Einige Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit äußert sich Hafner im TS-Interview unter anderem zur Zukunft des Gasthofs Glasl, die Sicherheitslage in Rottach-Egern und seine Pläne für den Ruhestand.
Drei Bürgermeisterkandidaten stellen sich am 16. März in Rottach-Egern zur Wahl. Doch der amtierende Bürgermeister ist nicht dabei. Etwas überraschend stellte Franz Hafner im Mai 2013 klar: „Für eine neuerliche Amtszeit stehe ich nicht mehr zur Verfügung.“ Es sei nicht alles die reine Freude, auch wenn er seine Arbeit möge, so Hafner damals. Damit ist er, zusammen mit Peter Janssen, einer der beiden Rathauschefs, die einen Nachfolger bekommen werden.
Guten Tag Herr Hafner, freuen Sie sich schon auf die Zeit nach dem Amt, oder sehen Sie es mit einem lachenden und einem weinenden Auge?
Franz Hafner: Momentan überwiegt die Vorfreude. Spätestens an meinem letzten Tag im Amt wird aber sicherlich auch Wehmut dazu kommen. Dann werde ich mich an die vielen schönen Dinge, die ich als Rottacher Bürgermeister erleben durfte, zurückerinnern.
Wie sind Ihre Pläne nach dem Ende Ihrer Amtszeit?
Franz Hafner: Ich werden endlich wieder mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, aber auch was für meine körperliche Fitness tun und wieder mehr Tennis spielen. Auch zum Skifahren bin ich in diesem Winter leider noch gar nicht gekommen.
“Wir brauchen eine Tennishalle”
Sie sprechen das Thema Tennis an: Wie stehen denn die Chancen, dass der TC Rottach-Egern doch noch eine Tennishalle bekommt?
Franz Hafner: Momentan leider schlecht. Der beste Standort wäre sicherlich in direkter Nähe zu den Außenplätzen an den Gsotthaber Stuben. Hier und am Alternativstandort am Birkenmoos sieht es aber nicht gut aus. Man konnte sich mit den Grundstückseigentümern nicht einigen. Ich bin allerdings nach wie vor davon überzeugt, dass Rottach als Premiumstandort eine Tennishalle braucht. Wird es bei uns nichts, muss es über kurz oder lang aber talweit eine Lösung geben.
Wo sind derzeit noch “offene Baustellen” in der Gemeinde?
Franz Hafner: Buchstäblich sind das die Turnhalle und die dortige Tiefgarage an der Rottacher Schule. Im übertragenen Sinne müssen wir aber dafür sorgen, dass junge Familien im Tal bleiben oder sich hier ansiedeln.
Damit das gelingt, braucht man vor allem bezahlbaren Wohnraum. Wie will man diesen in Rottach-Egern schaffen?
Franz Hafner: Was das Ausweisen von neuem Bauland angeht, sind wir sehr restriktiv. Seit Mitte der 1980er Jahre ist das nicht mehr geschehen. Ein Einheimischenprogramm wäre sicherlich der einzig vertretbare Grund, um neue Flächen auszuweisen. Dafür ist es aber notwendig, dass die Gemeinde Eigentümer dieser Flächen ist.
Gäbe es derzeit ein geeignetes Gebiet?
Franz Hafner: Eigentlich steht uns im Moment nur eine kleine Fläche neben dem Feuerwehrhaus im Ortsteil Kalkofen zur Verfügung. Ansonsten sieht es hier schwierig aus.
Apropos Bauen: Das Schicksal des Gasthofs Glasl hat die Bürger und die Politik gleichermaßen bewegt. Was passiert nun aus Ihrer Sicht dort?
Franz Hafner: Es wird wohl in den kommenden Wochen Gespräche zwischen dem Eigentümer und dem Landesamt für Denkmalpflege darüber geben, was im Innenraum unter den Auflagen des Denkmalschutzes baulich möglich ist. Dann wird der Eigentümer vermutlich eine geänderte Planung vorlegen. Das Schlimmste wäre allerdings, wenn das Gebäude dem Verfall preisgegeben würde und wir dort ein zweites Maximilian bekämen.
Ist eine weitere Nutzung als Gastwirtschaft in Ihren Augen möglich?
Franz Hafner: Nachdem das Landesamt für Denkmalpflege das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt hat, ist eine Münchner Brauerei auf uns und den Eigentümer zugekommen. Sie hatte Interesse dort, unter Berücksichtigung der Auflagen der Denkmalschützer, eine Gastwirtschaft zu erhalten. Nach einem Vor-Ort-Termin haben sie aber wegen des hohen Investitionsbedarfs davon Abstand genommen. Das Problem: Ein von der Brauerei gewünschter großer Biergarten ist beim Glasl nicht möglich, da wir uns mitten in einem Wohngebiet befinden.
Ungehöriges Vorgehen
Ein anderes Bauprojekt, das gar nicht auf Rottacher Grund lag, hat auch Sie in den letzten Monaten ganz schön aufgeschreckt. Die Orthopädische Klinik in Tegernsee will den Bestand an der Point deutlich erweitern. Die Ausmaße wird man auch von Rottach-Egern aus deutlich sehen. Wie will die Gemeinde damit weiter umgehen?
Franz Hafner: Die Orthopädische Klinik wird im Tegernseer Rathaus eine neue Planung einreichen. Wir lassen uns da mal überraschen. Sollte diese erneut so massiv ausfallen wie der letzte Entwurf, werden wir uns dagegen wehren.
Und was wollen Sie in diesem Fall dann tun?
Franz Hafner: Wir können aus Gründen der Landschaftsentwicklung als Nachbar Einwände gegen den Bebauungsplan formulieren. Wie die Chancen hier stehen, kann ich trotz meiner langen Erfahrung aber derzeit nicht abschätzen.
In Tegernsee hat man den Landschaftsschutz im Blick, aber vor allem Angst, dass die Klinik ihre Pforten ohne den Neubau komplett schließt und dadurch sehr viele Arbeitsplätze und auch Kaufkraft in Tegernsee verloren gehen. Was sagen Sie dazu?
Franz Hafner: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Deutsche Rentenversicherung den Premiumstandort in Tegernsee so einfach aufgibt. Der drohende Wegfall von Arbeitsplätzen wird oft als Druckmittel benutzt. Ich halte das Vorgehen der Deutschen Rentenversicherung hier für ungehörig.
Sicherheit ein schwieriges Thema
Zu einem anderen Thema: Die Zahl der Einbrüche hat sich von 2012 auf 2013 verdoppelt. Vor allem Rottacher Geschäftsleute und Privatpersonen waren betroffen. Fühlen Sie sich persönlich noch sicher?
Franz Hafer: Natürlich fühle ich mich noch sicher. Ich denke, dass im Tegernseer Tal noch eine relativ hohe Sicherheit gegeben ist. Trotzdem haben wir durch den Raubüberfall in der Dr.-Scheid-Straße ein neues Maß an Brutalität erreicht.
Was will die Politik dagegen unternehmen? Es hieß vor kurzem, die Talbürgermeister wollten sich gemeinsam an das Bayerische Innenministerium wenden und für eine Aufstockung der dünnen Personaldecke der Polizei Bad Wiessee plädieren.
Franz Hafner: Ja, und das haben wir auch getan. Ich bezweifle allerdings, dass das besonders wirkungsvoll ist. Auch mehr Polizisten bedeuten nicht automatisch mehr Sicherheit. Was nützt es uns, wenn eine nächtliche Streife sich in der Karl-Theodor-Straße befindet und gleichzeitig in der Dr.-Scheid-Straße ein Überfall passiert?
Also ist die Videoüberwachung die einzig logische Konsequenz?
Franz Hafner: Wir dürfen mit Sicherheit nicht zum Überwachungsstaat werden. Es ist aber eine schwierige Situation, für die ich momentan auch keine schnelle Lösung parat habe.
Was ist das wichtigste, das Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben möchten?
Franz Hafner: Ich wünsche mir, dass im Rathaus in Zukunft genauso hart und gewissenhaft gearbeitet wird wie bisher. Es muss im Gemeinderat weiterhin auch diskutiert werden können. Dabei darf der gegenseitige Respekt niemals auf der Strecke bleiben. Das beste Argument sollte immer am meisten zählen und das Wohl der Allgemeinheit dabei im Vordergrund stehen. Nur so bleibt unsere Gemeinde so lebenswert, wie sie es derzeit ist.
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