Ein Kommentar von Martin Calsow:
Man muss manchmal lange weggehen, um die Heimat und die Mitbürger wieder schätzen zu lernen. Nach Monaten im Ausland lese ich, dass sich die Holzkirchner Gemeinderäte Sorgen um die Anpflanzung von Vogelbeeren im Bereich einer geplanten Kindertagesstätte und Wohncontainer für Flüchtlinge machen.
Man mag das überzogen finden. Und auch der Hinweis eines Rates auf die „Weltregel“, die besagt, dass man nichts isst, was man nicht kennt, ist so schlicht wie sie natürlich auch falsch is(s)t. Mit dem agrarfeindlichen Satz „Was der Bauer nicht kennt, dass isst er nicht“ sind uns fremde Gerichte ja erst nahegebracht worden. Wie sonst hätten wir Schweinsbraten süß sauer oder Pizzaleberkäs erfinden können?
Vogelbeere bringt keinen um
Natürlich könnte ein Kind die Beeren verspeisen. Aber es wird maximal Magengrimmen davon bekommen. Digitales Nachschlagen hätte geholfen wie in Wikipedia unter dem Schlagwort “Vogelbeere”.
Dennoch – was mir gefällt, ist die Sorge der Lokalpolitker. Sie kümmern sich auch um diese Details, verlieren dabei aber dennoch nicht den Blick für das Große. Es ist das Menschliche, das in der vertraut ungelenken deutschen Art daherkommt. So wie die diskutierte DIN Norm für Bepflanzungen – und die gibt es wirklich!
Gern und oft werden uns Deutsche negative Charakterzüge vorgeworfen. Aber in dieser kleinen Posse offenbart sich unsere feine Stärke: eine Detaildisziplin, die mögliche Risiken ausschalten will und mit der man nicht einfach macht, sondern nachhaltig Probleme angeht. Das hat mir gefallen. Und ich hoffe, dass es auch so bleibt in unserem Land.
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