Zumindest ein Dach über dem Kopf

Not hat viele Gesichter, die Hilfen in einer Gemeinde ebenso. Die Obdachlosenunterkunft in Holzkirchen ist eine davon. Sie ist alles andere als luxuriös – vier Einzel- und ein Doppelzimmer, Bad und Toilette sind auf dem Gang. Es ist kein Asyl für durchreisende Streuner, sondern letzter Rettungsanker, bevor jemand auf der Straße steht.

So sieht das Obdachlosenheim in Holzkirchen am Bauhof aus
So sieht das Obdachlosenheim in Holzkirchen am Bauhof aus

„Im Normalfall leben hier keine Unternehmer, die plötzlich bankrott sind“, erläutert Hans Bachhuber Leiter des Ordnungsamts. Er schlägt sich eher mit Messies oder Unterschicht-Problemen herum. Gründe für plötzliche Wohnungslosigkeit sind Verlust der Arbeitsstelle, längere Krankheit, Überschuldung.

„Der Klassiker ist die Zwangsräumung“, sagt Bachhuber. In diesem Fall bekommt die Gemeinde erstmals offiziell über den Gerichtsvollzieher Kenntnis von einer Notlage. Sie schreibt den Betroffenen an und bittet zu einem Gespräch: „Dann kann man feststellen, wo es hapert.“

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Scham und Behörden-Profis

Das kann auch mal um einen jungen Kerl gehen, der im Lauf eines Familienstreits von seinen Eltern vor die Tür gesetzt wurde. Dann schaut Bachhuber „was man noch zusammenflicken kann“. In anderen Fällen geht es um alternative Geldquellen: Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Grundsicherung mit weiteren „Hilfen zum Lebensunterhalt“, etwa Zuschüsse für Winterkleidung oder eine Waschmaschine. „Für Hartz IV sind aber die Mieten bei uns oft zu hoch“, sagt Bachhuber.

Es gebe Kandidaten, „die professionell zu allem ja sagen”, aber beim Rausgehen schon denken „rutscht mir mal den Buckel runter.“ Aber er hatte auch schon Menschen vor sich sitzen, die beim Wort „Obdachlosenunterkunft“ vor Scham geweint haben. Und es gibt die Fälle, vor denen die Gemeinden alle Angst haben: „Leute die man nicht mehr los wird“, wie in einem Fall in Holzkirchen. „Wir haben den monatlichen Obolus von 50 Euro jetzt in eine Art Miete abgewandelt“, sagt Bachhuber resigniert.

“Wenn einer sein Geraffel nicht abholt”

Denn eigentlich ist die Unterkunft nur als Übergangslösung gedacht. In der Sozialfibel des zuständigen Bayerischen Ministeriums heißt es lapidar: „Für die Beschaffung eines Obdachs hat die Gemeinde zu sorgen, in der der Obdachlose lebt,“ Normalerweise sind das drei Monate.

In Holzkirchen wohnen derzeit drei Männer in der Unterkunft, von Ende 20 bis ins Rentenalter. Sie müssten sich eigentlich jede Woche im Ordnungsamt melden, um nachzuweisen, dass sie sich um Wohnung und Arbeit bemühen. Das funktioniert leider nur bedingt und verursacht dadurch erheblichen bürokratischen Aufwand. Ebenso wie die Räumung eines weiteren Zimmers, „weil einer sein Geraffel nicht abholt“, sagt Bachhuber.

Doch zwangsläufig arrangieren sich sowohl Gemeinde, als auch Bewohner mit den notwendigen Vorschriften. Damit ist zumindest eines gesichert, dass es im absoluten Notfall für jeden Holzkirchner ein Dach über dem Kopf gibt.

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