Seit 1. April 2012 ist Matin Mihalovits Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee. Neben wirtschaftlichen Reformen steht vor allem die Aufarbeitung der Verfehlungen seiner Vorgänger auf seiner Agenda. Anfang März sprach ihm der Kreistag das Vetrauen aus und verlängerte den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden.
Holzkirchner Stimme Herr Dr. Mihalovits, turbulente Zeiten für die Sparkasse: Hausdurchsuchungen durch die Staatsanwaltschaft, Millionenforderungen gegen ehemalige Vorstände und Verwaltungsräte. Wie würden Sie die derzeitige Situation der Kreissparkasse Miesbach Tegernsee beschreiben?
Martin Mihalovits: Das Ganze geht natürlich nicht spurlos an uns vorbei. Ich kann sehr wohl nachvollziehen, dass die Bevölkerung im Landkreis irritiert und verärgert war. Der neue Vorstand hat sich aber für den Weg der völligen Aufklärung und Transparenz entschieden. Das sehen auch unsere Kunden, so dass wir weder signifikante Kundenabwanderungen noch Kapitalabwanderung zu verzeichnen haben. Auch unsere Mitarbeiter stehen hinter dem neuen Vorstand und der Kreissparkasse. Inzwischen liegt das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft. Das Ergebnis müssen wir abwarten.
Was wussten die Verwaltungsräte?
Holzkirchner Stimme: Unabhängig von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft stehen die Forderungen gegen Ex-Vorstände und Ex-Verwaltungsräte weiter im Raum. Wie denken Sie wird dabei raus kommen?
Martin Mihalovits: Diese Forderungen basieren auf einer Untersuchung der Regierung von Oberbayern als unserer Rechtsaufsicht. Sie hat uns auch aufgetragen, diese Forderungen zu stellen, das haben wir getan.
Holzkirchner Stimme: Manche der Beschuldigten sind noch heute in Amt und Würden. Wolfgang Rzehak war schon 2008 Verwaltungsrat, auch gegen ihn wird ermittelt. Heute sitzt er als Landrat dem Verwaltungsrat vor. Ist das nicht problematisch?
Martin Mihalovits: Nein. Es ist ja bekannt, was den einzelnen Personen vorgeworfen wird, das haben wir auf unserer Internetseite veröffentlicht. Und wir dürfen nicht vergessen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt ja erst, ob und was dabei herauskommt, werden wir sehen. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung. Alle Beteiligten verhalten sich hier sehr professionell.
Holzkirchner Stimme: Sind neben den Vorständen auch die damaligen Verwaltungsräte klar zur Verantwortung zu ziehen?
Martin Mihalovits: Das hat wie gesagt die Regierung von Oberbayern ja schon getan und uns aufgetragen, Rückforderungen zu stellen. Was die Staatsanwaltschaft machen wird, prüft sie gerade. Es wird niemand ausgelassen. Wir müssen aber eins berücksichtigen, ohne hier etwas schönreden zu wollen: Mein Vorgänger hat in der Vergangenheit folgende Strategie gefahren: „Was gut ist für den Landkreis ist, ist auch gut für die Sparkasse.“ Das war keine geheime Kommandosache, alles war bekannt und es wurde darüber in den Medien berichtet und man sprach darüber.
Holzkirchner Stimme: Also haben die damaligen Verwaltungsräte die Entscheidungen mitgetragen?
Martin Mihalovits: Im Nachhinein sieht es immer ganz anders aus. Es wäre zu einfach zu sagen, jeder von ihnen hat alles mitgetragen. Ein Vorstandsvorsitzender und ein Landrat als Vorsitzender des Verwaltungsrates haben natürlich eine höhere Verantwortlichkeit als ein einfacher Verwaltungsrat. Es gab sehr wohl auch kritische Nachfragen, aber die grundsätzliche Haltung auch unserer Aufseher war lange Zeit: „Das ist alles kein Problem.“ Aber letztlich war ja der alte Verwaltungsrat der entschied, dass ein Wechsel stattfinden soll und es nicht mehr so weitergehen kann.
Holzkirchner Stimme: Was wird derzeit unternommen, um sicherzustellen, dass sich die Vorfälle der Vergangenheit nicht wiederholen?
Martin Mihalovits: Wir haben ja alleine durch die interne und öffentliche Diskussion ein ganz anderes Bewusstsein bekommen, was eine Sparkasse darf und was nicht. Wir haben zudem zusammen mit Fachleuten der Uni Münster, die auf dieses Thema spezialisiert sind, Compliance-Regeln erarbeitet, die weit über das hinausgehen, was von Seiten des Sparkassenverbandes vorgeschrieben wird. Der genaue Verhaltenskodex wird demnächst auch veröffentlicht, ich denke, wir werden da beispielhaft sein.
Holzkirchner Stimme: Was wurde außerdem unternommen?
Martin Mihalovits: Zudem wurden Kompetenzen nach unten abgegeben. Es gibt nun einen Ausschuss, der, unabhängig vom Vorstand, nach festgelegten Kriterien über Sponsoring und Spenden berät und die Gelder vergibt. Es ist nicht mehr eine einzige Person, die über alles entscheidet.
Holzkirchner Stimme: Haben Sie bei Ihrem Amtsantritt im Jahr 2012 mit einer solch schwierigen Aufgabe gerechnet?
Martin Mihalovits: Sicher nicht, damit hat wohl niemand gerechnet. 2011/2012 ging es vor allem um wirtschaftliche Gesichtspunkte. Es war klar: Mit einer Ausgabenpolitik, wie sie in der Vergangenheit betrieben wurde, konnte es nicht mehr weitergehen. Das hätten wir uns nicht mehr leisten können. Wir haben außerdem Reformen eingeleitet, die internen Abteilungen umorganisiert, Arbeitsabläufe gestrafft und Kosten eingespart. Im Moment bauen wir die Marktabteilungen um, über die Zusammenfassung von Geschäftsstellen haben Sie ja schon berichtet.
Dass wir mit dieser Strategie auf dem richtigen Weg sind und man uns zutraut die Probleme zu lösen zeigt auch, dass mein Vertrag als Vorstandsvorsitzender kürzlich vom Kreistag verlängert wurde. Über dieses Zeichen des Vertrauens habe ich mich sehr gefreut. Und wir dürfen aber nicht nachlassen, denn die anhaltende Niedrigzinsphase wird uns noch vor große Herausforderungen stellen.
Gutes Geschäftsjahr 2014
Holzkirchner Stimme: Nach einem mäßigen Jahr 2012 konnte die Sparkasse ihren Gewinn 2013 deutlich steigern. Wie ist das vergangene Jahr aus ihrer Sicht gelaufen?
Martin Mihalovits: Wir sind mit dem Abschluss 2014 sehr zufrieden. Er ist von der Tendenz her sogar besser als der aus 2013. Die Zahlen werden in Kürze veröffentlicht. Das zeigt, dass unsere Reformen und Einsparungsmaßnahmen gegriffen haben und unsere Mitarbeiter gute Arbeit leisten und die Kunden gut beraten. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Holzkirchner Stimme: Könnte angesichts schwieriger Rahmenbedingungen die Fusion der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee mit einer anderen, wesentlich größeren Sparkasse ein Thema werden? Der Einfluss des Landkreises Miesbach könnte schwinden. Wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario?
Martin Mihalovits: Für mich ist die Größe einer Sparkasse alleine kein Wert an sich. Unser Ziel ist es deshalb, diese Sparkasse wirtschaftlich so aufzustellen, dass sie eigenständig bestehen kann. Werden Auflagen und Regelungen weiter verschärft, wollen wir darauf vorbereitet sein. Sollten aus strukturellen Gründen Fusionen von Sparkassen irgendwann einmal ein Thema werden, wollen wir gestärkt in solche Verhandlungen eintreten, um die Positionen des Landkreises zu setzen und verteidigen zu können. Aber ich betone: derzeit ist eine Fusion kein Thema!
Holzkirchner Stimme: Sie haben im vergangenen Jahr angekündigt, die Ausgaben im Bereich Spenden und Sponsoring weiter reduzieren zu wollen. Wie steht es um dieses Ziel?
Martin Mihalovits: Es war von Beginn an mein Ziel, das Sponsoring auf ein Maß zu reduzieren, das einer Sparkasse dieser Größenordnung angemessen ist. Das haben wir mittlerweile fast erreicht. Wir werden aber weiterhin die Vereine, das Ehrenamt und Veranstaltungen unterstützen und dabei mit geringeren Beträgen eine hohe Breitenwirkung erzielen. Wie ich schon einmal sagte: Lieber geben wir 100 Vereinen 500 Euro, als für eine Veranstaltung 50.000 Euro zu zahlen. Wir stehen zu unserer Verantwortung für den Landkreis. Wir müssen den Fokus aber vor allem auf unser Kerngeschäft legen, nämlich die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für die Bevölkerung und die Unternehmen des Landkreises. Das ist unsere Aufgabe.
Holzkirchner Stimme: Herr Dr. Mihalovits, wir danken für das Gespräch.
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