Im TS-Doppelinterview äußern sich die beiden kritisch über die systematische Sponsoring-Praxis der Sparkasse und erklären im ausführlichen Video, warum jeder der Kandidaten sich als den besseren Landrat sieht.
Am kommenden Sonntag wird sich also endgültig entscheiden, wer die nächsten Jahre das Chef-Büro im Miesbacher Landratsamt bezieht. Nach dem ersten Wahlgang sind noch zwei Kandidaten im Rennen. Die Favoritenrolle wird meist Norbert Kerkel von den Freien Wählern zugeschrieben, der 37,75 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang erhielt. In der Stichwahl steht er mit Wolfgang Rzehak von den Grünen, der am vorvergangenen Sonntag 20,88 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte.
Im ersten Wahlgang ausgeschieden sind dagegen der affärenbelastete Altlandrat Jakob Kreidl (CSU), sowie der SPD-Kandidat und zweite Bürgermeister in Bad Wiessee, Robert Huber. Abgeschlagen war im ersten Wahlgang auch Martin Eberhard, der lediglich 6,88 Prozent der Stimmen bekam.
Wir haben uns mit den beiden verbliebenen Kandidaten nochmals zum TS-Doppelinterview getroffen. Teile des dabei entstandenen Videos finden Sie am Ende des Artikels, um sich ein besseres, eigenes Bild über die zur Wahl stehenden Kandidaten machen zu können.
Schulden sind das große Thema
Hallo Herr Kerkel, hallo Herr Rzehak, weder die CSU noch die SPD wollen eine Wahlempfehlung für die Stichwahl abgeben. Der SPD-Landratskandidat Robert Huber bezeichnet Sie, Herr Kerkel, sogar als politischen Nobody, der zu unerfahren ist, um die schwierigen Aufgaben des Landkreises zu meistern. Was sagen Sie dazu?
Norbert Kerkel: Ich leite seit 20 Jahren ein Unternehmen und verfüge daher durchaus über eine gewisse Erfahrung. Auch Robert Huber hat keine mehrjährige Lehrzeit als Landrat hinter sich. Daher wundert mich diese Aussage. Zudem kennt mich Herr Huber nicht näher.
Fehlt Herrn Kerkel die nötige Erfahrung, Herr Rzehak?
Wolfgang Rzehak: Der Vater von Norbert Kerkel war vor seiner Zeit als Landrat immerhin für eine gewisse Zeit Bürgermeister und hatte somit schon mehr Erfahrung als Norbert Kerkel junior heute. Der Landkreis steht vor schweren Aufgaben. Wir müssen unseren hohen Schuldenstand von 134 Millionen Euro in den Griff bekommen. Da braucht es schon jemanden mit einer gewissen Erfahrung. Ich bin Verwaltungsfachmann, kenne die Abläufe und bin mit einem kommunalen Haushalt vertraut.
Wie wollen Sie den hohen Schuldenstand in den Griff bekommen?
Wolfgang Rzehak: Ich will jeden Mitarbeiter kennenlernen. Genau sehen, wo die Potentiale liegen und wo es etwas zu verbessern gilt. Zudem will ich mittelfristig über die energetische Sanierung der Gebäude viel Geld einsparen.
Das sind alles eher langfristige Maßnahmen. Was kann man kurzfristig tun, Herr Kerkel?
Norbert Kerkel: Ich plädiere dafür, jede einzelne Haushaltsstelle Punkt für Punkt durchzugehen. Nur so kann ich sehen, wo es Optimierungspotential gibt. Es gibt viele Sachen, die zwar schön, aber nicht unbedingt notwendig sind. Zudem gilt es, Fördertöpfe von Freistaat und Bund noch besser zu nutzen. Wir müssen einfach eine absolute Haushaltsdisziplin an den Tag legen.
Was wurde hier aus Ihrer beider Sicht in den vergangenen Jahren versäumt?
Norbert Kerkel: Hier ist nicht direkt was falsch gelaufen. Ein Großteil des Geldes wurde in die Bildung und den Bau von Schulen und daher richtig investiert. Vieles davon ist dem Landkreis auch vom Freistaat aufgebürdet worden.
Wolfgang Rzehak: Ich stimme Herrn Kerkel hier im Wesentlichen zu. Die Investitionen in Bildung waren wichtig und richtig. Man hätte hier aber schon im Vorfeld noch mehr Schulden abbauen müssen, um so besser auf die jetzige Situation vorbereitet zu sein. Die Verantwortlichen waren in der Vergangenheit also nicht diszipliniert genug.
Im Interview: Aufräumen bei der Kreissparkasse
Im Video äußern sich die beiden Kandidaten zur jahrelangen Sponsoringpraxis der Sparkasse und betonen, dass sie, ihrer Meinung nach, nicht nur wegen der Verfehlungen von Landrat Jakob Kreidl (CSU) in die Stichwahl eingezogen sind.
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