Von Kindern und Königen

Wenn rund um den 6. Januar verkleidete Kinder und Jugendliche durch die Straßen ziehen, ist weder Fasching noch Halloween. Die Sternsinger im festlichen Gewand der Heiligen Drei Könige sind vielmehr Teil der weltweit größten Sammelaktion „Kinder für Kinder“. Ein Blick hinter die Kulissen der Aktion in Holzkirchen.

Auch in Holzkirchen sind die Sternsinger jetzt wieder unterwegs.
Auch in Holzkirchen sind die Sternsinger jetzt wieder unterwegs.

Seit ihrem Start 1959 hat sich die Aktion bundesweit zu einer riesigen Solidaritätsbewegung ausgewachsen. Träger sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend). In Holzkirchen sind jährlich über 70 Kinder und Jugendliche beteiligt. „Genau weiß man das immer erst beim Abschlussgottesdienst“, sagen die Organisatoren.

In der Marktgemeinde gehen die gesammelten Spenden – jährlich zwischen 12.000 und 13.000 Euro – seit 17 Jahren an das Kinderdorf Puerto Rico in Argentinien. Es bietet eine Heimat für 32 elternlose Kinder und Jugendliche. Finanziert werden vor allem Nahrungsmittel, Kleidung, medizinische Versorgung und Schulgebühren.

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Ministranten, Pfadfinder, Schüler

Den Sternsinger-Einsatz organisieren rund 20 Gruppenleiter der Ministranten. Beginn ist etwa zwei Wochen vor Weihnachten. Dann werden Listen ausgehängt oder ins Netz gestellt, in die man sich eintragen kann. „Wir müssen schon aktiv suchen, aber irgendwie sind dann doch immer genügend Leute da“, heißt es. Dabei sind Ministranten, Pfadfinder, Chormitglieder, aber auch Kinder, die mit ihren Freunden, Cousinen und Cousins einfach einmal die Erfahrung teilen möchten. Das Alter: Von 9 bis 18 Jahren.

Viele melden sich für mehrere Einsätze, manche speziell für Schulen, Altenheime oder den Aussendungs- und Empfangsgottesdienst. Die Utensilien der Heiligen Drei Könige werden zu Anfang der Aktion besonders gesegnet: der Stern als Wegweiser, der Weihrauch als Sinnbild, dass Gott uns überall umgibt und die Kreide für das „20C+M+B+15“ an der Haustür. Dabei stehen die Buchstaben nicht für Caspar, Melchior und Balthasar – wie viele glauben – sondern für das lateinische „Christus Mansionem Benedicat“ (Christus segne dieses Haus).

Die Sache mit der schwarzen Schminke

Es ist schon eine Aufgabe, an fünf Tagen in je zwei Schichten sieben Gruppen von drei bis vier Kindern zu sortieren. Das Sternsinger-Büro in den Jugendräumen der Pfarrei ist dabei von 8.15 Uhr bis 18 Uhr Fixpunkt im Trubel. Hier werden die Teams und Kleidung zusammengestellt, Anfragen und besondere Terminwünsche behandelt und natürlich ein König schwarz geschminkt.
Trotz viel Fettcreme darunter ist die Farbe oftmals heikel in der Entfernung. „Wir hatten schon Mütter, die in letzter Minute gebeten haben, ihren Sprössling nicht wieder als Melchior gehen zu lassen“, schmunzelt eine Gruppenleiterin – selbst mit schwarzer Schminke unter den Fingernägeln.

„Den Kindern ist es schon bewusst, dass Sie etwas Gutes tun“, sagt eine langjährige Ministrantin. Dennoch sind die Straßenzüge heiß begehrt, in denen erfahrungsgemäß die meisten Süßigkeiten zu erwarten sind. Profis haben immer schon mehrere Stofftaschen zum Transport dabei. Geld, auch Trinkgeld, wird ausnahmslos in die Sammeldose gesteckt. Die Kinder erhalten lediglich eine kleine finanzielle Anerkennung von der Pfarrei , als Beitrag zur Gleichbehandlung.

Für ihre Aufgabe als Stensinger werden die Kinder verkleidet und geschminkt
Für ihre Aufgabe als Sternsinger werden die Kinder verkleidet und geschminkt

In den „Regeln für den Hausbesuch“ stehen insbesondere „Lied- und Spruchsicherheit“ und ein würdiges Auftreten: „Ihr seid Könige und bringt die Weihnachtsbotschaft und den Segen Ebenso festgelegt: „Verteilung der Süßigkeiten erst nach dem Aufräumen!“ Ein altgedienter Sternsinger-Vater weiß, dass Einige damit fast ihren Jahresbedarf decken könnten.

Darum geben viele Kinder freiwillig einen Teil ihrer Beute an die Holzkirchner Tafel ab. Im vergangenen Jahr waren das immerhin zwei Waschkörbe voll! Es scheint also um mehr zu gehen, als um materiellen Gewinn. Neben dem Helfen und Teilen stehen Gemeinschaftsgefühl und Anerkennung im Mittelpunkt. Schon traditionell sind die 30 fleißigsten Sternsinger zum Schnitzelessen der Familie Recht im Haberlwirt in Marschall eingeladen. Da sind sich Kinder und Organisatoren einig: „Das ist das Allerhöchste.“

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