Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
Wissenschaftliche Sensation: Mini-Birken aus der Eiszeit entdeckt

Eine Zeitreise ins Moor: Mini-Birken enthüllen ihre Geschichte als Überlebende der Eiszeit. 

Inventur-Team der Fachstelle Waldnaturschutz Oberbayern im Ellbach-Kichseemoor / Foto: H. Hofmeier, FSW, AELF-Ebersberg-Erding

Bei Geländearbeiten im Ellbach- und Kirchseemoor entdeckten Förster einen spannenden Fund: Miniaturbirken, die als Eiszeitrelikte gelten. Gerhard Märkl, Experte der Fachstelle, bringt seine Begeisterung für den Fund zum Ausdruck: „Das ist wirklich bemerkenswert! Wir haben hier Strauch-Birken (Anmerkung: botanisch Betula humilis), die nach der Eiszeit nur an wenigen, verstreuten Orten überlebt haben.”

Laut Märkl seien die kleinen Bäumchen auf kühl-feuchte Moorstandorte angewiesen und scheinen eine Delikatesse für das Wild zu sein, “da es sie besonders gerne frisst”, so der Experte. Er weiß:

Diese Art ist stark gefährdet und wird auf der Roten Liste Bayerns geführt.

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Die Verbreitungskarte der Bayernflora dokumentiere einen deutlichen Rückgang der Art sowohl nach 1945 als auch nach 1990.

Ein Schatz der Eiszeit im Alpenvorland

Die Mini-Birken zeichnen sich durch eine niedrige Wuchshöhe von etwa einem halben Meter bis 2,5 Meter und eiförmig-rundlichen, spitzzähnigen Blättern aus. Märkl bemerkt zudem: “Eine weitere Eigenschaft, insbesondere an jungen Trieben, sind zahlreiche Drüsen, die die rutenförmigen Zweige spürbar rau machen.” Aktuell findet man das Bäumchen hauptsächlich in Bayern, vereinzelt tauchen die Pflanzen auch in Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern auf. In Bayern wächst die Strauch-Birke nahezu ausschließlich im Südwesten des Alpenvorlands. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen waren bisher nur wenige Vorkommen bekannt. Im Landkreis Miesbach wurden noch keine Exemplare gefunden. Umso erfreulicher ist der aktuelle Fund von etwa 150 Pflanzen.

Die Mini-Birken sind dabei hauptsächlich entlang der Gehölzränder in den Übergangsbereichen von moorigen Streuwiesen oder in lichten Bereichen von Moorwäldern zu finden. Laut dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) haben die langjährigen Schutzmaßnahmen sowie eine naturnahe Bewirtschaftung maßgeblich dazu beigetragen, dass sich dieser bemerkenswerte Bestand Eiszeitrelikte entwickeln konnte.

Folgend betont Märkl die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern, der zuständigen unteren Naturschutzbehörde und dem Bereich Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Holzkirchen, um den überregional bedeutsamen Strauch-Birken-Bestand zu erhalten und seine Zukunft zu sichern. “Dieses Kleinod aus längst vergangener Zeit verdient unseren bestmöglichen Schutz”, so Korbinian Wolf, Bereichsleiter am AELF Holzkirchen abschließend. “Wir werden daher bei unseren Beratungen die Waldbesitzer hierfür sensibilisieren und auf die besondere Bedeutung dieser Baumart hinweisen.”

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