Wochenlang lag der angeblich kontaminierte Aushub an der Bahnhofs-Brücke in Otterfing unter Planen herum. Seit Mitte August ist ein Großteil davon eingearbeitet worden. Am 5. September wird die Brücke an der Kreuzstraße nun offiziell eröffnet. Und nicht nur die.
Diese Maßnahme sei in Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt geschehen. Möglich wurde das durch ein zweites Gutachten der Gemeinde, in dem herausgekommen war, dass das Material wohl doch nicht so stark belastet ist wie ursprünglich gedacht. Aus dem Grund konnte der Aushub nach Abschluss der Arbeiten an der Brücke wieder verlegt werden.
Die große Diskrepanz zwischen erstem und zweitem Gutachten konnte sich auch der Otterfinger Bürgermeister Jakob Egsleder vor einigen Wochen nicht erklären. „Wir wissen bei dem ersten Gutachten nicht, wie und was. Die Gemeinde Otterfing hat einen Gutachter empfohlen bekommen und mit dem haben wir schon einmal zusammen gearbeitet.“
Die Kommune, so Eglseder damals, habe bereits einen „kritischen“ Haufen für 37.000 Euro wegbringen lassen und dabei sei die „zweite“ Otterfinger Messung höher gewesen als die des Fuhrunternehmens. Doch die Ergebnisse helfen der Gemeinde bei den Entsorgungskosten: Statt den angesetzten 400.000 Euro rechnet man jetzt nur noch mit rund 100.000 Euro.
Und dank der Wendung kann nun auch der Einweihungstermin für die Brücken an der Kreuzstraße und an der Holzhamer Straße unverändert für den Freitag, 5. September um 18:30 Uhr gehalten werden. So betont Eglseder in der offiziellen Einladung:
Eine turbulente Zeit liegt hinter uns. Vom spektakulären Abriss unserer beiden Brücken in Holzham und an der Kreuzstraße über diverse Hürden während der Bauphase bis zur geplanten Wiedereröffnung war es ein weiter und oft auch nervenaufreibender Weg.
Doch nun sei es „fast“ geschafft. Und das wolle man mit allen Beteiligten feiern. Dass am gleichen Tag auch das Otterfinger Weinfest beginnt, ist zwar ein Zufall, für Eglseder aber “Ideal!”
Aktualisierung vom 18. Juli / 08:58 Uhr
Neben TBC beschäftigt auch der Brückenbau an der Kreuzstraße den Otterfinger Bürgermeister und seine Räte. Grund ist der Fund von 3.000 Tonnen kontaminiertem Material unter der Brücke. Während die Gemeinde nach einer geeigneten Lösung des Problems sucht, bleibt das Material erst einmal wo es ist.
Anfang des Monats hatte man beim Bau der neuen Kreuzstraßenbrücke in Otterfing 3.000 Tonnen kontaminiertes Material entdeckt. Nach Auskunft des Landratsamtes sei eine Gefährdung der Anwohner beispielsweise durch aufgewirbelten Staub äußerst unwahrscheinlich. Daher werde das belastete Material zunächst in der Nähe der Baustelle zwischengelagert.
„Das kontaminierte Material bei unserer Kreuzstraßenbrücke ist noch vor Ort. Wir haben aber alles richtig abgedeckt“, erklärte Otterfings Bürgermeister Jakob Eglseder den zahlreichen Besuchern in der jüngste Bürgerversammlung. Das Wasserwirtschaftsamt habe zudem versichert, dass in tieferen Bodenschichten nichts Gesundheitsschädliches ankommen wird. „Die Sicherheit der Bürger ist unser oberstes Ziel“, betonte der Rathauschef.
Gleichzeitig hat die Gemeinde sich rechtlichen Beistand geholt um zu gewährleisten, dass nicht etwa der Steuerzahler für die Verschmutzung aufkommen müsse. Gestern Nachmittag gab es laut Eglseder dazu bereits ein Treffen mit einem Anwalt.
Zweites Gutachten in Auftrag gegeben
Außerdem haben die Otterfinger Verantwortlichen jetzt ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben. Ein erstes Gutachten war von einem Fuhrunternehmen bestellt worden, und dies hatte die Gemeinde vor große finanzielle Probleme gestellt. „Die neuen Tests schauen für die Gemeinde besser aus, aber trotzdem muss das Gesamtergebnis abgewartet werden,“ so Eglseder.
Unklar ist aber weiterhin, wie viel von den Kosten für den Abtransport des Materials von der Gemeinde getragen werden müsse. Bürgermeister Eglseder zeigt sich jedoch insgesamt zuversichtlich. Trotz aller „Brücken-Probleme“ möchte er am geplanten Einweihungstermin am 5. September, dem Beginn des Weinfestes, festhalten.
Ursprünglicher Artikel vom 04. Juli mit der Überschrift: Teure Altlasten müssen weg
Kontaminiertes Material beim Brückenbau am Otterfinger Bahnhof aufgetaucht. Die Informationen aus der letzten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates waren nur wenig aussagekräftig. Wenige Tage später tritt das tatsächliche Ausmaß zu Tage. Mehrere hunderttausend Euro dürften die Beseitigung der 3.000 Tonnen die Gemeinde kosten. Doch die will das nicht auf sich sitzen lassen.
Teerbrocken, Schutt, Müll. Bei den Baggerarbeiten für den Neubau der Kreuzstraßen-Brücke ist in den vergangenen Wochen einiges aus der Vergangenheit aufgetaucht, dass dort niemand vermutet hat. Über der Bahnlinie verläuft die Brücke, die derzeit neu gebaut wird. Doch im Untergrund schlummert eine potentiell größere Belastung für den Gemeindehaushalt, wie Bürgermeister Jakob Eglseder erklärt:
Beim Abriss ist uns schon ein Haufen entgegengekommen. Vor zwei Wochen beim Bau der Brücke haben wir dann bei der früheren Auffahrt gesehen, dass dort viel Material, teilweise auch teerhaltig, verbaut worden ist.
Teils in regelrechten Schichten habe der Teer zusammen mit Schutt die Grundlage für Teile des früheren Baus gebildet. Dazu kommt eine Stelle im südwestlichen Bereich des Bahnhofs, bei der man eine Menge Müll gefunden hat. “Davon geht auch die größte Belastung aus,” so Eglseder auf Nachfrage. Man habe zwar vor Baubeginn Bodenproben entnehmen lassen. Die Ergebnisse, die das beauftragte Ingenieurbüro gefunden hat, seien aber nicht auffällig gewesen.
“Kein Umweltskandal”
Rund 3.000 Tonnen belasteter Boden müssen nun schnellstmöglich weg, schätzt das Landratsamt Miesbach. Eine Aufgabe, die vor allem Otterfing teuer zu stehen kommt. Denn für die Entsorgung sei die Gemeinde zuständig. Das Landratsamt kontrolliert nur, ob der Aushub auch tatsächlich weg kommt.
Wie die Sprecherin des Landratsamtes Gabriele Dorby erklärt, wurde das belastete Material mittlerweile in verschiedenen Haufen separiert. Eine erste Analyse habe, so Dorby weiter, diverse Gefahrenstoffe ans Licht gebracht: Darunter Benzol, BCP und PAK – früher Bestandteil von Plastikweichmachern. Begriffe, mit denen der Normalbürger wenig anfangen kann, die in hoher Konzentration allerdings krebserregend sein können. Doch das Landratsamt beschwichtig: “Die Belastung liegt nur knapp über dem Grenzwert. Es ist also kein Umweltskandal.“
Mehrere hunderttausend Euro
Für Egsleder kein echter Grund zu Beruhigung: “Das muss alles weg. Einen Haufen des belasteten Material haben wir bereits für 47.000 Euro abtransportieren lassen.” Man prüfe gerade intensiv, wo das entsorgt werden kann. “Auf einen sechsstelligen Betrag” schätzt der Otterfinger Bürgermeister die Gesamtkosten. Eine große Belastung für den Haushalt der Gemeinde.
Und so wurde am Dienstag im Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung das Thema doch noch ausführlicher diskutiert und über die weitere Vorgehensweise beratschlagt. Man habe entschieden, so Egsleder, den ganzen Fall juristisch prüfen zu lassen. “Dazu haben wir einen Rechtsanwalt eingeschaltet.” Dieser soll einerseits klären, wieviel die Entsorgung die Gemeinde kosten dürfte. Vor allem aber, ob man möglicherweise Ansprüche gegenüber Dritten geltend machen kann.
Wir wollen auf Nummer sicher gehen und uns nicht nachsagen lassen, wir hätten nicht alles versucht.
Die Bahn, von der Otterfing wie viele anderen Gemeinden vor Jahrzehnten den Bahnhof übernommen hat, wäre zumindest nicht mehr verantwortlich zu machen. Und auch Firmen, die früher Müll und ähnliches in dem Bereich entsorgt hätten, seien dafür nur schwer zur Rechenschaft zu ziehen. “Nach 100 Jahren können sie das eigentlich vergessen,” so Eglseder. Klar ist derzeit nur: Die Aufarbeitung dieses Erbes dürfte Otterfing noch lange beschäftigen.
SOCIAL MEDIA SEITEN