In allen Gemeinden rund um den See wurden große Projekte initiiert, beschlossen oder weiter vorangetrieben. Nicht immer ging das geräuschlos ab. Wir schauen auf die Gemeinden und die Bauvorhaben.
Blickt man auf das Jahr 2013 und die anstehenden oder bereits fertiggestellten großen Bauprojekte, entsteht der Eindruck, dass ein regelrechter Bauboom am Tegernsee ausgebrochen ist.
Und dabei kann man die zahlreichen um- oder neu gebauten privaten Wohnhäuser getrost außen vor lassen. Allein die Liste der Großprojekte, die bereits begonnen wurden oder es in den kommenden ein bis zwei Jahren noch werden, ist imposant und zeigt, vor welchen Veränderungen das Tegernseer Tal steht.
Gmund weckt Tradition wieder zum Leben
In Gmund hat man in diesem Jahr einen großen Schritt getan, um zwei von vielen bereits totgesagten Anwesen wieder neues Leben einzuhauchen. Sowohl um den ehemaligen Gasthof Maximilian als auch um das Gut Kaltenbrunn war es in den vergangenen Jahren sehr still geworden. Das änderte sich 2013.
Fast 30 Jahre steht zum Beispiel das Maximilian bereits leer und verfällt. Ein echter Schandfleck, prominent platziert. Heuer wurde nach langer Suche ein Durchführungsvertrag mit einem Investor unterzeichnet. Bis Anfang 2016 sollen die Sanierung und die Neubebauung durch sein. Neben einer Gastwirtschaft – inklusive Biergarten – werden auf dem Areal auch Läden und Wohnungen und ein Supermarkt entstehen.
Unter den Neubauten ist darüber hinaus eine Tiefgarage geplant. Läuft alles nach Plan, will Ten Brinke als Eigentümer mit der Ausschreibung zeitnah beginnen, damit man im Frühjahr 2014 mit dem Bau starten kann. In der Zwischenzeit wird mit der Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Maximilian begonnen.
Mit dem Gut Kaltenbrunn lag auch ein zweites Gmunder Sorgenkind seit dem Ende des Biergartenbetriebes im Jahr 2008 in einer Art Dornröschenschlaf. Umso größer war der Jubel, als am 24. September die Schörghuber-Gruppe verkündete, dass man Gut Kaltenbrunn ab Frühjahr 2015 zusammen mit dem Münchner Promi-Wirt Michael Käfer als Pächter wieder eröffnen wolle.
Davor stehen umfangreiche Arbeiten am Gut an. Ein erster Abriss ebnete vor wenigen Wochen den Bereich am ehemaligen Biergarten für die anstehende Sanierung und Neugestaltung des Areals.
Darüber hinaus hat man in Gmund im Jahr 2013 auch ein Ausrufezeichen in Sachen Bildung gesetzt. So konnten mit der neuen Kinderkrippe der Grundschule und der neuen Realschule gleich drei große Projekte fertiggestellt oder zumindest deutlich vorangetrieben werden.
Tegernsee im Kampf um Hotelbetten
Auch die Stadt Tegernsee blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2013 zurück und hat mehrere große Bauprojekte initiiert. Die Verantwortlichen im Rathaus sind dabei seit Langen bemüht, die immer weiter sinkende Zahl an Gästebetten zu stoppen und mit neuen großen Hotelprojekten nach fast zwei Jahrzehnten des Rückgangs eine echte Trendwende einzuleiten.
Waren es im Jahr 1992 noch 1.950 Betten, konnte man im Jahr 2012 nur noch 1.350 Betten ausweisen In diesem Jahr ist man besagter Wende nun einen Schritt näher gekommen, nimmt dabei aber auch in Kauf, dass nicht alle Stadträte und Bürger hinter den Vorhaben stehen und diese mittragen wollen.
Das zeigte sich zum einen bei dem geplanten Volkshotel in Tegernsee Süd. Entsprechende Pläne in der Perronstraße hat der Stadtrat mit zwei Gegenstimmen in seiner Märzsitzung abgesegnet.
Dennoch ging damit eine lebhafte Diskussion darüber einher, ob sich ein solches Hotel an dieser Stelle überhaupt rechnet, es in das Ortsbild passt, man die Zielgruppe eigentlich möchte und welche Auswirkungen sich für die Natur ergeben.
Almdorf und Orthopädische Klinik polarisieren
Noch intensiver wurde das geplante Almdorf diskutiert. Als bekannt wurde, dass in der Tegernseer Neureuthstraße eine Hotelanlage mit 75 Betten in zwei zentralen Gebäuden und sieben sogenannten Almhäusern entstehen sollen, regte sich Widerstand. Unter der Führung von Stadtrat Thomas Mandl (SPD) wandten sich die Gegner in einer Petition an den Bayerischen Landtag. Ziel: das umstrittene Almdorf doch noch verhindern. Doch auch die über 780 Stimmen, die am Ende die Petition unterzeichnet hatten, halfen nichts. Das Almdorf darf gebaut werden.
Doch mit dem Streit um das Almdorf war das Jahr noch lange nicht vorbei. Erst in den vergangenen Wochen wurde vielen Bürgern und einigen Institutionen wie der Schutzgemeinschaft klar, welche Ausmaße der geplante Neubau der Orthopädischen Klinik an der Point in Tegernsee tatsächlich haben wird.
Um ihre Klink auch in Zukunft rentabel betreiben zu können, will die Deutsche Rentenversicherung auf ihrem Gelände nahe der Tegernseer Point einen Ersatzbau errichten und den Bestand damit deutlich erweitern.. Nachdem sich der Tegernseer Stadtrat mit knapper Mehrheit für einen Neubau ausgesprochen hatte, regte sich Widerstand ob der Größe des Vorhabens.
Am vergangenen Samstag setzten dann rund 350 Menschen mit einem Protestmarsch vom Gymnasium zur Point ein Zeichen gegen den „Ausverkauf des Tals“. Bereits einen Tag zuvor hatten die Klinikbetreiber eingelenkt und eine alternative Planung in Aussicht gestellt.
Rottach kämpft um einen Gasthof
Auch in Rottach-Egern konnte man Mitte des Jahres Neues vermelden. So wurde im Mai bekannt, dass eine Investorengruppe auf dem Gelände der Seeperle in der Rottacher Seestraße ein Hotel errichten will.
Rund zwei Monate später wurden dann die konkreten Pläne im Gemeinderat präsentiert. Ein Hotel Garni mit zusätzlicher Gastronomie und Ladenflächen soll es werden. Auch ein vorhabenbezogener Bebauungsplan wurde verabschiedet. Läuft alles nach Plan, könnten die Arbeiten an der neuen Seeperle also schon im Frühjahr beginnen.
Im Herbst sorgte dann das Schicksal des Rottacher Traditionsgasthofs Glasl für Aufsehen. Der langjährige Eigentümer hatte das Grundstück verkauft. Der neue Besitzer plant nun, die Gasstätte abzureißen und auf dem Gelände eine Wohnbebauung zu realisieren. Im Rottacher Rathaus war man zwar wenig begeistert von den Plänen. Da sich der Gasthof aber in einem reinen Wohngebiet befindet, sah man kaum Möglichkeiten, das Vorhaben zu verhindern.
Nun könnte das Landesamt für Denkmalpflege die letzte Chance für den Erhalt des Glasl sein. Nach einer Vor-Ort-Besichtigung Ende November wird dort derzeit geprüft, ob neben dem Eingangsbereich noch weitere Teile des bestehenden Gebäudes unter Denkmalschutz gestellt werden können. Ist das der Fall, wäre der Abriss abgewendet. Das Urteil der Denkmalschützer wird für Mitte Januar erwartet.
In Kreuth tut sich wenig
In Kreuth ging es 2013 dagegen deutlich ruhiger zu. Große Bauprojekte waren eher Mangelware. Nach längerer Bauzeit und mit rund einjähriger Verzögerung wurde die Bachmair Weissach Arena am 10. November feierlich eröffnet. Eigentümer Korbinian Kohler hatte das Gelände rund um die ehemaligen Tennishalle des TC Weissach vor rund drei Jahren gekauft und dort auf 2.700 Quadratmetern eine moderne Veranstaltungshalle für bis zu 1.100 Personen entstehen lassen.
Am Lanserhof scheiden sich die Geister
In Waakirchen ging es dagegen schon deutlich mehr zur Sache. Im Ortsteil Marienstein in direkter Nachbarschaft zum Golfclub Margarethenhof ist 2013 das Gesundheitshotel –„Lanserhof Tegernsee“ entstanden, das am 2. Januar seine Pforten öffnen will. Die Woche Lanserhof gibt es ab 3.000 Euro pro Person.
Im Vorfeld war das Projekt jedoch heftig umstritten. Gerade den Punkt der „Unverträglichkeit des Baukörpers mit dem Landschaftsbild“ wurde von den Gegnern des Gesundheitshotels immer wieder angeführt. Erst ein positiver Bürgerentscheid im November 2012 hatte das Projekt überhaupt möglich gemacht.
Das Jahr 2013 war dann geprägt von den umfangreichen Bauarbeiten an dem 21.000 Quadratmeter großen Hotel. Eigentümer Christian Harisch bezifferte die Gesamtinvestitionen jüngst auf rund 70 Millionen Euro. Inwiefern die Gemeinde Waakirchen und das Tegernseer Tal von dem neuen Luxusgesundheitszentrum profitieren, werden die kommenden Jahre zeigen.
Wiessee will den ganz großen Wurf
In Bad Wiessee plant man indes den großen Wurf und will dem Wiesseer Kurviertel ein völlig neues Gesicht verpassen. Die Weichen dafür wurden im Jahr 2013 gestellt. Geht es nach den Verantwortlichen im Rathaus und Architekt Matteo von Thun, entsteht auf dem Areal rund um das Jodschwefelbad bald eine Therme mit Hotel und medizinischem Zentrum mit einem Investitionsvolumen von über 120 Millionen Euro.
Die Pläne hierfür hat Bad Wiessee bereits präsentiert. Rund um das Projekt gab es aber auch viele Nebengeräusche und kritische Stimmen. Trotzdem steht der Gemeinderat mehrheitlich hinter dem Vorhaben. Derzeit läuft die Suche nach einem geeigneten Investor. Wie Bürgermeister Peter Höß im November bestätigte, haben auch schon einige ihr Interesse bekundet. Der Baubeginn ist für 2015 geplant, bis 2017 soll alles fertig sein.
Darüber hinaus hat einer der Wiesseer Gemeinderäte auch auf dem Gelände der ehemaligen Schlemmerklinik Großes vor. Der Gemeinderat ebnete in diesem Jahr den Weg für den rund 50 Millionen Euro teuren Brenner Park. Auch hier gab es zunächst jedoch einigen Widerstand gegen die Luxuswohnanlage auf dem rund 15.000 Quadratmeter großen Areal. Am Ende sprach sich die Mehrheit jedoch für das Projekt von Gastronom und Bauherr Jupp Brenner aus. Im Frühjahr 2014 will man mit dem Bau beginnen.
Das dritte große Wiesseer Bauvorhaben dürfte in der Hirschbergstraße kommen. Dort soll schon bald ein Sporthotel der 4-Sterne-Kategorie entstehen, das vor allem junges Publikum nach Bad Wiessee locken soll.
Und dann sind da noch die stockenden Pläne rund um das ehemalige Hotel Lederer und das mittlerweile Thomas Strüngmann gehörende Spielbankgrundstück. Beide Grundstücke sollen im Optimalfall von Strüngmann zusammengeführt werden, um dann in prominenter Seeblicklage ein großes Hotel entstehen zu lassen. Wann es weitergeht, steht in den Sternen.
2013 war nur der Anfang …
Alles in allem tut sich also viel im Tegernseer Tal. Die Weichen dafür wurden zum Teil in diesem Jahr gestellt. Die kommenden beiden Jahre werden zeigen, ob es bei den großen Plänen und Visionen bleibt, oder ob den Ankündigungen auch Taten folgen. Wenn Ersteres der Fall ist, steht ein Bauboom an, der zumindest die Infrastruktur der Talgemeinden arg strapazieren dürfte.
Klar ist eines: ganz ohne Nebengeräusche wird die Realisierung der großen Hotels und Wohnprojekte rund um den See nicht vonstattengehen. Wie laut diese ausfallen und wie groß die Kritik der Bürger – wie jüngst bei der Orthopädischen Klinik – sein wird, hängt auch damit zusammen, wie transparent die Bürger informiert werden und ob sich die Bauträger und Investoren, aber auch die Verantwortlichen in den Rathäusern an die geschlossenen Vereinbarungen halten oder nicht. Das Jahr 2014 dürfte spannend werden.
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