Ein Kommentar von Nadja Weber:
Endlich Feierabend. Nach neun Stunden Arbeit und einem Abstecher an den Tegernsee mache ich mich wie jeden Abend auf den Heimweg nach München. Eine Stunde Fahrt – eigentlich. Doch dass die zu einer nächtlichen Geduldsprobe werden würde, konnte bis dahin noch niemand ahnen.
Wie alles begann…
Die Fahrt von Tegernsee nach Schaftlach verläuft reibungslos. Fährt man bis nach München, muss man dort fahrplanmäßig in einen anderen Zug umsteigen. Ich stehe also mit rund 30 anderen Fahrgästen am Bahnsteig in Schaftlach und warte …
Drei BOB-Zugbegleiter stehen gegenüber im Bahnhofsbereich. Doch statt Auskunft und Informationen zu geben, unterhalten sie sich miteinander. Die Minuten verstreichen, die Müdigkeit nimmt zu und gegen 21.30 Uhr wird es draußen auch langsam frisch. Die Ersten legen sich auf den Bahnsteig und machen es sich – soweit es geht – gemütlich. Manche packen Badetücher aus und wickeln sich darin ein.
Außerdem muss ich für kleine Mädchen. Ich versuche also die Aufmerksamkeit eines Zugbegleiters zu gewinnen – kurzentschlossen springe ich in meiner Not über die Gleise, klopfe am Eingangsbereich und erkundige mich nach einer Toilette.
Um diese Uhrzeit leider schon abgeschlossen.
Der alternative Vorschlag lautet „Sie können schnell rüber zum Italiener springen. Das dauert hier eh noch.“ Nachdem man mir versichert hat, dass der Zug nicht ohne mich Richtung München fahren wird, sprinnte ich also zwei Häuser weiter.
Der Grund für die Verspätung war mir bis dahin immer noch unbekannt. Zurück auf dem Bahnsteig erklärt mir ein Mädel, ein Zugführer habe wohl vergessen, zwei Zugabteile in Schaftlach abzukoppeln. Jetzt sei kein Zug mehr verfügbar, der uns weiter nach Holzkirchen und München fahren könne. Um mich darüber groß aufzuregen, bin ich in diesem Moment Gott sei Dank zu müde.
Ein Licht am Ende des Tunnels
Endlich! Gegen 22 Uhr sehe ich zwei Lichter in der Dunkelheit. Der Zug kommt. Die Fahrgäste steigen ein, manche sichtlich genervt, andere sichtlich müde. Mit meinem Handtuch um die Schultern setze ich mich in den Zug. Ich will nur noch die Augen schließen und in München wieder aufwachen.
Doch eine Durchsage eines Zugbegleiters hält mich wach. Die Verspätung sei aufgrund von Störungen im Betriebsablauf entstanden. Schön und gut, diesen Satz hört man als BOB-Pendler regelmäßig. Doch die nächsten zwei Sätze lassen meine Laune weiter in den Keller sinken:
Dieser Zug endet in Holzkirchen. Weiterreisende nach München steigen bitte in die S-Bahn um.
S-Bahn? Warum fährt die BOB nicht bis nach München? Laut Anzeige am Holzkirchner Bahnsteig fährt die BOB um 22.28 Uhr weiter bis nach München. Auf erneute Nachfrage bei einem BOB-Mitarbeiter bestätigt er mir nochmals, dass es nur mit der S-Bahn weiter geht. Eine Erklärung bleibt aus.
Langsam aber sicher nähere ich mich also meinem Ziel – meinem Bett. Die Uhr am Münchner Hauptbahnhof zeigt 23.17 Uhr. Die Vorstellung, in knapp acht Stunden schon wieder in der BOB zu sitzen, versuche ich zu verdrängen.
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