Eine Hausarztpraxis in Wolfratshausen zeigt, wie Integration durch Arbeit gelingen kann …
“Gemeinsam schaffen wir das!” Dabei ist sich das Team der Hausarztpraxis von Matthias Krieg und Matthias Hartmann am Bahnhof von Wolfratshausen sicher. Gemeint ist damit die Ausbildung einer jungen Irakerin, der 24-jährigen Shami M. (Anm. d. Red.: Nachname geändert), die seit September 2023 dort ihre Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten absolviert. “Ich bin mit meiner Mutter 2020 nach Deutschland gekommen und habe zunächst einen Berufsintegrationskurs besucht”, sagt Shami M. und ergänzt: “Dabei habe ich einige Praktika gemacht und so diese Praxis kennengelernt.” Praxismanagerin Nicole Dissinger erklärt zudem: “Shami hat bei uns das Praktikum angefangen und wir hatten gleich das Gefühl, dass es passt. Als sie dann schon am zweiten Tag das EKG alleine geschrieben hat, war uns klar, dass wir sie unbedingt als Auszubildende haben wollen.”
“Wenn man miteinander redet, ist so vieles möglich”
Hier kommt die Agentur für Arbeit Rosenheim ins Spiel: “Wir freuen uns sehr, dass Arbeitgeber wie diese Praxis Bewerberinnen und Bewerbern, wo an der einen oder anderen Stelle noch eine Unterstützung nötig ist, eine Chance geben”, sagt Michael Preisendanz, der Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Rosenheim. Für ihn ist klar:
Da helfen wir gerne.
Die Agentur für Arbeit bietet für solche Fälle eine sogenannte Einstiegsqualifizierung an: Betriebe und junge Menschen, die es sich vorstellen können, dort ihre Ausbildung zu machen, lernen sich im Rahmen eines sozialversicherungspflichtigen Praktikums kennen. “So haben beide Seiten unverbindlich die Möglichkeit zu testen, ob sie zueinander passen”, argumentiert die Rosenheimer Agentur. Obendrein wird die Einstiegsqualifizierung durch einen Zuschuss zur Praktikumsvergütung und einer Pauschale für die Sozialversicherungsbeiträge gefördert. “
“Auch wir haben Shami im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung über zwölf Monate kennengelernt. Dadurch konnte sie testen, ob ihr der Beruf der Medizinischen Fachangestellten wirklich gefällt und gleichzeitig ihre Deutschkenntnisse verbessern”, sagt Matthias Krieg. “Weil alles so gut geklappt hat, konnte sie nach den zwölf Monaten gleich in das zweite Lehrjahr einsteigen.”
Und auch während der Ausbildung gibt es Hilfe aus Rosenheim. Die “Assistierte Ausbildung” bietet Nachhilfe für die Berufsschule und kann eine sozialpädagogische Begleitung beinhalten. Auch die 24-Jährige nutzt diese Unterstützung: „Ich habe eine feste Ansprechpartnerin, mit der ich einmal in der Woche zusammensitze. Wir sprechen vorher ab, welche Inhalte aus der Berufsschule wir durchgehen und das hilft mir wirklich“, erzählt die 24-Jährige, die am liebsten im Labor arbeitet. Aktuell bereitet sie sich auf die Zwischenprüfung Ende März vor; danach geht es in Richtung Abschlussprüfung. Dazu betont Krieg:
Dafür haben wir bereits erreicht, dass Shami ein halbes Jahr länger bekommt, bis sie diese schreibt. Wenn man miteinander redet, ist so Vieles möglich.
Es ist wichtig, sagt Krieg, jeder Einzelnen und jedem Einzelnen eine Chance zu geben. “Wenn ich meine Auszubildende anschaue, wünsche ich mir, dass sie nach der bestandenen Abschlussprüfung bis zum Renteneintritt bei uns arbeitet“, so Krieg. Michael Preisendanz freut sich über Erfolgsgeschichten wie die der jungen Irakerin. Der stellvertretende Leiter der Rosenheimer Arbeitsagentur wendet sich direkt an die jungen Leute, die im Sommer die Schule abschließen und noch nicht wissen wie es danach für Sie weitergeht: „Meldet Euch am besten gleich bei dem Betrieb, bei dem Ihr gerne eine Ausbildung machen wollt und vereinbart ein Praktikum für die Osterferien. Dies ist häufig der Türöffner für die spätere Ausbildung“, sagt er.
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