Stehen in der Wiesseer Polizeiinspektion Änderungen an? Anfang der Woche kam die Sorge auf, dass die Wache nachts nun nicht mehr erreichbar sei. Was ist dran?
Es geisterte als Gerücht schon seit einiger Zeit durchs Tal. Sparzwang soll für weniger Polizeipräsenz im Tegernseer Tal führen. Die Führung wiegelt ab. Man habe alles unter Kontrolle. Wirklich?
Nachts, wenn man im Tegernseer Tal gewöhnlich schläft, weiß der Bürger: In Bad Wiessee sitzt die Polizei, ist in wenigen Minuten vor Ort, wenn Ungemach droht. Das ändert sich jetzt wohl. Anscheinend hat das Innenministerium die Landtagswahl im letzten Jahr abgewartet, um jetzt einschneidende Spar-Maßnahmen auch bei uns im Tegernseer Tal umzusetzen. Wir haben bei der Behörde Polizei Südbayern nachgefragt.
Die Polizeiinspektion in Bad Wiessee soll flexibler werden, heißt es offiziell. In den vergangenen Tagen sickerte jedoch die Information durch, dass die Nachtbesetzung der Inspektion dafür daran glauben müsse. Daniel Katz, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd, will beruhigen: “Weder eine Schließung der Polizeiinspektion Bad Wiessee zur Nachtzeit noch eine Reduzierung des Streifendienstes im Tegernseer Tal sind Gegenstand unserer Überlegungen.” Die Idee zur Flexibilisierung gebe es dabei schon lange. Katz bemerkt zudem: “Bisher hat sich in der Polizeiinspektion Bad Wiessee nichts geändert.” Obendrein ist noch nicht klar, ob sich überhaupt etwas ändert.
Die Idee beschreibt Katz mit einem für die Polizei ungewöhnlichen Business-Sprech: “Durch den Abbau administrativer Tätigkeiten im Bereich des Innendienstes und den damit einhergehenden Synergieeffekten/Ressourcengewinnen kann die sichtbare Polizeipräsenz im Außendienst vor Ort anlassbezogen – insbesondere zu belastungsstarken Zeiten – gesteigert und damit Handlungsspielräume für eine weitere polizeiliche Schwerpunktsetzung ermöglicht werden.” Aha! Auf Deutsch bedeutet das: Vorhandenes Personal wird dort eingesetzt, wo es aktuell benötigt wird. War das in der Vergangenheit anders? In einem folgenden Telefonat ergänzt Katz:
Streifen sollen draußen Einsätze abwickeln können, wenn sie auf der Inspektion gerade nicht gebraucht werden.
Auch wenn die Dienststelle in der Nacht vorübergehend unbesetzt ist, soll damit die Polizeipräsenz in Form des Streifendienstes sprichwörtlich „auf der Straße“ erhalten bleiben. Sie stünde für polizeiliche Einsätze im Tegernseer Tal weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung. Katz führt ein Beispiel an: “Sie kommen um 01.00 Uhr zu Polizeiinspektion, weil Sie ausgeraubt wurden und läuten an. Es wird immer jemand aus der Sprechanlage antworten; auch wenn die Wache nicht besetzt ist. Der Gesprächspartner ist nur eventuell nicht in der Inspektion.” Abschließend verdeutlicht Katz: “Es wird niemals so sein, dass die Polizeiinspektion sagt, “Kommen Sie morgen wieder”.
Das beruhigt weniger. Schon längst werden nicht nur in Bayern Polizeikräfte in der Fläche reduziert. Die Gründe sind längst bekannt: Seit Jahren sinken die Zahlen von Bewerbern für den Polizeidienst in Bayern. Noch dazu steigt die Zahl der Abbrecher. Hinzu kommen massive Belastungen durch permanente Proteste, ob Treckerrundfahrten oder Klimakleber. Die Polizei arbeitet am Limit.
Sollte die Inspektion in Bad Wiessee in der Tat nachts nicht mehr besetzt sein, wirkt sich das erst einmal auf das subjektive Sicherheitsgefühl einer vor allem alternden Gesellschaft im Tegernseer Tal aus. Streifenfahrten werden – vorerst – nicht reduziert. Und das Ende des sicheren Tals als besonderes Merkmal ist es wohl auch nicht. Nur – die schon lange vor sich hinschwelende Belastung der Polizei wird weiter Folgen haben.
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