Ungeachtet der Ergebnisse des Arbeitskreises gilt eine Umsetzung des Parkhauses noch vor den Kommunalwahlen im März 2014 als ausgeschlossen.

Die Henne und das Ei

Überhaupt ist es wie “die Geschichte von der Henne und dem Ei”, wie der Bürgermeister betont. Man wisse eben nicht, was zuerst da sein muss. Dabei kann man in der Tat die Frage stellen, ob ein besseres Parkplatzangebot nicht mehr Geschäftsleute und Kunden nach Tegernsee locken und sich dann der Bedarf für eben jenes Parkhaus tatsächlich einstellen würde.

Klar ist derzeit, dass Janssen die endgültige Entscheidung an seinen Nachfolger und den nächsten Stadtrat weitergeben wird. Dabei will Hans Hagn, Bürgermeisterkandidat der CSU und derzeit einziger Bewerber auf den Job Janssens, die Frage nach einem Parkhaus im Fall seiner Wahl erneut im Stadtrat zur Sprache bringen, wie er vor einiger Zeit im Interview mit der Tegernseer Stimme erklärte:

Man muss ganz einfach sehen, wie viele Parkplätze wir brauchen und wo wir diese herbekommen. Ob ein Parkhaus hier die richtige Lösung ist, kann man dann durchaus diskutieren.

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