“Nicht mit diesem Amt vereinbar”

Seit Jakob Kreidl vor knapp einer Woche die Amtsgeschäfte als Landrat niedergelegt hat, ist vor allem sein Stellvertreter in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Einweihungen, Feierlichkeiten – die offiziellen Aufgaben von Arnfried Färber haben zugenommen. Gilt es doch, den Landkreis würdig zu vertreten.

Dabei bezweifeln immer mehr politische Weggefährten des FWG-Politikers, dass er dieser Position in den kommenden Wochen gerecht werden kann. Die Kritik an seiner eigenen 55.000 Euro teuren Geburtstagsfeier reißt nicht ab. Gleichzeitig verstrickt sich der 73-Jährige in Widersprüche.

Arnfried Färber (links) nimmt als Stellvertretender Landrat auch viele offizlelle Termine wahr. Hier beim Sicherheitsgespräch des Landkreises / Archivbild
Arnfried Färber (links) nimmt als stellvertretender Landrat auch viele offizielle Termine wahr / Archivbild

Arnfried Färber war 27 Jahre lang Rathaus-Chef in Hausham und schied 2008 aus dem Amt. Umgehend bekam er ein neues Amt, das des Vize-Landrats. Gleichzeitig wurde er damit auch Verwaltungsrat der Kreissparkasse. 2012 belief sich der Gesamtbetrag für die neun Verwaltungsräte auf 187.000 Euro. Rein rechnerisch erhielt somit jeder Rat etwa 20.000 Euro. Für etwa drei bis vier Sitzungen pro Jahr sei dies ein üppiges Salär, urteilen Kritiker.

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Dabei musste Färber zu seinem eigenen 70. Geburtstag im Jahr 2010 keinen Cent hinzuschießen. 55.300 Euro kostete das Fest. Im Gegensatz zu der Kreidl-Feier übernahm die Sparkasse in Färbers Fall die gesamten Kosten, auch wenn man intern der Veranstaltung jeglichen „Kundenbindungscharakter“ abspricht. Vor zwei Wochen erklärte sich der FWG-Politiker dann gegenüber der TS und betonte:

Es war keine große Sause, sondern ein Abendempfang mit einem Glas Sekt und einem Abendessen, wie es bei einer solchen Feier völlig üblich ist.

Dabei soll Färber auch beim 60. Geburtstag von Jakob Kreidl in entscheidender Position die Fäden gezogen haben. Weil er, als Verwaltungsrat der Kreissparkasse, und deren ehemaliger Vorsitzender, Georg Bromme, die Party ihres Landrats im August 2012 organisiert hatten, hätten beide auch die Verantwortung für die ausufernden Kosten in Höhe von 118.000 Euro zu tragen. „Es fehlte ihnen jegliches Gespür fürs Angemessene“, so die Aussage eines Insiders aus der Sparkasse.

Rücktritt gefordert

Ob der Vize-Landrat auch derzeit das richtige Gespür an den Tag legt, bezweifeln zumindest einige seiner politischen Weggefährten. Doch im Gegensatz zur Causa Kreidl, bei der die CSU zu lange an ihrem Spitzenmann festhielt, haben sich mittlerweile einige Politiker der Freien Wählergemeinschaft klar gegen Färber positioniert. So erklärt die Holzkirchner Bürgermeisterkandidatin Birgit Eibl in einer Stellungnahme, dass es nun intern einen personellen Neuanfang geben müsse. Das beinhalte, so Eibl, den „sofortigen Rücktritt des Vizelandrats Arnfried Färber von allen seinen Ämtern“. Gleichzeitig soll Färber erklären, dass er im Falle einer Wiederwahl für den Kreistag das Mandat nicht annimmt und alle Kosten zurückerstattet.

Forderungen, auf die der Anwalt bisher nicht eingegangen ist. Zwar betonte er in den vergangenen Tagen, nach der Wahl nicht mehr als stellvertretender Landrat zur Verfügung stehen zu wollen. Doch im neuen Kreistag möchte er auch weiterhin sitzen. Somit ist die Diskussion um Färber vor allem für den Landratskandidaten der Freien Wähler, Norbert Kerkel, mittlerweile eine ernsthafte Bedrohung. Eine klare Positionierung vermeidet dieser jedoch bisher. Im Gespräch erklärte er vor zwei Tagen:

55.000 Euro für so ein Fest sind mit Sicherheit unangemessen. Wir haben intern intensiv darüber diskutiert. Und in den kommenden Tagen wird es dazu eine Stellungnahme von Arnfried Färber geben.

Deutlicher wird da Kerkels Gemeinderatskollegin Gisela Hölscher. In einem Kommentar fordert die Waakirchnerin „den sofortigen Rücktritt von Arnfried Färber von allen relevanten Positionen – besonders die des Vize-Landrats“. Als aktive Freie Wählerin schreibe sie dies auch im Namen der unzähligen Anrufe, die sie erreicht haben.

Genauso deutlich formuliert es der Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag, Hubert Aiwanger, und zieht Parallelen zum Fall Kreidl. Mit Bezug auf die Tätigkeit im Verwaltungsrat der Sparkasse erklärte er gestern: „Hier hat wohl die Kontrolle versagt. Kreidl und Färber sei Selbstbedienung wichtiger gewesen als Kontrolle.“ Eine Sichtweise, die auch der Rottacher FWG-Gemeinderat Hubert Hörterer vertritt. Hörterer findet, dass man der Sache genauso nachgehen sollte, wie bei der Affäre um Jakob Kreidl und er betont: „Was Färber da gemacht hat, ist nicht mit diesem Amt vereinbar.“

Widersprüche um Geburtstagsfeier

Gleichzeitig verstrickt sich der Vize-Landrat in neue Widersprüche rund um seinen 70. Geburtstag. Vor zwei Wochen erklärte Färber gegenüber der Tegernseer Stimme, dass zu seiner Feier im Herbst 2010 rund 110 Personen eingeladen waren. Hinzu kamen „die Gebirgsschützen, die Salut schossen, Gardemädchen der Crachia, die auftraten, ebenso wie Trachtler des Trachtenvereins Agatharied und der Schlierachtaler Hausham. Die Musikschule Schlierach-Leitzachtal, deren Förderverein ich vorsitze, leistete einen Beitrag zu dem Abend. Die ‘Ärzteband’ des Krankenhauses Agatharied, in dessen Freundeskreis ich von Anfang an im Vorstand vertreten bin, spielte.“ Diese Mitwirkenden habe man nach deren Auftritt nicht wieder weggeschickt.

Der Charakter der Feier, so ist aus Sparkassenkreisen zu hören, sei rein privat gewesen. Doch in der Süddeutschen Zeitung betonte Färber gestern, dass seine persönlichen Freunde und Bekannten nur „einen Bruchteil der geladenen Gäste“ ausgemacht hätten.

Zudem war die Feier verbunden mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch die Gemeinde Hausham, die damit auf eine separate Feier verzichtet hat.

Dabei fällt auf, dass Färber zwar vor drei Jahren zum Ehrenbürger von Hausham ernannt wurde. Die feierliche Verleihung fand allerdings Anfang Januar 2011 statt. Als offiziellen Rahmen wählte man in der Gemeinde die Neujahrsfeier. Seinen 70. Geburtstag hatte Färber jedoch bereits am 16. Oktober 2010 und damit knapp drei Monate vor der eigentlichen Ernennung zum neuen Ehrenbürger. Für eine Stellungnahme war der Vize-Landrat bis Samstag Mittag nicht erreichbar.

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