Der Ganztag kommt
Gmund will Zukunft: noch mehr Kinderbetreuungsfragen für die Kommunen

Ab 2026 geht es los mit der Ganztagsbetreuung. Dann können Eltern, die Bedarf haben, ihre Kinder im Grundschulalter nachmittags unterbringen. Zumindest in der Theorie …

Vorübergehend geschlossen. Ein Hort braucht qualifiziertes Personal, andernfalls gibt es keine Betriebserlaubnis. Foto: Redaktion

Josef Stecher (FWG) ist Gemeinderatsmitglied und im Job Sozialpädagoge. Er arbeitet für die Jugendhilfeplanung des Landkreises Miesbach. In der vergangenen Gemeinderatssitzung in Gmund stellt Stecher seine Kolleginnen und Kollegen vor die Tatsachen, die auf alle Kommunen zurollen: Ab 2026 gilt ein neuer Rechtsanspruch: die Ganztagesbetreuung.

An fünf Tagen die Wochen sollen Grundschülerinnen und Grundschüler dann ein “Angebot” besuchen können, das acht Stunden Betreuung vorsieht. Das kann schulisch über eine Offene Ganztagesschule, eine gebundene Ganztagesklasse, eine Mittagsbetreuung, ein Hort oder den sogenannten kooperativen Ganztag gelöst werden.

Hinter den Varianten steckt im Wesentlichen die Frage der Qualifizierung: Sollen die Kinder nur “aufgeräumt” werden am Nachmittag? Oder gibt es Unterstützung bei den Hausaufgaben? Je mehr inhaltliche Begleitung der Kinder, desto mehr Fachkräfte sind nötig, könnte man die Formel zusammenschrumpfen.

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Gemeinden versus Schulamt

Während das Schulamt für die schulischen Angebote zuständig ist, also etwa für gebundene Ganztagesklassen (verpflichtendes Schulkonzept, das Unterricht und andere Angebote abwechselnd über den Tag verteilt) oder etwa den offenen Ganztag, der ein freiwilliges Nachmittagsangebot stellt), sind die Gemeinden in der Pflicht bei der Kindertagesbetreuung.

Angesichts der plötzlichen Hortschließung des Pius-Kinderhauses aufgrund der Kündigung zweiter Fachkräfte, ist allen klar, wo es hackt: “Erzieherische Fachkräfte zu finden ist äußerst schwierig”, gibt Stecher seinen Kolleginnen und Kollegen im Rat mit. Ein weiteres Hindernis sind die Räumlichkeiten. So muss etwas das Pius-Kinderhaus saniert werden; die Grundschule hingegen ist er neu saniert werden.

“Worauf fokussiert sich die Gemeinde?”, das ist die Grundsatzfrage, die Gmund noch beschäftigen wird. Für Bürgermeister, Alfons Besel (FWG) ist klar, die Mittagsbetreuung ist zwar eine “sehr gute Betreuung – mit über 100 Kindern aber auch enorm belastet.” Er will ein zusätzliches Hortangebot schaffen. Rückendeckung bekommt er von der dritten Bürgermeisterin, Christine Zierer, die auch der Meinung ist, dass es den Hort brauche und dass der raus aus dem Schulgebäude müsse.

Bedarf versus Pflicht

Was der Gesetzanspruch nicht ist? Auch dazu klärt Stecher auf: Es ist keine Pflicht, sondern ein Anspruch, den Eltern gelten machen können. Die Ganztagesbetreuung muss zudem nicht kostenfrei bereitgestellt werden. Die Gemeinde kann Eltern also auch beteiligen.

Betreuungssituation aktuell

105 Kinder im Grundschulalter können aktuell nachmittags betreut werden. Der Großteil über die Mittagsbetreuung der Schule (80 Plätze), 25 Kinder werden im Hort betreut. Fünf weitere Kinder sind in anderen Gemeinden im Hort untergebracht.

Dass die Gemeinde für die Jahre mit einem steigenden Bedarf rechnet, basiert auf einer Elternumfrage und der demografischen Entwicklung in der Gemeinde.

Bereits heute ist der Bedarf höher als das Angebot an Betreuungsplätzen: sechs Kinder sind aktuell nicht untergebracht. Und die Betreuungsquote wird bereits im nächsten Jahr steigen, von aktuell 51 Prozent Betreuungsquote auf etwa 60 Prozent. Dann fehlen im nächsten Jahr 22 Plätze für Grundschulkinder.

“Das ist die nächste große Entscheidung, die wir treffen müssen”, sagt der Bürgermeister und dass davon viele weiteren Entscheidungen abhängen würden. So fördert der Bund zum Beispiel “Ausbaumaßnahmen”. Allerdings müssen die dann auch bis 2027 abgeschlossen sein.

Die Gemeinde baut im Ortsteil Dürnbach ihre Betreuungsplätze aus. Übergangsweise werden die Kindergruppen in Containern untergebracht. Hier geht es allerdings bisher nur um Kinder unter drei und unter sechs Jahren.

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