Wer zahlt den Hochwasserschutz?

Aktualisierung vom 12. Juni / 17:33 Uhr
Erst vor Kurzem wurde die neue Brücke über die Rottach fertiggestellt. Doch Gemeinden und das Wasserwirtschaftsamt arbeiten derzeit auch daran, die Rottach hochwasserfest zu machen.

Ein ungeklärter Punkt ist jedoch weiterhin die Kostenfrage. In Tegernsee sollen die Anlieger zahlen, in Rottach nicht.

Etwa so hoch stünde laut den Berechnungen des Wasserwirtschaftsamtes das Wasser der Rottach an dieser Stelle / Quelle: WWA
Die Rottach soll für ein 100-jähriges Hochwasser gerüstet werden / Quelle: WWA

Als Grund dafür nannte Tegernsees ehemaliger Bürgermeister Peter Janssen, dass die Häuser der Anlieger durch den erhöhten Schutz auch eine Wertsteigerung erhalten. Daher sei die Beteiligung durchaus gerechtfertigt. Außerdem sei diese Art der Finanzierung, ähnlich wie bei Straßenbauarbeiten, durchaus üblich.

Anzeige

Tegernsees neuer Bürgermeister Johannes Hagn will sich heute noch nicht auf die Aussage seines Vorgängers festlegen. Dafür wird es noch ein gemeinsames Gespräch der beiden neuen Rathaus-Chefs aus Rottach und Tegernsee geben, in dem diese Frage geklärt werden soll.

Konkret geht es dabei an beiden Ufern der Rottach um eine Summe von 260.000 Euro. Während Rottach seinen Anteil bisher ganz übernehmen will und daher diese Summe auch schon im Haushalt eingestellt hat, rechnet man in Tegernsee noch damit, dass die Anlieger sich zur Hälfte an den Kosten beteiligen.

Ursprünglicher Artikel vom 11. Dezember mit der Überschrift: “Höhere Dämme, weniger Bäume”
Gestern wurden im Quirinal in Tegernsee die Pläne für den Ausbau der Rottach vorgestellt. Diese sollen in Zukunft einen besseren Hochwasserschutz gewährleisten. 

Für Ärger sorgten bei den Anwohnern vor allem die wenig ansprechenden Betonwände, der Kahlschlag der Bäume sowie die aus ihrer Sicht ungerechte Kostenverteilung auf Tegernseer Seite.

Auf der gestrigen Veranstaltung im Quirinal in Tegernsee stellte das Wasserwirtschaftsamt die Planungen zum Hochwasserschutz an der Rottach vor
Im Tegernseer Quirinal stellte das Wasserwirtschaftsamt die Planungen zum Hochwasserschutz an der Rottach vor.

„Uns ist allen klar, dass etwas gemacht werden muss“, so Rottachs Bürgermeister Franz Hafner auf der gestrigen Veranstaltung, auf der die Pläne zum Hochwasserschutz der Rottach vorgestellt wurden. 

Er selber habe während des Juni-Hochwassers an den Dämmen gestanden und „Blut und Wasser geschwitzt“, erklärte Hafner. Denn durch den starken Druck des Wassers hätten sich damals bereits Schwachstellen am Damm aufgetan. „Ich hätte mich da nicht mehr freiwillig draufgestellt“, so der Bürgermeister weiter. 

Größere Wassermengen beherrschen

Diese Schwachstellen seien mittlerweile schon wieder ausgebessert worden, betonte dagegen Andreas Holderer vom Wasserwirtschaftsamt. Um die Rottach Anlieger jedoch auch künftig gegen große Hochwasser schützen zu können, sind weitere Schutzmaßnahmen nötig.

Die Möglichkeiten seien hier aufgrund der Lage der Rottach allerdings begrenzt, erklärte Projektleiter Klaus Schmalzl. Weder könne man die Rottach eintiefen, da sonst der Grundwasserspiegel zu stark sinken würde, noch sei es aufgrund der beengten Verhältnisse möglich, die Rottach zu verbreitern, so Schmalzl weiter.

Irgendwie muss die Kapazität der Rottach indes erhöht werden, soll das Wasser bei einem hundertjährigen Hochwasser nicht über die Dämme treten und rund 300 Häuser in Tegernsee und Rottach-Egern unter Wasser setzen. Streiche man die unrealistische Möglichkeit einer Aussiedlung der Anwohner, so bliebe einem nichts anderes übrig, als zusätzliche Längsbauten entlang der bestehenden Dämme zu errichten, um die Wassermengen zu beherrschen, so Schmalzl.

So sähen die Winkelstützmauern aus Beton aus
Damm und Grundstücke liegen hier eng beieinander / Quelle: Wasserwirtschaftsamt

Die neuen Schutzbauten sollen, bei der zugrunde liegenden Berechnung der Wassermenge von rund 55 Kubikmetern pro Sekunde, je nach Dammabschnitt eine Höhe zwischen 15 und 72 Zentimetern über den bestehenden Dämmen haben. Die Höhe der Schutzanlagen verringert sich dabei, je weiter man flussabwärts kommt.

Manche dieser Schutzanlagen könnten aus optisch ansprechenden Steinen gebaut werden, andere müssten aus sogenannten Winkelstützmauern aus Beton errichtet werden, da hier die Grundstücke direkt an den Damm heranreichen, so die Planer des Wasserwirtschaftsamts. 

Kahlschlag

Auch auf Nachfrage betonte Andreas Holderer, dass es hier kaum eine andere Möglichkeit gebe. Man sei jedoch darum bemüht, eine möglichst ansprechende Lösung zu finden. Da die genannten Stützmauern und Steine allerdings auch sehr hoch ausfallen würden, sei der Bewuchs beispielsweise in der Ludwig-Thomas-Straße kaum zu erhalten, so Holderer.

„Das ist ja ein richtiger Kahlschlag“, warf ihm daraufhin einer der Anwohner vor. Doch Holderer betonte auch hier den guten Willen des Wasserwirtschaftsamtes: 

Nach unseren Vorgaben dürfte eigentlich nichts stehen bleiben. Jeder Baum kann im Ernstfall nämlich umfallen und damit eine Bresche in den Damm reißen.

Insgesamt rund 4,35 Millionen sollen die gesamten Maßnahmen kosten. Nach Abzug der Beteiligung des Freistaates müssen noch etwa 2,9 Millionen zwischen der Gemeinde Rottach und der Stadt Tegernsee aufgeteilt werden. 

Etwa so hoch stünde laut den Berechnungen des Wasserwirtschaftsamtes das Wasser der Rottach an dieser Stelle / Quelle: WWA
Ein 100-jähriges Hochwasser an dieser Stelle der Rottach / Quelle: WWA

Wie im aktuellen Haushaltsentwurf Tegernsees beschlossen, wird die Stadt die Hälfte der Kosten auf die Anlieger umlegen. In Rottach hat man sich hingegen noch nicht entschieden. Die gestern anwesenden Tegernseer Anwohner beschwerten sich über diese vermeintliche Ungleichbehandlung. Schließlich seien die Maßnahmen ja wohl ein Allgemeinschutz der Stadt. „Diese Situation ist nicht tragbar. Auf der einen Seite muss man zahlen, auf der anderen nicht“, meinte einer, und „Für den Steg haben wir Geld, aber für so etwas nicht“ ein anderer.

Janssen verteidigte die Vorgehensweise jedoch. Der Stadtrat sei auch für den Haushalt zuständig. Zudem sei eine Beteiligung der Anwohner, wie auch beim Straßenbau, durchaus üblich und gerechtfertigt. „Der Wert der Grundstücke erhöht sich dadurch schließlich auch“, so Janssens Argument. 

Wie genau der Schlüssel der Kostenverteilung unter den Anwohnern ist, stehe allerdings noch nicht fest. Klar ist dagegen, dass man bereits im nächsten Jahr mit den Baumaßnahmen am ersten Abschnitt beginnen möchte. Dieser reicht von der Bundesstraße bis zur Felitzer Brücke an der Ludwig-Thoma-Straße. Die anderen Abschnitte weiter flussabwärts sollen dann später folgen. 

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner