Was für eine Volkspartei wie der CSU blamabel ist, entschuldigt Sareiter damit, dass die infrage kommenden Personen beruflich unabkömmlich seien. Ein Kommentar zur Partei ohne Kandidaten.
Wie wenig Selbstbewusstsein muss der Vorsitzende des CSU-Ortsvereins haben, dass er die Herausforderung des amtierenden Bürgermeisters scheut, ihr aus dem Weg geht? So bringt man kein Leben in die Politik, wenn man nicht den Mumm zu einer Kandidatur aufbringt und stattdessen familiäre wie berufliche Gründe vorschiebt.
Vollmundig hatte sich die Wiesseer CSU vor geraumer Zeit noch auf die Fahne geschrieben: Wir engagieren uns in unserer Gemeinde, schließlich sei der Ort angesichts der Thermen-Planung im Umbruch, deshalb übernehme man Verantwortung. Doch davon ist man seit der Nominierungsversammlung Ende letzter Woche nun kleinmütig abgerückt. Jetzt ist das Team Sareiter auch schon mit der Oppositionsrolle zufrieden. So ändern sich die Zeiten.
Kampflos und kleinlaut
„Wir bleiben am Ball“, verkündete Florian Sareiter nach der Bürgerumfrage der CSU in Bad Wiessee im vergangenen Jahr noch, es „soll kein Stillstand einkehren“. Der komplette Ortsverband stehe hinter diesem Kurs. Hinter welchem Kurs? Zwar soll bei der Kommunalwahl im März nun der „echte politische Nachwuchs punkten“, doch die CSU-Liste führen wieder altgediente Gemeinderäte an. Eine Verjüngung sieht anders aus.
Solange Florian Sareiter nicht nach dem Fraktionsvorsitz im Gemeinderat greift und seinen Bekanntheitsgrad erhöhen kann ‒ eine Bürgermeisterwahl ist letztlich auch eine Persönlichkeitswahl ‒, solange sind alle Beteuerungen halbherzig. Solange wird die CSU in Bad Wiessee auch mit folgendem Makel leben müssen ‒ eine Parteispitze, die sich nicht traut. Nur keine Blamage eingehen, ist wohl das wahre Motiv für den Ortsvorsitzenden, auf eine Kandidatur zu verzichten.
Der Wähler hat keine Wahl
Dabei wären die äußeren Umstände mehr als günstig. Im Landkreis Miesbach, insbesondere in Bad Wiessee, fuhr die CSU bei den letzten beiden Wahlen Spitzenergebnisse mit 63 Prozent ein. Auch die Wahlbeteiligung im Ort war über dem Landkreisdurchschnitt. Der Boden wäre also bereitet. Doch was macht der Ortsverband daraus? Nichts.
Er ermöglicht kampflos und ziemlich kleinlaut dem amtierenden Bürgermeister Peter Höß von den Freien Wählern die Wiederwahl, vermutlich im Alleingang. Denn auch die drittstärkste Kraft im Gemeinderat, die SPD, verzichtet auf einen Gegenkandidaten. Höß wird es freuen, aber der parlamentarischen Demokratie wird damit kein Dienst erwiesen. Denn der Wähler hat bei der Wahl keine Wahl.
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