Gestern Abend ist Alexander Radwan zum neuen CSU-Kreisvorsitzenden gewählt worden. Im Vorfeld wurde auch über eine Kandidatur der Miesbacher Bürgermeisterin Ingrid Pongratz spekuliert. Doch die Kampfkandidatur blieb aus.
Es ging um einen Nachfolger für den ehemaligen CSU-Kreisvorsitzenden Jakob Kreidl. Keine leichte Aufgabe nach den Ereignissen in vergangener Zeit, die für die Christsozialen den Verlust des Landratspostens und deutliche Einbußen im Kreistag zur Folge hatten.
Zerrissenheit der Partei
Daher forderte Alexander Radwan in seiner Bewerbungsrede auch eine Aufarbeitung der diversen Affären. Dabei gehe es ihm jedoch nicht um Personen, sondern darum, welche Schlüsse und Konsequenzen man aus der Vergangenheit ziehen müsse. Schließlich werde man um eine gründliche Aufarbeitung nicht herum kommen, so Radwan weiter.
Hinter der Partei lägen intensive Diskussionen, in denen aufgrund von unterschiedlichen Informationen auch unterschiedliche Bewertungen vorlagen. Das habe zu einer Zerrissenheit der Partei geführt. „Ich habe in den letzten Wochen aber schon bemerkt, dass wir wieder enger zusammengerückt sind“, so Radwan. Diesen Prozess will er weiter unterstützen.
Zudem forderte der neue Vorsitzende, dass die CSU wieder politischer werden müsse. Zwar habe man den Landratsposten verloren und im Kreistag einen erheblichen Dämpfer erhalten, doch man sei immer noch die stärkste Fraktion. „Außerdem stellen wir im Landkreis elf Bürgermeister“, merkt Radwan an.
Pongratz verzichtet
Die Kreis-CSU werde in Zukunft also themenbezogen im Kreistag mit dem neuen Landrat zusammenarbeiten, aber gleichzeitig die Kommunen mehr in den Mittelpunkt rücken. Radwan will die Partei wieder dahin führen, wo sie seiner Meinung nach hingehört. „Nämlich an die Spitze des Landkreises“, erklärt Radwan.
Mit 131 zu 149 Stimmen wurde Radwan von den anwesenden Mitgliedern als einziger Kandidat in sein neues Amt gewählt. Wie im Vorfeld spekuliert wurde, galt seine Kandidatur als durchaus taktisch motiviert, um Ambitionen der designierten stellvertretenden Landrätin Ingrid Pongratz auszuschließen. Und tatsächlich blieb eine Kampfkandidatur aus. Im Nachgang erklärte die Bürgermeisterin von Miesbach, was es mit den Gerüchten auf sich hatte:
Es ist an mich herangetragen worden, dass ich mich als Vorsitzende aufstellen lassen soll. Aber ich habe da keine Ambitionen. Ich bin Bürgermeisterin von Miesbach und mit dem möglichen Posten als stellvertretende Landrätin wäre ich gut ausgelastet. Man muss nicht überall dabei sein.
Komplett ausgewechselt wurde aber nicht nur der Vorsitzende, sondern auch seine vier Stellvertreter. Wie die scheidenden Vorstandsmitglieder Josef Bierschneider, Angelika Babl, Josef Bichler und Georg von Preysing erklärten, wollen sie den Weg freimachen für einen Neuanfang.
Die Mitglieder wählten am Ende Olaf von Löwis aus Holzkirchen (110 Stimmen), Georg Kittenrainer aus Bayrischzell (92 Stimmen), Maria Dießl aus Otterfing (72 Stimmen) und Anian Bichlmaier aus Warngau (60 Stimmen) zu den Vizes von Alexander Radwan. Unter den Stellvertretern ist damit kein CSUler aus dem Tegernseer Tal mehr. Dafür sind mit dem Rottacher Alexander Radwan und Josef Bierschneider als Fraktionsvorsitzender entscheidende Positionen zugunsten des Tals besetzt worden.
Zum Ende hatte der bisherige Kreisvorstand Josef Bichler noch einen Tipp für seine Nachfolger: „Unterstützt unseren Kreisvorsitzenden und geht in die Ortsverbände und hört euch an, was sie zu sagen haben“, gab Bichler ihnen mit auf den Weg. Der neue Kreisvorsitzende Radwan scheint jedenfalls zufrieden mit seiner Mannschaft. „Ich bedanke mich und bin froh, dass wir mit dieser Wahl wieder in die richtige Spur gekommen sind“, so Radwan abschließend.
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