Heute erklärt Thomas Mandl, SPD-Stadtrat und Bürgermeisterkandidat aus Tegernsee, wie sein Modell einer Bürgerbeteiligung genau aussehen kann. Und warum er persönlich nicht begeistert ist über den jüngsten Verkauf des Krankenhausareals.
Herr Mandl, Sie waren ja vergangene Woche bei der Tegernseer Stimme Bürgerarena. Wie waren die Rückmeldungen zu Ihrem Auftritt?
Thomas Mandl: Ja, ich wurde schon von einigen Menschen darauf angesprochen. Der beherrschende Eindruck war, dass es eine gute Diskussion war und dass Hans Hagn und ich sympathisch rübergekommen sind.
Haben Sie im Vorfeld eigentlich eigene Zuschauer mitgebracht, die Sie anfeuern sollten?
Thomas Mandl: Ich habe es natürlich im Bekanntenkreis publik gemacht. Aber das ist ja völlig legitim. Unter den Zuschauern waren dann auch einige bekannte Gesichter. Aber ich kenne ja auch viele aus der CSU.
Glauben Sie, dass der Abend Ihre Aussichten auf das Bürgermeisteramt verbessern hat?
Thomas Mandl: Ja, das glaube ich in jedem Fall.
Warum?
Thomas Mandl: Weil die Alternative so klarer geworden ist. Thematisch sind wir ja gar nicht so weit auseinander. Aber ich denke, dass ich meinen anderen Politikstil gut vermitteln konnte.
Wie sieht Ihr Stil denn aus?
Thomas Mandl: Herr Hagn fährt ja eher die konservative Schiene: Der Stadtrat entscheidet über die Dinge. Ich will aber nichts gegen den Bürger beschließen und die Leute mitnehmen. Es soll nichts mehr im stillen Kämmerlein ausgehandelt werden. Die Menschen sollen die Möglichkeit bekommen, auch selber etwas zu entscheiden.
Aber wie soll dieses „entscheiden“ denn konkret aussehen?
Thomas Mandl: Es wird sicherlich nicht einfach sein, die Menschen in Tegernsee wieder dazu zu bringen, sich zu engagieren. Es ist frustrierend, wenn zwei Bürgerentscheide einfach nach einem Jahr wieder durch den Stadtrat gekippt werden. Die Leute müssen das Gefühl haben, auch wieder etwas bewirken zu können. Mir schwebt hier beispielsweise eine Zukunftswerkstatt vor, in der sich die Bürger einbringen können. Ein erster Schritt könnte beispielsweise auch eine aktive Befragung aller Bürger sein, in der sie ihre Meinung abgeben können. In Weyarn gibt es schon ein ähnliches Modell. Warum sollte das also hier nicht funktionieren? Hier leben auch keine anderen Menschen.
Sollen die Bürger dann auch darüber abstimmen können?
Thomas Mandl: Ja. Wir haben in Tegernsee ja Leitsätze, die nur leider in Vergessenheit geraten sind. Wir müssen uns zum Beispiel grundsätzlich entscheiden: Setzen wir auf mehr Betten, sprich Hotels, oder wollen wir eher Wohnraum für Familien schaffen? Wenn wir uns hier einigen können, müssen die Bürger auch darüber abstimmen. Ziel ist es, eine breite Mehrheit zu finden.
Hilfe für den Stadtrat
Wo soll es denn Ihrer Meinung nach in Zukunft mit Tegernsee hingehen?
Thomas Mandl: Das ist eben schon der klassische Fehler. Wenn ich jetzt etwas sage, dann ist das wieder nur meine Meinung. Daher wünsche ich mir für die Zukunft nur, dass die Bürger die Zukunft der Stadt aktiv mitgestalten.
Schafft sich der Stadtrat damit auf lange Sicht aber nicht selbst ab, wenn er alle wichtigen Entscheidungen den Bürgern selbst überlässt?
Thomas Mandl: Nein, das sehe ich nicht so. Denn klar ist, dass am Ende immer noch der Stadtrat entscheiden muss. Es ist eher eine Hilfe, wenn die Räte wissen, was die Bürger wollen und dementsprechend abstimmen können.
Wie wollen Sie ohne eigene Mehrheit im Stadtrat diese Politik aber durchsetzen und sicherstellen, dass Ihre derzeitigen Kollegen sich auch daran halten?
Thomas Mandl: Ich muss hier viel Überzeugungsarbeit leisten. Wenn ich tatsächlich als Bürgermeister gewählt werde, dann ist das ja aber auch ein klares Zeichen, dass dieser neue Politikstil gewünscht ist. Ich habe großes Vertrauen, dass das beste Argument im Stadtrat immer eine Mehrheit finden wird.
Könnten Sie sich vorstellen, als amtierender Bürgermeister zu versuchen, einige der schon beschlossenen Projekte nachträglich noch zu kippen?
Thomas Mandl: Alle Projekte kommen nochmal auf den Prüfstand. Da, wo es noch möglich ist, werde ich schon versuchen, noch einmal auf eine andere Lösung hinzuwirken und – wenn nötig – auch das Projekt zu verhindern.
Nun ist ja vor wenigen Tagen das Krankenhausgrundstück vom Landkreis verkauft worden. Wäre das eines dieser Projekte?
Thomas Mandl: Hier sind sicherlich einige Fragen offen geblieben. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass der Bürgermeister in die Entscheidung des Landkreises nicht eingebunden war, auch wenn er jetzt so überrascht tut. Zudem wundert mich auch die plötzliche Eile, mit der es jetzt verkauft wurde. Der Landkreis hat zur Zeit ja keinen Landrat. Mich würde schon interessieren, wer da überhaupt unterschrieben hat. Diesen Fragen werde ich in jedem Fall nachgehen.
Halten Sie den Verkauf denn grundsätzlich für gut?
Thomas Mandl: Nein, ich bin überhaupt kein Fan davon. Ich finde es auch reichlich unsensibel, wenn in Tegernsee gerade eine Diskussion über die zukünftige Nutzung läuft und durch einen solchen Verkauf einfach Fakten geschaffen werden. Herr Hagn und ich waren ja beide dafür, dort eine Wohnmöglichkeit für Familien errichten zu wollen. Diese Möglichkeit wurde uns jetzt genommen.
Nun steht die Wahl ja kurz bevor, wie verbringen Sie die letzten Tage?
Thomas Mandl: Jetzt läuft ja das ganz normale Programm mit Infoständen und Wahlkampfveranstaltungen. Dazu bin ich ja auch noch voll berufstätig. Zeitweise ist das auch eine psychische Belastung, das muss ich schon sagen. Ich wache oft in der Nacht auf und denke mir: Was muss ich jetzt noch machen? Was habe ich vergessen?
Wo sind Sie, wenn das Ergebnis bekannt gegeben wird?
Thomas Mandl: Ich denke, dann werde ich im Rathaus sein. Und danach haben wir in der Sportsbar in der Hauptstraße noch eine kleine Wahlparty.
Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wie groß schätzen Sie Ihre Chance ein?
Thomas Mandl: Das ist natürlich immer schwierig einzuschätzen. Ich denke, die Chancen stehen 60 zu 40 gegen mich. Das klingt nicht nach klarem Außenseiter, aber die restlichen zehn Prozent sind eben am schwierigsten zu erreichen. Wichtig wird vor allem sein, wie sich die bisherigen FWG-Wähler entscheiden.
Herr Mandl, vielen Dank für das Gespräch.
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