Nach den ganzen Hiobsbotschaften über die Gesamtkosten von 118.123 Euro für den 60.Geburtstag von Landrat Jakob Kreidl ging nun der Vorstandsvorsitzende in die Offensive und lieferte weitere Ausgaben für vergangene Feierlichkeiten.
Der 70. Geburtstag des stellvertretenden Landrats Arnfried Färber hat 2010 die Sparkasse 55.374 Euro gekostet, beim 60. Geburtstag von Landrat Norbert Kerkel im Jahr 2001 war das Geldinstitut mit knapp 14.000 Euro dabei. „Seine Sparkasse“, so rechtfertigt sich Mihalovits, „nutzt solche Geburtstage als eigene Kundenveranstaltungen und lädt dazu Vertreter aus Wirtschaft und Politik sowie Kunden und Geschäftspartner ein.“ Denn wann, so Mihalovits, komme man „als Kunde schon einmal mit dem Ministerpräsidenten und dem Kardinal zusammen.“
Doch die neue Ausrichtung des Hauses sei es nun, den Etat für Veranstaltungen grundsätzlich zu reduzieren. Waren dafür 2010 im Topf der Kreissparkasse noch 350.000 Euro vorgesehen – damals stand auch die 175-Jahr-Feier der Kreissparkasse an – so reduziert sich 2014 der Etat für Veranstaltungen auf 70.000 Euro.
Veranstaltungen der Sparkasse, die künftig kleiner ausfallen und mehr Breitenwirkung haben sollen, seien aber dennoch ein wichtiges Instrument zur Kundenbindung. Auch die Kosten für Kreidls Geburtstagsfeier seien genehmigt gewesen. „Deswegen hat kein Kunde einen Euro weniger Zinsen und kein Mitarbeiter einen Bleistift weniger bekommen“, versichert Martin Mihalovits.
Mehr Gäste auf der Sparkassen-Liste
Im Jahr 2012, dem Jahr von Kreidls Geburtstag, hatte die Kreissparkasse insgesamt 150.000 Euro im Budget für Kundenveranstaltungen. Gut die Hälfte davon verschlang allein Kreidls Fest im Bauernhofmuseum, über 77.000 Euro steuerte die Kreissparkasse bei. Diese Summe rechtfertigte Mihalovits damit, dass nicht 350, wie es bisher immer hieß, sondern 460 Gäste geladen und bewirtet worden seien.
„Kreidls Zahl von 350 Geladenen stimmt zwar, aber wir hatten auch Überraschungsgäste zur Feier eingeladen“, erläutert der Chef der Kreissparkasse, „zum Beispiel die Gebirgsschützenkompanie“. Aber auch die Feuerwehr, Hausmeister, Fahrer und Sicherheitspersonal seien eingeladen worden, wie die Prominenz auch. Dies erkläre die Differenz von etwa 100 Personen.
„Wir wollten nicht, dass das normale Volk, das mitgeholfen hat, draußen bleibt“, so Mihalovits, „dies wollte auch Landrat Kreidl nicht“. Der teuerste Posten bei der Abrechnung der Feier war die Bewirtung mit über 30.000 Euro. Aber auch Wasmeier ging nicht leer aus. Für die zwei Party-Lokalitäten in seinem Bauernhofmuseum blechte die Sparkasse über 10.000 Euro. „Da wir dieses Heimatmuseum ohnehin jährlich finanziell unterstützen, ist dann 2012 dieses Sponsoring weggefallen“, versichert Mihalovits.
Diese Sparkasse ist „entpolitisiert“. Was auch immer da politisch unterwegs ist, wir mischen uns in keinen Wahlkampf ein. Jetzt ist eine neue Zeit angebrochen.
Zu den anderen beiden Geburtstagsfesten, die die Kreissparkasse ausrichtete, wurden heute erstmals konkrete Zahlen bekannt. Auch der 70. Geburtstag von Arnfried Färber, dem stellvertretenden Landrat, hatte es in sich. Er feierte mit 150 Gästen im Alpengasthof „Glück auf“ im Jahr 2010 in Hausham. Der Kreissparkasse war diese Feier 55.374 Euro (brutto) wert. Vergleichsweise günstig war dagegen 2001 mit etwa 13.000 Euro der 60. Geburtstag des damaligen Landrats Norbert Kerkel im Miesbacher Waitzinger Keller.
Nach nur vier Jahren im Amt ließ man es dagegen bei Kreidl im August 2012 richtig krachen: 118.123 Euro verschlang sein 60. Geburtstag. Für Kreidl wird nun diese Party-Affäre zum Bumerang. Nach Medienberichten versagt ihm sein CSU-Parteichef nun die öffentliche Unterstützung im Wahlkampf. Abgesagt worden sei ein gemeinsamer Auftritt mit Ministerpräsident Horst Seehofer am 7. März in der Oberlandhalle.
Offenbar will Seehofer nach langem Zögern nicht weiter in Kreidls Geburtstags-Affäre hineingezogen werden. Und auch nach der heutigen Pressekonferenz meldete sich der Ministerpräsident zu Wort. Nach einer Kabinettssitzung in München äußerte er gegenüber Journalisten sein Unverständnis über die Gründe für die von der Sparkasse finanzierten Politiker-Feste: Das Zusammentreffen mit dem Ministerpräsidenten und dem Kardinal „als Begründung für Sponsoring zu nehmen, noch dazu in der Größenordnung, halte ich für abenteuerlich.“ Zu Jakob Kreidl selbst wollte Seehofer heute nichts sagen.
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