Für Familien wird’s teuer

Der Wiesseer Badepark ist mit rund 800.000 Euro Defizit pro Jahr ein echter Kostenfresser. Um dieses Defizit zumindest ein wenig aufzufangen, hat der Gemeinderat gestern eine Erhöhung der Eintrittspreise beschlossen.

Vor allem die fehlende Trennung von Sauna- und Badebereich macht den Aufenthalt im Badepark damit allerdings künftig für Familien nur noch schwer bezahlbar.

Badepark-Besucher müssen künftig tiefer in die Tasche greifen
Badepark-Besucher müssen künftig tiefer in die Tasche greifen.

Dass der Badepark geschlossen werden soll, steht schon seit einiger Zeit fest. Das Gebäude muss dem neuen Thermenkonzept weichen. Einzig das Sportschwimmbecken soll nach den jüngsten Aussagen von Bürgermeister Peter Höß wohl auch in das Konzept der neuen Therme Eingang finden. Vorausgesetzt, der künftige Investor macht mit. Bis diese Pläne allerdings umgesetzt werden, dauert es wohl noch einige Zeit.

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„Ich gehe davon aus, dass der Badepark noch mindestens zwei Jahre bestehen bleibt“, so Höß vor gut zwei Wochen. Für den Gemeindehaushalt sei dies, so Höß weiter, allerdings eine enorme Belastung. Denn der Badepark schlägt jährlich mit einem Defizit von rund 800.000 Euro zu Buche. Grund dafür ist vor allem die unzureichende Wärmedämmung des Gebäudes. Um den Badepark überhaupt weiter betreiben zu können, hat Wiessee zudem in den letzten Jahren allein in die Instandhaltung eine Million Euro investiert.  

Gestiegenes Defizit

„Wir haben alles dafür getan, dass der Badepark auch weiterhin zur Verfügung steht. Eine Erhöhung der Eintrittspreise ist jedoch unumgänglich“, betonte der Bürgermeister gestern im Gemeinderat. Letztmals wurden die Preise im Jahr 2008 angepasst. Da seitdem aber die Energiekosten deutlich gestiegen sind, hat sich auch das Defizit dementsprechend gesteigert.

Man gebe nur die Energiekosten weiter, erklärte Höß. Künftig werden Erwachsene im Schnitt zwei Euro mehr für einen Besuch des Badeparks zahlen müssen. Bei einem Aufenthalt von eineinhalb Stunden steigt der Preis von 7 auf 9 Euro. Bei zweieinhalb Stunden geht es auf 12,50 Euro hoch. Dagegen kommt auf Kinder und Jugendliche nur eine Erhöhung um 50 Cent zu.

Eine Trennung von Sauna- und Badebereich könnte künftig zu einer anderen Preisstruktur führen
Künftig zahlt man an der Kasse im Badepark um bis zu 30 Prozent mehr Eintritt.

Nicht alle Gemeinderäte waren gestern indes mit der Preissteigerung einverstanden. „Wir müssen uns fragen, was uns Familien, Kinder und Senioren wert sind. Ich kann die Erhöhung der Preise nicht mittragen“, betonte Ingrid Versen (CSU). Bürgermeister Peter Höß konnte diesen Einwand allerdings nicht so ganz nachvollziehen.

Während viele Gemeinden ihre Bäder aus Kostengründen schließen lassen, wolle Wiessee dieses Angebot ganz bewusst erhalten und Kindern weiterhin die Möglichkeit geben, auch im Winter schwimmen zu lernen, erklärte Höß.

Gleichzeitig müssen wir jedoch auch Geld in die Kasse bringen und das Defizit ausgleichen.

Dabei ist der Badepark auch mit der nun beschlossenen Preiserhöhung im Vergleich zu anderen Einrichtungen weiterhin konkurrenzfähig. Freilich nur, wenn man als Besucher sowohl das Schwimmbad als auch die Sauna nutzen möchte. Nutzt man allerdings nur das Schwimmbad, sieht das anders aus. Für die gleiche Aufenthaltsdauer zahlt man in Wiessee beispielsweise zukünftig das Doppelte wie in der Schlierseer Vitalwelt.

Verwaltung prüft Trennung von Sauna- und Badebereich

Der hohe Preisunterschied resultiert dabei aus der in Wiessee fehlenden Trennung des Sauna- und Badebereichs. In Schliersee ist diese hingegen schon seit Beginn ein Bestandteil des Angebots. „Viele wollen gar nicht in die Sauna, müssen derzeit aber dafür zahlen“, betonte Kurt Sareither (CSU). In Schliersee zahlt man hingegen nur für die Leistung, die man auch tatsächlich nutzt.

Des Problems ist man sich auch im Wiesseer Rathaus bewusst. Daher prüft die Verwaltung derzeit die Möglichkeit einer Trennung der beiden Bereiche. Technisch sei das, so der Wiesseer Geschäftsleiter Michael Herrmann, ohne Weiteres möglich, indes wäre eine Trennung auch mit neuen Kosten für die Gemeinde verbunden. „Man braucht Drehkreuze und ein neues Kassensystem. Das bedeutet einen Aufwand zwischen 60.000 und 80.000 Euro“, so Herrmann weiter.

Der Badepark samt großem Sportbecken soll mit Baubeginn der Therme abgerissen werden
Schwimmen ohne Sauna? Im Badepark derzeit unmöglich / Archivbild

Offen bleibt jedoch, warum die Gemeinde diesen Schritt nicht bereits vor Jahren gewagt hat. Sprechen sich die Verantwortlichen nun dafür aus, ist man gezwungen, erneut Geld in eine Einrichtung zu stecken, die es möglicherweise bereits in zwei Jahren nicht mehr geben könnte. Trotzdem denkt die Gemeinde als Betreiber derzeit offenbar aktiv darüber nach.

Dass eine Erhöhung der Preise angesichts der derzeitigen Rahmenbedingungen des Badeparks indes unumgänglich ist, darüber war sich die große Mehrheit der Gemeinderäte einig. „Um diese maßvolle Steigerung kommen wir derzeit nicht drum rum“, fand auch Bernd Kuntze-Fechner (SPD). Am Ende entschied man sich mit 13:2 Stimmen für die Preissteigerung.

Es wird sich nun jedoch zeigen müssen, ob auch die Besucher die knapp 30-prozentige Anpassung der Preise ebenfalls als „maßvoll“ ansehen werden. Gerade für Familien erscheint der neue Eintrittspreis, auch im Vergleich zu Einrichtungen wie in Schliersee, sehr teuer. Bleiben sie nun fern, hat sich Wiessee mit der Anpassung unter Umständen einen Bärendienst erwiesen.

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