Der 42-jährige Schriftsetzermeister und Gemeinderat Köck will die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde optimieren. Aus seiner Sicht sollte der Bürger sich nicht als Bittsteller, sondern eher als Kunde fühlen.
Guten Tag Herr Köck, Transparenz und Bürgerbeteiligung sind wichtige Wahlkampfthemen in Rottach-Egern. Wie wollen Sie als künftiger Bürgermeister den Kontakt zum Bürger halten?
Christian Köck: Das Stichwort Bürgernähe darf keine Floskel sein. Der Bürgermeister muss immer für die Bürger da sein und genau dafür will ich stehen. Ich habe immer ein offenes Ohr, meine Türe wird immer offen stehen. Im Nachgang der Podiumsdiskussion vor rund drei Wochen habe ich viele E-Mails mit Fragen von Rottacher Bürgern erhalten. Diese habe ich dann auch so schnell wie möglich beantwortet. Ein enger Kontakt zu den Menschen ist mir wichtig.
Wie wollen Sie die Leute wieder stärker für die Inhalte der Kommunalpolitik begeistern?
Christian Köck: Ich denke, wir haben, gerade was die Transparenz angeht, noch Nachholbedarf. Ich plädiere daher für eine effektivere Pressearbeit der Gemeinde. Hier müssen wir noch professioneller werden, der Öffentlichkeit die Informationen schneller und umfangreicher zur Verfügung stellen.
Wie soll das konkret funktionieren?
Christian Köck: Mit dem Ratsinformationssystem sind wir hier bereits auf einem guten Weg. Es gilt, diese Plattform nun konsequent mit Informationen zu den Sitzungen des Gemeinderats zu befüllen. Die Unterlagen müssen dann sowohl im Vorfeld als auch im Nachgang der Sitzungen zur Verfügung zu stehen.
Josef Bogner, Ihr Mitbewerber um das Bürgermeisteramt, will bei besonders wichtigen Themen Dorfgespräche abhalten und sich so vor der Entscheidung des Gemeinderates ein Meinungsbild der Rottacher Bürger einholen. Was halten Sie davon?
Christian Köck: Eine offene Diskussion mit den Bürgern ist sicher sehr wichtig. Ein Dorfgespräch darf aber nicht die Entscheidung des Gemeinderates ersetzen. Die Räte sind die gewählten Volksvertreter und sollten diese Funktion auch weiterhin so wahrnehmen. Wir sollten uns aber natürlich die Meinung der Rottacher Bürger anhören und diese bei der Entscheidungsfindung auch berücksichtigen. Ich halte es zum Beispiel für fatal, wenn eine Gemeinde einen Bürgerentscheid abhält, die Bürger sich klar für oder gegen ein Projekt aussprechen, man sich dann aber nicht an das Bürgervotum hält. Man darf dann nicht einfach zwölf Monate warten und das genaue Gegenteil davon umsetzen, was die Mehrheit der Bürger wollte. So etwas wird es in Rottach-Egern unter mir als Bürgermeister nicht geben.
Wie stehen Sie zur Idee, die Sitzungen des Gemeinderats live im Internet zu übertragen?
Christian Köck: Das halte ich für problematisch. Hier werden Dinge aufgezeichnet, eventuell für die Ewigkeit gespeichert und im schlimmsten Fall sogar im Nachgang aus dem Zusammenhang gerissen. Natürlich stehen der Bürgermeister und die Gemeinderäte in der Öffentlichkeit. Wir sind aber alle keine Medienprofis. Die Arbeit als Gemeinderat ist ein Ehrenamt, daher sollte man hier nicht die selben Maßstäbe wie bei Berufspolitikern anlegen. Machen wir das doch, werden in Zukunft immer weniger Bürger bereit sein, sich zum Wohle der Gemeinde zu engagieren und als Gemeinderat zu kandidieren. Wir sollten durch eine bessere Öffentlichkeitsarbeit eher dafür sorgen, dass wir die Bürger wieder für die Themen begeistern und sie so dazu bewegen, die Sitzungen des Rates vor Ort im Rathaus zu verfolgen.
Finanzen auf dem Prüfstand
Lassen Sie uns nun über die finanzielle Situation in der Gemeinde sprechen. In Rottach-Egern sind gerade einige Projekte im Gange, die den Gemeindehaushalt erheblich belasten. Durch den Bau der Turnhalle inklusive neuer Tiefgarage und den geplanten Neubau des Bauhofs werden die Rücklagen bis 2016 fast vollständig aufgebraucht sein. Wie wollen Sie Rottach in den kommenden Jahren handlungsfähig halten?
Christian Köck: Wir dürfen uns nicht totsparen, müssen aber in den kommenden Jahren noch gewissenhafter mit unseren Mitteln umgehen. Es gibt Maßnahmen wie den Hochwasserschutz an der Rottach, den Neubau des Bauhofs oder die energetische Sanierung des Rathauses, die müssen jetzt gemacht werden. Alles andere muss auf den Prüfstand. Wir sollten hier Prioritätenlisten erstellen und klar definieren, was momentan unbedingt notwendig ist und was aufgeschoben werden kann.
Mit Gesamtkosten von über fünf Millionen Euro ist die Turnhalle deutlich teurer geworden, als es die ersten Planungen vorgesehen hatten. Wie ist es dazu gekommen?
Christian Köck: Die ursprüngliche Variante für etwas über drei Millionen wäre zwar die kostengünstigste, aber auch die kleinste gewesen. Wir hätten auch dann wieder Platzmangel gehabt. Daher haben wir uns im Gemeinderat für eine Lösung entschieden, die uns auch wirklich eine deutliche Verbesserung zur Ist-Lage bringt. Nun haben wir ein modernes, nachhaltiges Konzept, das für die nächsten 30 Jahre ausgelegt ist. Jetzt bekommen wir eine Halle, die auch die Rottacher Jugend und die Vereine optimal nutzen können.
Sie haben gerade davon gesprochen, dass die Gemeinde auch die Vereine unterstützen will. Der Tennisclub Rottach-Egern würde gerne eine neue Tennishalle nahe der Gsotthaber Stubn errichten. Wie stehen Sie zu diesem Plan?
Christian Köck: Eine Tennishalle an dieser Stelle ist sehr problematisch, weil sie sich nicht in die umliegende Bebauung einfügt. Auch eine Alternative am Birkenmoos in Enterrottach ist derzeit nicht in Sicht, weil man sich mit den dortigen Grundstückseigentümern nicht einigen konnte. Wir müssen uns als Gemeinde auch fragen, was passiert, wenn eine Halle in Rottach gebaut wird, der Tennisclub diese aber nach ein paar Jahren nicht mehr halten kann. Dann trägt die Gemeinde das komplette finanzielle Risiko und das können wir uns nicht leisten. Ich denke, wir sollten in Sachen Tennishalle eher an eine talweite Lösung denken und gemeinsam mit den Gmundern überlegen, wo eine Halle am meisten Sinn macht.
Dem Bauboom Einhalt gebieten
Ein ebenfalls wichtiges Thema ist die zunehmende Flächenverdichtung. Wie wollen Sie als Bürgermeister dem Bauboom Einhalt gebieten?
Christian Köck: Wir müssen hier den engen Dialog mit dem Landratsamt Miesbach suchen und gemeinsam eine Strategie entwickeln, wie wir in Zukunft eine zu massive und verdichtete Bebauung verhindern können. Das Problem ist die Bayerische Bauordnung. Diese ist deutlich weiter auslegbar als unsere Ortsgestaltungssatzung. Wir müssen darauf hinwirken, dass sich die Gesetzeslage ändert. Das wird aber sehr schwer.
Ein weiteres Problem, das aus dem Flächenmangel resultiert, ist der immer geringer werdende Wohnraum für junge einheimische Familien. Wie wollen Sie diesen Familien eine Möglichkeit bieten, auch weiterhin in Rottach-Egern wohnen zu bleiben?
Christian Köck: An dieser Stelle sind in der Vergangenheit sicherlich Fehler passiert. Man hätte hier mit mehr Weitsicht handeln müssen. Stattdessen hat man oft gesagt: Es gibt derzeit keine Anfragen von jungen Familien – also ist kein Bedarf da. Doch das ist ein Trugschluss. Wenn wir hier als Gemeinde die Möglichkeit haben, günstig an ein Grundstück zu gelangen, müssen wir diese Gelegenheit wahrnehmen. Momentan gibt es hier nichts Spruchreifes, es kommen aber gelegentlich schon Rottacher mit dem Hinweis auf die Gemeinde zu, dass sie verkaufen wollen. Dann müssen wir überlegen, ob es finanziell machbar ist und die Gelegenheit nutzen.
Wie sieht es mit den vorhandenen Gemeindewohnungen aus, wie kann man diese noch effektiver nutzen?
Christian Köck: Zunächst einmal ist es sehr wichtig, dass wir diese modernisieren und energetisch sanieren. Zudem kann man die vorhandenen Objekte sicherlich noch effektiver nutzen und so auch Wohnraum für junge Familien schaffen.
Das Hochwasser im Juni 2013 hat auch in Rottach-Egern große Schäden angerichtet. Was halten Sie von der Idee, die Ihr Konkurrent Josef Bogner aufgeworfen hat, nach der das Wasser bereits im Bergland gestaut werden soll, um so im Ort selbst besser geschützt zu sein?
Christian Köck: Was mein Mitbewerber hier fordert, ist nur schwer umsetzbar und mit enormem finanziellem Aufwand verbunden. Wir sprechen hier von sehr großen Staubecken oder einem Wall von zwölf Metern Höhe. Wie soll sich das in die vorhandene Landschaft einfügen? Mit dem Ausbau der Rottach sind wir derzeit bereits auf einem guten Weg. So können wir künftig eine deutlich höhere Durchflussmenge verkraften, als das bislang der Fall ist.
Was halten Sie von den Plänen zum Neubau des Schumacher-Wehrs?
Christian Köck: Ich bin nicht gegen den Neubau des Wehrs. Ein Neubau macht Sinn, weil das alte Wehr nicht mehr zeitgemäß ist. Die Pläne des Wasserwirtschaftsamtes haben mich hier aber bislang nicht überzeugt. Der Tegernsee darf nicht als Rückhaltebecken für die unteren Mangfall-Anlieger dienen. Hier bin ich auf der Seite der Initiative „Rettet den Tegernsee“.
Was wäre Ihre erste Amtshandlung als neuer Rottacher Bürgermeister?
Christian Köck: Es wird zunächst darum gehen, die begonnenen Projekte wie den Bau der Turnhalle erfolgreich zu Ende zu führen. Ich will dann vor allem frischen Wind ins Rottacher Rathaus bringen. Die Optimierung der Öffentlichkeitsarbeit in der Rottacher Verwaltung ist sicherlich einer der Punkte, die ich als Erstes angehen werde. Der Bürger darf sich, wie gesagt, nicht als Bittsteller fühlen, sondern muss als Kunde behandelt werden. Er soll merken, dass er im Rathaus jederzeit willkommen ist.
Herr Köck, vielen Dank für das Gespräch.
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