Im Vorfeld präsentierten auch andere Planer im Wiesseer Rathaus ihre Vision vom neuen Jodbadareal. Eine davon heißt „Das neue Bad – Zukunftsareal Bad Wiessee“. Dem Gemeinderat wurde diese nie gezeigt.
Nicht alle Wiesseer sind von dem Modell Matteo Thuns überzeugt. Vor allem der damit verbundene Abriss des Badeparks sorgt für Diskussionen. Über 1.100 Unterschriften brachte eine private Initiative zum Erhalt des Wiesseer Badeparks kürzlich zusammen. Die Wiesseer CSU bringt daher bereits einen Bürgerentscheid ins Spiel. Fakt ist aber auch: Der Betrieb des Badeparks wird für die Gemeinde immer mehr zum Fass ohne Boden.
Das Defizit ist inzwischen auf jährlich 800.000 Euro geklettert. Eine energetische Sanierung kommt für Wiessees Bürgermeister nicht in Frage. „Diese würde rund zehn Millionen Euro kosten, ohne dass die Gäste eine Verbesserung feststellen könnten“, erklärte Peter Höß vor geraumer Zeit der TS. Auch für die Mehrheit des Wiesseer Gemeinderates scheint ein Abriss des Badeparks alternativlos.
Matteo Thun oder nichts?
Bislang wurde der Entwurf Thuns der Öffentlichkeit als einzige Möglichkeit präsentiert. Für Bürgermeisterkandidat Rolf Neresheimer (RAN-Liste Bad Wiessee) ist das nicht nachvollziehbar. „Echte Alternativen sind nie geprüft worden“, so Neresheimer vor einigen Wochen. Er fordert daher vehement einen Wettbewerb mehrerer Architekten.
Es gab bereits in der Vergangenheit alternative Konzepte, die aber nie dem Gemeinderat vorgelegt wurden. Eines davon trägt den Namen „Das Neue Bad – Zukunftsareal Bad Wiessee“. Das „neue Bad“ wurde den Verantwortlichen im Wiesseer Rathaus bereits im Oktober 2011 von dem Wiesseer Rechtsanwalt Rainer Barthel und einem Architekten vorgestellt. „Im Februar 2012 erhielt Bürgermeister Höß in einem Treffen mit den von mir einbezogenen Architekten dann einen ausgearbeiteten Erstentwurf. Es war schon eine Folgebesprechung vereinbart“, erinnert sich Rainer Barthel heute.
Doch zu diesem Treffen ist es nie gekommen. „Der Termin wurde von Herrn Höß nicht wahrgenommen. Es gab keinen Kontakt mehr. Das Konzept verschwand in seiner Schublade“, so Barthel weiter. Bürgermeister Peter Höß erinnert sich auf Nachfrage an Barthels Modell. Es wurde zu einem Zeitpunkt eingereicht, als die Gemeinde das Jodbadareal noch nicht erworben hatte. Viele Probleme bleiben in diesem Modell ungelöst, so die Erinnerung des Bürgermeisters.
Vergleichbar mit dem Entwurf von Matteo Thun sieht auch das Konzept „Das neue Bad“ eine Mischung aus Familienbad, Hotel und Gesundheitszentrum vor. Ein Vier-Sterne-Hotel sollte dabei rund um das Areal des Jodbades integriert werden. Direkt daran angeschlossen sieht der Entwurf ein Familien- und Erlebnisbad mit Wellness- und Saunalandschaft vor. Auch ein Sportbecken für Kinder und Vereine gibt es. „Wir wollen eine Verbindung aller Bereiche, ein integriertes Konzept mit einem Betreiber“, so Barthel weiter.
Während Matteo Thuns Entwurf vorsieht, die neue Therme nur zu bestimmten Tageszeiten öffentlich zugänglich zu machen und ansonsten den Gästen des dortigen Hotels vorzubehalten, plant das Modell „Das neue Bad“ hier keine Einschränkungen. Man wolle niemanden ausschließen, so Barhel weiter. Darüber hinaus soll auch der Badepark so lange erhalten bleiben, bis die neue Therme und der Wellnessbereich gebaut sind. Im Anschluss soll der Badepark zu einer Spielarena umgestaltet werden. „Unsere Planungen sehen das neue Bad an einer ganz anderen Stelle, vor“, so Barthel weiter.
Für Bürgermeister Peter Höß ist aber genau das der Knackpunkt des Modells:
Das Konzept sieht keine Lösung für den Badepark vor. Wir können an dieser Stelle den Badepark nicht wegreißen, um dort eine Spielarena zu errichten. Das ist nicht wirtschaftlich.
Als weitere Schwachpunkte der Pläne nennt Höß die Höhe des Hotels und die überwiegend überirdisch vorgesehenen Parkplätze. Bei Thuns Entwurf sei alles niedriger und die Pakplätze unter der Erde. „Das war einer von vielen Entwürfen. Mehr nicht“, fasst der Bürgermeister zusammen. Er wirbt derweil weiterhin für die Idee von Matteo Thun. „Wir haben mit diesen Plänen eine Konzeption, die auch vom Landratsamt Miesbach für sehr gut befunden wurde. Wir sollten jetzt nicht alles wieder in Frage stellen”, so Höß.
Aus diesem Grund wurden die Pläne von den Verantwortlichen im Wiesseer Rathaus dann auch nicht weiterverfolgt. Bevor man sich für das Modell von Matteo Thun entschieden habe, seien einige weitere Konzepte unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Gemeinderat zur Sprache gekommen. Das „neue Bad“ von Herrn Barthel war aber nicht dabei, wie Bürgermeister Höß bestätigt. Den Bürgern war keiner der alternativen Entwürfe zugänglich.
Das Wiesseer Jod-Schwefelbad-Areal soll ein ganz neues Gesicht bekommen. Geplant ist heute ein Thermenkomplex mit Hotel und Gesundheitszentrum. Rund 120 Millionen Euro soll das Investitionsvolumen betragen. Im Juni 2012 konnte die Gemeinde Stararchitekt Matteo Thun für die Ausgestaltung der Pläne gewinnen. Nun sucht man nach Investoren, die gewillt sind, das Megaprojekt in die Tat umzusetzen. Von rund 15 Interessenten ist derzeit die Rede.
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