Badepark: CSU spricht von Bürgerentscheid

Über 1.100 Unterschriften brachte eine private Initiative zum Erhalt des Wiesseer Badeparks kürzlich zusammen. Doch nur wenige Interessierte besuchten den Infoabend der Wiesseer CSU im Gasthof zur Post.

Der Vorsitzende Florian Sareiter konnte im großen Saal etwa 50 Gäste begrüßen. Die meisten von ihnen würden den Badepark auch nutzen, stellte Sareiter zu Beginn fest. Man wusste also, wovon man sprach.

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Der Badepark wird für die Gemeinde immer mehr zum Fass ohne Boden. Das Defizit ist inzwischen auf jährlich 800.000 Euro geklettert. Grund dafür ist die unzureichende Wärmedämmung des Gebäudes. Eine energetische Sanierung kommt aber für den Bürgermeister nicht in Frage. „Diese würde rund zehn Millionen Euro kosten, ohne dass die Gäste eine Verbesserung feststellen könnten“, erklärte Peter Höß vor geraumer Zeit der Tegernseer Stimme. Was also tun?

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Die Meinungen bei der gestrigen CSU-Veranstaltung unter dem Motto „Zuhören-Verstehen-Handeln“ waren vielschichtig. Aber allen war klar, ohne Badepark oder eine öffentliche Therme geht es nicht. Die Gäste eines Badeortes wie Bad Wiessee erwarten eine Möglichkeit zum Schwimmen. Doch zu Beginn stellte der Wiesseer CSU-Chef Florian Sareiter klar:

Wir setzen uns nicht nur für die Gäste des geplanten Hotels ein, sondern in erster Linie für die Bürger und Vereine des Tales.

Es gebe, so Sareiters Feststellung, noch keinen Beschluss des Gemeinderates zum Abriss des Badeparks. Da noch kein Investor namentlich bekannt sei, sei es deshalb auch noch zu früh für einen Bebauungsplan des ganzen Areals rund um das Jodbad und den Badepark. „Die Entscheidung darüber, wer es von den genannten 15 Investoren werden soll, ist von Bürgermeister Höß erst für Mitte des Jahres geplant.“

Doch falls sich kein Investor für die Therme finde, komme aus Sicht der CSU nur der Erhalt des Bades mit einer energetischen Sanierung in Frage. Das aber könne Wiessee nicht allein stemmen, da müssten auch die anderen Talgemeinden beisteuern.

Bürgerbegehren – ja oder nein?

Relativ früh in der gestrigen Diskussion kam der Ruf nach einem Bürgerbegehren über den geplanten Abriss. „Denn der Badepark gehört allen“, so ein Wiesseer, „da wurden schon über 20 bis 30 Millionen investiert.“ Darüber könnten nicht Bürgermeister und Gemeinderat allein entscheiden. Zuspruch kam auch vom Ortsvorsitzenden der Wiesseer CSU:

Wenn es hart auf hart kommt, kann es als letztes Mittel auch zu einem Bürgerbegehren kommen. Dieses Recht besteht.

Das Podium der Öffentlichkeit nutzte gestern auch Ralf Neresheimer für seine Zwecke. Der Bürgermeisterkandidat der neugegründeten Bürgerliste ran BW ist gegen einen Abriss des etwa 40 Jahre alten Gebäudes. Damit hat er sich als Gegenkandidat zu Peter Höß (Wiesseer Block) eindeutig positioniert.

Neresheimer äußert sich ebenfalls

Unruhe kam im Saal auf, als Neresheimer seine Erfahrungen mit dem Bürgermeister und der Gemeinde schilderte: „2011 soll es ein aussagefähiges Gutachten eines Miesbacher Planungsbüros über den Badepark gegeben haben. Das habe ich angefordert. Doch die Gemeinde beschied mir, dass es sich bei dem Gutachten 2011 um ein internes Papier ohne ganzheitliche Betrachtung handele, quasi als Orientierungshilfe für den Gemeinderat.“ Doch die anwesenden Gemeinderäte der CSU hatten von diesem Gutachten keine Kenntnis, wie sie unisono erklärten.

Neresheimer zog daraus den Schluss: Wenn jemand etwas zu verheimlichen habe, dann tue er alles, damit die Fakten nicht an die Öffentlichkeit kommen. „Das stinkt für mich zum Himmel, dass man den Badepark schlechtrechnet, um ihn abreißen zu können“, so die Sicht des Höß-Herausforderers.

Und auch einige CSU-Anhänger pflichteten ihm bei: „Wir können uns diese Energieverschwendung mit den Außenflächen des Bades, beispielsweise den uralten Scheiben an der Westseite, auf Dauer einfach nicht mehr leisten“, verdeutlichte Kurt Sareiter, der CSU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. Mit solchen Dingen solle man beginnen, bevor man den Badepark ganz zusperrt.

Der Badepark soll erhalten bleiben - so der Wunsch von Yvonne Kettemann und 1.133 Unterzeichnern / Bild: Archiv
Der Badepark in Bad Wiessee ist in die Jahre gekommen / Bild: Archiv

Für einen eifrigen Badepark-Nutzer, ein Unternehmer aus Rottach-Egern, sind die Verluste des Bades von jährlich 1,1 Millionen Euro „irreal aufgeblasen.“ Als Beispiele nannte er Zinsleistungen für das Bad, obwohl das uralte Gebäude längst abgeschrieben sein müsste. Seiner Ansicht nach sind die Verluste, die immer wieder genannt werden, falsch.

Anhand der Personalkosten komme er auf etwa 25 Mitarbeiter im Bad. „Doch wo sind die?“, fragte er in die Runde. „Eine Mitarbeiterin des Badeparks hat mir diese Frage auch nicht beantworten können.“ Möglicherweise seien da auch Mitarbeiter des Bauhofes in die Kosten des Badepersonals mit eingerechnet worden, um die Kosten in die Höhe zu treiben und damit den Abriss des Bades zu beschleunigen, so die Vermutung des Gastes.

„Allen sei klar“, so das Fazit von Florian Sareiter nach der zweistündigen Veranstaltung, „dass man bei der Hotel- und Thermen-Planung von Mattheo Thun über ungelegte Eier rede.“ Das sei zwar eine schöne Idee, aber ob sie sich verwirklichen lasse, entscheide allein ein Investor.

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