Seit 1961 besteht das Sommerschul-Programm der University of Kansas (KU) mit Holzkirchen. Der aus Schlesien stammende Viktor Kalzua, Gründer der örtlichen VHS, hatte es mit den persönlichen Kontakten zum deutschstämmigen Direktor der dortigen germanistischen Fakultät möglich gemacht. Dr. John Anthony Burzle war außerdem gebürtiger Münchner; also lag das Oberland als Zielgebiet nahe.
Für die Nachkriegszeit war die „Summerschool“ eine mittlere Sensation. Inzwischen haben sich die Holzkirchner deutlich internationalisiert. Dennoch ist der Empfang der Studenten auf dem Marktplatz immer noch eine große Sache mit Bürgermeister, Fahnen und Musikzug. Seit dem 25. Juni sind die Studenten des amerikaweit ausgeschriebenen Programms bei Gastfamilien untergebracht. Vorher waren sie schon zwei Wochen in Berlin, Köln und Bonn auf Kultur-Tour.
Auch nach Kaluzas Tod blieb der Bezug zur Volkshochschule sehr eng. Bis heute erhalten die Studenten dort ihren Deutsch-Unterricht. Aber es wird nicht nur Grammatik gepaukt. Weitere Inhalte sind Geschichte und Literatur, Filme und Gegenwartskultur, beispielsweise das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken.
Familie oder WG?
Viel aufschlussreicher dürfte aber der Einblick ins Alltagsleben der Deutschen sein. Und das ist so bunt wie die Gastfamilien selbst. Ein Student ist in einer Wohngemeinschaft untergekommen. Manche leben in klassischen Familien oder bei Paaren, deren Kinder schon seit Jahren aus dem Haus sind. Aber die Bekanntschaft mit Bier, Schweinshaxe und Obatzdn ist obligatorisch. Und eine Standardfrage bleibt wohl auf ewig ungelöst: „Warum ist im Leberkäs weder Leber noch Käse?“
Seit Ende der 90er Jahre unterstützt ein Freundeskreis aktueller oder ehemaliger Gasteltern das Programm. Einige von ihnen waren bereits auf Gegenbesuchen in Lawrence, dem Standort der Universität. Der Freundeskreis organisiert die Gasteltern, die Hütten-Übernachtung auf dem Brauneck sowie zahlreiche Aktionen. Dazu gehört ein Abend bei den Schützen oder auch beim Holzkirchner Trachtenverein.
Gaudi bei den Taubenbergern
Die Mitglieder der „Taubenberger“ zeigen sich schon seit Jahren bereit, den amerikanischen Gästen die Feinheiten der Oberlandler-Kultur und Tracht nahe zu bringen. Die größte Gaudi gibt es beim Schuhplattln.
Sogar Vorstand Emmeram Taubenberger dreht als „Coach“ die Runde. Beim Tanzen zur Quetschn-Musik von Wolfram Prochazka mischen sich Bayern und Amerikaner. Da strahlen die Studenten. „Authentisch“ ist ein Lieblingswort.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=3XP1WmeaFFE&w=740&h=416]
Seit den 80ern dabei ist Professor William Keel. „Uncle Bill“ kennt sich im Landkreis Miesbach mittlerweile besser aus als mancher Einheimischer. Aber die besten Tipps für Sonnwendfeuer, Koglfest oder Sommerzauber sprechen sich eh schnell herum.
Inzwischen sind die ersten Dirndl gekauft. Mindestens ein Studenten-Pärchen hat sich auf dieser Deutschlandreise gefunden. Die jungen Leute haben Spaß und ihre Feiern sind legendär. Eher nebenbei tragen die Amerikaner ein bisschen zur Völkerverständigung bei. Wenn es auch politisch zwischen Deutschland und den USA manchmal knirscht; die persönlichen Kontakte werden nach der offiziellen Abreise am 1. August sicher bleiben.
SOCIAL MEDIA SEITEN