Der 48-jährige Zollbeamte Hagn sieht den Verkauf des Krankenhausareals kritisch, will aber im Falle seiner Wahl offen in die Gespräche mit dem neuen Investor gehen. Zudem will er die Beziehungen der Stadt zum Herzoglichen Haus wieder verbessern.
Guten Tag Herr Hagn, am Sonntag wird es ernst. Dann entscheidet sich, wer neuer Tegernseer Bürgermeister wird. Wie sieht Ihr Programm bis dahin aus?
Johannes Hagn:Heute haben wir noch eine Veranstaltung mit Ilse Aigner. Am Samstag gibt es in Tegernsee noch zwei CSU-Infostände. Dort werde ich vor Ort sein und mich mit den Bürgern unterhalten. Ansonsten kann ich bis Sonntag nicht mehr viel tun. Ich bin daher entspannt, weil ich weiß, dass ich alles getan habe, was in meiner Macht steht.
Vergangene Woche wurde das Krankenhausareal vom Landkreis an einen Investor aus Bremen verkauft. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Hagn: Hier bin ich sehr gespalten. Ein Investor muss Geld verdienen und wird daher nicht das Interesse haben, auf dem Areal bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Ich denke, die Stadt hat durch diesen Verkauf eher verloren als gewonnen. Wir hätten auf dem Gelände zum einen bezahlbaren Wohnraum schaffen, für eine gesetzeskonforme Unterbringung der Feuerwehr sorgen und uns eine Entwicklungsfläche für die Zukunft sichern können. Daher wäre es aus meiner Sicht besser gewesen, wenn Tegernsee das Grundstück selbst erworben hätte. Doch damit ist es nun vorbei.
Trotzdem besitzt die Stadt nach wie vor die Planungshoheit auf dem Areal. Der Investor muss also mit dem Stadtrat sprechen, bevor auf dem Grundstück etwas passiert. Wie würden Sie die Gespräche angehen, wenn Sie neuer Bürgermeister werden sollten?
Hagn: Es gibt hier ja einen bestehenden Beschluss. Dieser lautet 50 Prozent Hotel und zu je 25 Prozent betreutes Wohnen und Eigentumswohnungen. Ich würde, bevor man in ein Gespräch mit dem Investor tritt, nochmals ein Meinungsbild des Stadtrates einholen und dann offen in die Gespräche gehen.
Verträgliche Lösung in Sachen Orthopädische Klinik finden
Die massiven Neubaupläne der Deutschen Rentenversicherung für die Orthophädische Klinik an der Point haben ebenfalls für viel Gesprächsstoff in Tegernsee gesorgt. Nun will die Versicherung neue Pläne einreichen. Wo liegt aus Ihrer Sicht die Grenze zum Verträglichen?
Hagn: Wir müssen abwarten, wie die genauen Pläne aussehen. Tegernsee braucht diese Klinik. Der Klinikleitung muss aber auch klar sein, dass es gegen eine massive Bebauung, wie es die ersten Pläne vorsahen, große Vorbehalte im Stadtrat und auch in der Bevölkerung gibt. Die Verantwortlichen der Orthopädischen Klinik haben gesagt, sie wollen nun nachbessern und das müssen sie auch tun. Ich denke außerdem nicht, dass die Rentenversicherung einfach so bereit ist, den Premiumstandort Tegernsee aufzugeben.
Die Klinik bringt Tegernsee auch viele Gäste und Kunden. Trotzdem krankt das Geschäftsleben in der Stadtmitte. Was muss hier passieren, um eine Trendwende einzuleiten?
Hagn: Wir müssen den Bettenschwund aufhalten, um auch weiterhin Gäste in Tegernsee zu haben. Ich bin daher für die angedachten Projekte wie das Almdorf, die Erweiterung des Westerhofes und des Hotels Das Tegernsee. Zudem bin ich auch für das A-ja-Hotel. In diesem Fall müssen aber noch einige offene Fragen geklärt werden. Wir brauchen verlässliche Boden- und Lärmgutachten.
Die Geschäftsleute haben in der Vergangenheit laut eigener Aussage auch die Unterstützung der Stadt Tegernsee vermisst. Wie wollen Sie den Dialog intensivieren?
Hagn: Sollte ich eingeladen werden, werde ich als Bürgermeister an den Treffen der Geschäftsleute teilnehmen und mir anhören, was die Stadt für die Gewerbetreibenden tun kann. Ein stetiger Dialog ist hier wichtig.
Die Geschäfte brauchen Parkplätze. Wie lautet hier Ihr Konzept?
Hagn: Ich bin für die Einführung einer Parklizenz-Zone. Für die Einheimischen wären die Parkplätze dort, wo sie heute schon kostenlos sind, dann auch weiterhin kostenlos. Es geht darum, die Touristen stärker dazu zu animieren, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen und auf ihr Auto zu verzichten.
Das bringt der Stadt aber nicht mehr Parkplätze. Wäre ein Parkhaus auf dem Horn-Grundstück nicht eine praktikable Lösung?
Hagn: Nein, ich sehe dort derzeit keinen Bedarf für ein Parkhaus. Noch haben wir in Tegernsee ausreichend Parkraum. Das kann in ein paar Jahren aber anders sein. Ich bin dafür, den Hornparkplatz nun endlich richtig herzurichten, zu teeren und mit Blumenschmuck auszustatten. Diese Maßnahme ist überfällig, denn derzeit ist dieser Parkplatz ein Schandfleck. Ich will zudem die im Stadtgebiet vorhandenen Parkplätze noch effektiver nutzen. Dafür brauchen wir ein intelligentes Parkleitsystem.
Wie wollen Sie das erreichen?
Hagn: Es geht darum, das ganze Konzept der Parkraumnutzung und -bewirtschaftung auf den Prüfstand zu stellen und zu schauen, wie man es optimieren kann. Ich würde mir hier Unterstützung von Experten der TU München holen und genau analysieren lassen, wo zu wenig und wo ausreichend Parkraum vorhanden ist. Dann sehen wir weiter.
Ein Parkhaus auf dem Horn-Grundstück wird immer wieder auch in Verbindung zum gegenüberliegenden, derzeit leerstehenden Hotel Guggemos gesehen. Was muss passieren, damit dort wieder Leben einkehrt?
Hagn: Hier müssen sich das Herzogliche Haus und die Stadt Tegernsee zu offenen Gesprächen an einen Tisch setzen, ihre Positionen austauschen und sehen, was dann möglich ist. Ein Hotel ist wirtschaftlich wahrscheinlich nicht zu betreiben, wenn das Herzogliche Haus nur verpachten und nicht verkaufen will. Also muss man sich nach einer anderen Lösung umsehen. Wichtig ist aber, dass die Stadt und der Herzog auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Es hat niemand was davon, wenn das Guggemos weiter leersteht.
Ergebnisse der Eigenbetriebe offen legen
In Rottach-Egern ist Bürgerbeteiligung derzeit ein heißes Wahlkampfthema. Wie würden Sie als Tegernseer Bürgermeister die Bürger noch stärker mitnehmen?
Hagn: Es geht hier einfach darum, umfassend zu informieren. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum ein Großteil der Ergebnisse der städtischen Eigenbetriebe nicht öffentlich ist. Die Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es um die Finanzen der Stadt steht. Wir müssen also schauen, bis zu welchem Punkt eine Offenlegung der Bilanzen rechtlich möglich ist und das dann auch klar nach außen kommunizieren.
Welche weiteren Maßnahmen würden Sie anschieben, um die Transparenz der Stadt Tegernsee zu steigern?
Johannes Hagn: Wir müssen einen Weg finden, die Unterlagen zu den öffentlichen Sitzungen des Stadtrats im Vorfeld ins Internet zu stellen und die Bürger mit detaillierten Informationen auszustatten. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass nicht alle Tegernseer Zugang zum Internet haben. Daher plädiere ich auch dafür, die Informationen in den stadteigenen Tegernseer Nachrichten zu veröffentlichen. Wir wollen schließlich alle Menschen erreichen.
Was halten Sie von einer Live-Übertragung der Sitzungen des Stadtrats im Internet?
Hagn: Das wird sicherlich nochmal ein Thema werden. Ich halte es nur für sinnvoll, wenn alle Stadträte sich dafür aussprechen. Zudem würde ich die Sitzung nicht live, sondern am nächsten Morgen online stellen. Jeder Stadtrat sollte auch weiterhin das Recht an seinem Wort behalten und sagen können, diese Aussage will ich nicht im Video drin haben. Zudem müssen wir uns hier auch über die Kosten für Technik und den Betrieb unterhalten. Es bleibt hier ja nicht bei den Anschaffungskosten, sondern wir brauchen auch einen Fachmann, der sich um die Bedienung der Technik kümmert. Das muss alles geklärt werden.
Was wäre Ihre erste Amtshandlung als neuer Tegernseer Bürgermeister?
Hagn: Das wäre ein Anruf beim Herzoglichen Haus, um die Beziehungen zur Stadt wieder zu verbessern.
Herr Hagn, vielen Dank für das Gespräch.
SOCIAL MEDIA SEITEN