Ende vergangener Woche sorgten die eingebrochenen Anmeldezahlen für das Gymnasium Tegernsee für Aufregung. Heute Abend berät nun der Förderverein über das Thema.
Außerdem hat sich auch der neue Landrat Wolfgang Rzehak eingeschaltet. Er möchte sich vor Ort mit Bürgermeister Hagn und Direktor Oberholzner über die Zukunft des Gymnasiums beraten.
Die neuen Zahlen kommen zwar nicht sonderlich überraschend. Für das Gymnasium Tegernsee sind sie dennoch ein herber Schlag. Knapp 90 Anmeldungen weniger muss die Schule mit direktem Seezugang verkraften. Grund dafür sind laut Einschätzung von Direktor Werner Oberholzner die neu gebauten Schulen in Holzkirchen und Gmund.
Beratungen über die Zukunft
Wie und ob es nun mit dem Gymnasium weitergehen soll, steht derzeit noch nicht endgültig fest. Kurzfristig sei die Schule jedoch nicht gefährdet, erklärt das Kultusministerium. Trotz allem treffen sich heute die “Freunde und Förderer des Gymnasiums Tegernsee” in der Tegernseer Schlossbrennerei zu ihrer jährlichen Hauptversammlung. Der Vorsitzende Markus Wrba wird dabei mit Sicherheit auch auf die aktuell verschärfte Situation zu sprechen kommen.
Außerdem besucht der neue Landrat Wolfgang Rzehak am kommenden Montag das Gymnasium. Dabei wird er nicht nur von seiner eigenen Zeit an der Tegernseer Schule berichten, sondern sich auch mit Bürgermeister Johannes Hagn und Direktor Werner Oberholzner über die derzeitige Lage und eine mögliche Zukunft des Gymnasiums beraten.
Ursprünglicher Artikel vom 09. Mai 2014 mit der Überschrift „Konkurrenz fordert ihren Tribut“
Rund 300 Schüler pendeln täglich von Holzkirchen nach Tegernsee, um das Gymnasium zu besuchen. Ab September dieses Jahres gibt es eine neue Option: Dann beginnt der Unterricht am Holzkirchner Gymnasium.
Dabei erlebt die dortige Schule derzeit einen wahren Ansturm. Im Gegensatz zum Tegernseer Gymnasium. Da merkt man zum ersten Mal, wie sehr sich die neue Konkurrenz auf die Schülerzahlen auswirkt.
„140 Anmeldungen auf die fünften Klassen hat es gegeben. Das hat mich überrascht“, erklärte der Direktor des Holzkirchner Gymnasiums, Axel Kisters, gestern gegenüber dem Merkur. Doch trotz des Ansturms sollen keine Kinder abgewiesen werden. Zusammen mit Landratsamt und Kultusministerium habe man sich darauf verständigt, fünf kleinere Klassen zu bilden. Durchschnittlich 28 Kinder pro Klasse werden damit ab September an dem neuen Gymnasium beginnen.
Dabei sind 83 direkt aus Holzkirchen, 23 aus Sauerlach, 16 aus Otterfing und der Rest verteilt sich auf Warngau, Valley, Weyarn und Brunnthal. Dass das Interesse der Eltern sehr groß ist, erklärte Kisters bereits vor einem Monat gegenüber der Holzkirchner Stimme: „Die Akzeptanz ist jetzt schon recht groß.“ Das bestätigte damals auch Elisabeth Dasch, Vorsitzende des ‘Fördervereins Weiterführende Schule in Holzkirchen’, die sich jahrelang für den Bau eingesetzt hat: „Es gibt einen großen Run auf das neue Gymnasium, was mich wahnsinnig freut.“
Tegernsee büßt ein
Ganz anders ist die Situation bei den zukünftigen Fünftklässlern am Tegernseer Gymnasium. Wie Direktor Werner Oberholzner heute erklärt, haben sich für das kommende Schuljahr nur 56 neue Schülerinnen und Schüler angemeldet. 90 weniger als noch im Vorjahr.
Die Zahlen sind damit unter denen des letzten Jahres geblieben. Begründen lässt sich dies mit der hohen Anziehungskraft zweier brandneuer Schulen in der Nachbarschaft, des Gymnasiums Holzkirchen und der neu eröffneten Realschule Tegernseer Tal. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Diskussion um das Gymnasium und das G8 haben sich offenbar auch viele Schüler mit gymnasialer Eignung für die Realschule entschieden.
Dagegen, so Oberholzner weiter, sei die offene Ganztagsschule in Tegernsee weiterhin beliebt; auch im nächsten Schuljahr soll es wieder zwei Betreuungsgruppen geben. „Im Wesentlichen mit Schülern der 5. und 6. Jahrgangsstufe.“
Länger schlafen, weniger pendeln
Das große Interesse an der neuen Schule im Nordlandkreis, das sich zum ersten Mal in den Anmeldezahlen der beiden Einrichtungen widerspiegelt, lässt sich leicht erklären. Für viele Kinder und Jugendliche bringt das neue Gymnasium ein attraktives Versprechen mit: länger schlafen durch kürzere Anfahrtswege, das könnte ein nicht unwichtiger Grund sein.
Auch der Direktor Axel Kisters erklärt, dass die „Schule vor der Haustür“ ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung der Eltern sei. Allerdings könne man nicht jedes Jahr so frei agieren und fünf Einstiegsklassen zur Verfügung stellen. Die Schule, so Kisters, sei auf Dreizügigkeit ausgelegt. Bereits im nächsten Jahr wollen die Verantwortlichen Aufnahmekriterien festlegen. Damit dürfte es ab dem nächsten Schuljahr beispielsweise für Schüler aus Sauerlach oder Brunnthal deutlich schwieriger werden, einen Platz im Holzkirchner Gymnasium zu bekommen.
Ob das für die Schule in Tegernsee ausreicht, damit die Schülerzahlen nicht noch weiter zurückgehen, ist fraglich. So betonte der frühere Tegernseer Bürgermeister Peter Janssen vor ein paar Monaten: „Man kann heutzutage nicht langfristig vorhersagen, ob das Tegernseer Gymnasium noch genügend Schüler haben wird, um einen attraktiven Schulbetrieb leisten zu können.“
Im Bayerischen Kultusministerium schrillen dagegen noch keine Alarmglocken. Wie eine Sprecherin erklärt, sei der Bestand des Tegernseer Gymnasiums auch mit der Zweizügigkeit noch lange nicht gefährdet. Klar sei: die Schule werde schrumpfen. Dabei betont die Behörde zwar, dass die Anmeldungen nicht noch weiter zurückgehen sollten. Doch grundsätzlich gibt man sich gelassen. „Das pendelt sich ein.“
Und auch Direktor Werner Oberholzner betont einen positiven Aspekt der Zahlen. So hätten sich knapp die Hälfte der Schüler aus dem Nordlandkreis, die derzeit in den Vorläuferklassen der 5. und 6. Jahrgangsstufe unterrichtet werden, dafür entschieden, in Tegernsee zu bleiben. Für Oberholzner aufgrund des Anfahrtsweges keine Selbstverständlichkeit und „eine schöne Bestätigung unserer hier geleisteten Arbeit“.
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