Sommerzeit ist Waldfestzeit. Die allermeisten davon werden von Vereinen organisiert. Und das zahlt sich aus. Eine kleine Verneigung vor deren ehrenamtlicher Arbeit …
Der Platz unten in Abwinkl ist pickepackevoll. Auf über hundert Bänken sitzen Menschen, trinken, essen, lachen. Es ist Sonntag, noch drohen Wolken, aber das macht weder Gästen noch den Veranstaltern etwas aus. Gäste aus allen Gemeinden, der Pensionen und Kliniken genießen die Aufführungen der Trachtler. Es wird ausgeschenkt. Der Bürgermeister spült mit dem TTT-Chef das dreckige Geschirr.
Flexibel aufgrund unsicherer Wetterlage
Die Vereine haben sich das Jahr über auch auf solche Ereignisse vorbereitet. Mussten immer flexibel wegen unsicheren Wetterlagen sein. Kein Privatunternehmen könnte das leisten. Man muss kein Fan der Tracht sein oder die Musik mögen. Aber Vereine wie die Trachtler, die Skiclubs oder Fußballvereine geben einer Kommune weit mehr, als die anderen Einwohner ahnen. Sie schaffen Gemeinschaft und Identität. Ein Ort ist eben mehr als nur eine Ansammlung an steuerzahlenden Bürgern.
In diesen Tagen wird in den Städten und im veröffentlichten Raum oft gefragt, wer wir als Deutsche sind. Man kann beruhigt auf diese Vereine und ihre Arbeit zeigen. Die Frauen, Männer und Kinder erklären mit ihren Tänzen und mit ihrer Musik unsere aktuellen Fragen. Sie schaffen in gewisser Weise auch eine Ordnung, einen Rahmen, in dem wir uns bewegen. Sie als Tanzbären für Touristen abzutun, wäre nicht nur despektierlich, sondern grundfalsch.
Eine Gemeinschaft schaffen
Einige von jenen, die in Rottach-Egern, Kreuth, Wiessee, Tegernsee, Gmund oder Waakirchen Feste ausrichten, sind nicht nur dort engagiert. Wir sehen sie bei der Feuerwehr, im Gemeinderat, in der Flüchtlingshilfe. Sie geben ihre Freizeit, manchmal auch ihr eigenes Geld, um aus einer Gemeinde eine Gemeinschaft zu schaffen.
Großstadt vs. Dorf: Der Vergleich
Und dann ist da noch ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail: Der Autor lebte jahrelang in Großstädten. Auch dort gibt es Feste. Der Unterschied: Meist sieht es nach Stadtteilfesten oder anderen “bunten” Feiern danach auf dem Festplatz tagelang verheerend aus. Sonntagabend wurde noch in Abwinkl gefeiert. Montagmittag waren der Festplatz aufgeräumt und die Bänke zusammengestellt. Es mag gern als Sekundärtugend abgetan werden, aber diese Idee von räumlicher Ordnung schafft auch Sicherheit, da müssen keine hochwichtigen Soziologie-Thesen herangeholt werden. So schafft man Heimat.
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