40 Jahre Marianne Strauß Stiftung
Strauß, die Stiftung und das Erbe

Die Marianne Strauß Stiftung feiert heuer ihr 40-jähriges Bestehen. Vorstand Franz Georg Strauß, ja genau, der Sohn, vom einstigen Über-Ministerpräsidenten Franz Josef, spricht mit uns über die Arbeit der Stiftung, seine Zweitheimat in Bad Wiessee und was er von der heutigen Politik hält.

franz georg strauß
Franz Georg Strauß feiert das 40-jährige Jubiläum der Marianne Strauß Stiftung. / Quelle: Marianne Strauß Stiftung

Zuerst ist da die Stimme. Der Sohn klingt für das ungeübte Ohr wie der Vater. Nicht ganz so drastisch gepresst, aber wenn man will, hört man da den einstigen bayerischen Ministerpräsidenten am anderen Ende. Franz Georg Strauß ist, so steht es im Netz, Medienunternehmer, CSU-Mitglied, Vater zweier erwachsener Söhne und führt die Marianne Strauß Stiftung (MSS) für in Not geratene Menschen. Diese gemeinnützige Einrichtung wurde nach seiner Mutter benannt. Und alles begann mit einem Unglück:

Vor vierzig Jahren: Am 22. Juni 1984 verunglückt Marianne Strauß zwischen Kreuth und Rottach-Egern bei einem Autounfall tödlich. Anderthalb Monate später gründen ihre Kinder die Stiftung. Sie erklärt sich aus dem jahrelangen Engagement der Mutter für Hilfsbedürftige. „Die MMS hat seither in über 38.000 Fällen Menschen in Not geholfen“, erklärt Strauß. Mit wenig Personal (zwei in Teilzeit fest angestellten Mitarbeiterinnen sowie einer freien Mitarbeiterin, der Rest wird von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bereut) und dem reinen Fokus auf Bayern kümmert sich die Stiftung um jene Fälle, die hat vom Schicksal getroffen sind, die aber von staatlicher Hilfe nicht umfangreich geschützt sind. Die Stiftung steht gut da, sagt der Jurist. In den vergangenen 40 Jahren konnte durch Spenden und Einkünfte aus Erbschaften ein Stammkapital von 20 Millionen Euro erwirtschaftet werden.

Fälle, die zu Herzen gehen

Welcher Fall hat Strauß in jüngster Zeit am stärksten getroffen? „Eine Landwirtsfamilie. Ein Kind stirbt, was schon ein schlimmer Schlag ist. Die Mutter zündet zum Gedenken eine Kerze an, die fällt, lässt den gesamten Hof abbrennen. Da helfen wir …“ erzählt der 63-Jährige. Schwierig wird es, wenn Strauß Fälle als Beispiele in die Öffentlichkeit bringen will. „Da kommt schnell Neid auf. Wieso bekommen die das Geld, und ich nicht.“ Auch im Tegernseer Tal ist die Stiftung aktiv, organisiert dieses Jahr mit Monsignore Waldschütz eine Weihnachtsaktion. „Gerade kleine Selbständige, wenn sie auf das Rentenalter zuschreiten, geraten schnell in eine finanzielle Schieflage. Es gibt viele, auch in der Region Tegernsee, die schnell im Schatten stehen“, sagt Strauß.

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Der Vater zweier erwachsener Kinder hat zum Tal seit jeher eine enge Beziehung. Von 1974 bis 1982 wohnte die Familie in Rottach-Egern in der Nähe des Prasserbads, „in fünfter Reihe“, wie Strauß schnell betont. Und das fällt auch in einem solchen Gespräch auf: Die Familie will nicht vermögend wirken. Alles soll bescheiden sein. Der Grund: In den vergangenen Jahrzehnten seit dem Tod des Vater 1988 wurde viel über das eigentliche Vermögen der Familie Strauß spekuliert. „Da gab es Hetzkampagnen. Taxifahrer beschimpften mich“, erklärt Strauß jene Zeit, in der sein Bruder medial und juristisch massiv angegangen worden war. Jetzt ist es recht ruhig geworden. Die Schlachten scheinen geschlagen zu sein. Seine Schwester, Monika Hohlmeier, ist wieder für die CSU im Europaparlament gewählt worden. Franz Georg, als jüngerer Sohn, hat immer wieder im Medienbereich gearbeitet. Jetzt, mit 63, kommt er zurück an den See.

Strauß wohnt in Bad Wiessee – teilweise

Seit vier Jahren lebt er in Bad Wiessee als Zweitwohnler. „Es war schwierig, meine Frau zu überzeugen. Sie kommt vom Bodensee. Da ist sie andere Wassermengen gewohnt“, lacht er. Ist es für ihn komisch, an jenen Ort zurückzukehren, an dem seine Mutter verunglückte? „Nein, es war ein Unglück. Der Ort hat damit nichts zu tun. Natürlich – wäre sie nur wenige Meter weiter verunglückt, wäre der Wagen in eine Wiese gelandet. Aber das ist jetzt lange her“, schließt er das Küchenpsychologische in Strauß-Manier ab. Fragt man Strauß nach der aktuellen Politik, nimmt er schnell Fahrt auf. Viel Kritik an der Ex-Kanzlerin Merkel. Sie habe vieles von dem, was in Deutschland gerade falsch laufe, verschuldet, ist sich der Strauß-Sohn sicher. „Mit ihr fingen wir an, uns von einer Leistungs- in eine Versorgungsgesellschaft zu verändern. Aufbau der Sozial-, Abbau der Investitionshaushalte“. Auch die Entscheidung, nicht robust die Flüchtlingsströme 2015 anders zu steuern, sondern zu viele Menschen aufzunehmen, „hat uns nicht gutgetan.“

Mit dem Übervater leben

Aber den neuen Rechten, der AfD z.B. das Wort zu reden, kommt für das CSU-Mitglied Strauß nicht infrage. „Deren Nähe zu Russland ist verantwortungslos“, „mein Vater hätte die in der Luft zerrissen. Das ‚Nie wieder‘ war ja der Grund, warum er, aber auch Brandt oder Schmidt in die Politik gingen.“ Waren Politiker wie Strauß oder Schmidt anders? Hätten sie einen Platz heute in der politischen Arena? Strauß verneint diese Fragen. „Die haben alle schon ein Leben im Krieg gehabt, als sie später in die Politik gingen. Die haben das aus einer Berufung heraus gemacht, sahen das nicht als Beruf an“, erklärt er. Sein Vater hätte auch gern einen Lehrstuhl für Neuere Geschichte in München angenommen. Zum Hintergrund: Franz Josef Strauß war mit seinem Abitur-Durchschnitt von 1,0 der Beste seines Jahrgangs in ganz Bayern. Hinzu kommt: Auch in den 25 Jahren zuvor hatte kein Abiturient Bayerns 1,1 oder 1,0 erreicht.

Wie es ist, mit so einem Übervater zu leben, einem, der Bayern so nachhaltig in allen Schattierungen des politischen Wirkens geprägt und verändert hat, wird in diesem Gespräch nicht klar. Strauß Junior, eine Bezeichnung, die angesichts des Alters putzig ist, aber eben die Vergleichshöhe auch dokumentiert, hat seinen eigenen Weg gefunden. Sein Wirken für die Stiftung ist wohl der bessere Weg als ein Leben in der Politik. Dort wäre er immer am Vater gemessen worden. Wer hält das schon aus?

Infobox:

Die Marianne Strauß Stiftung unterstützt innerhalb Bayerns v.a. in finanzielle Not geratenen Menschen und legt dabei einen Schwerpunkt auf Einzelfallhilfe für sozial Schwache und Menschen mit Behinderung.

Die Stiftung wurde 1984 nach dem Tod von Marianne Strauß gegründet. Der Stiftungsvorstand steht seit Gründung unter dem Vorsitz von Franz Georg Strauß, Sohn von Marianne Strauß. Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist seit 2012 Ferdinand von Forstner.

Wer spenden möchte oder Hilfe benötigt, kann sich hier informieren: https://www.msshilft.de/de/. Die Marianne Strauß Stiftung ist seit September 2008 Trägerin des DZI Spenden-Siegels. www.dzi.de

Korrektur, 26. Juni 2024, 11:57 Uhr:

Im ersten Artikel haben wir geschrieben, dass Franz Josef Strauß im Jahr 1984 verstorben ist. Diese Aussage ist nicht richtig. Er ist 1988 verstorben. Wir bitten um Entschuldigung für diese Fehlinformation. Die Zahlen haben wir im Text entsprechend korrigiert.

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