Es war keine leichte Entscheidung, die der Marktgemeinderat gestern zu fällen hatte. Knapp 100 Flüchtlinge beherbergt die Gemeinde aktuell schon an zwei Standorten: In der Containersiedlung an der Erich-Kästner-Straße und in der Föchinger Turnhalle. Doch als bevölkerungsreichste Gemeinde im Landkreis hat Holzkirchen seine Quote damit noch nicht erfüllt. Nach aktueller Prognose müssten bis Jahresende 220 Asylbewerber aufgenommen werden.
Notfallsituation im Landkreis
Druck kommt dabei insbesondere vom Landratsamt. Die Kreisbehörde bekommt jede Woche 30 neue Asylbewerber aus München zugewiesen und muss sie unterbringen – egal wie. „Es ist wirklich eine Notfallsituation“, stellt Bürgermeister Olaf von Löwis gestern fest. Die Behörde stößt an ihre Grenzen.
Im schlimmsten Fall müssen wie in Gmund, Tegernsee, Miesbach und Föching Turnhallen für die Unterbringung herhalten. Doch das ist für keine Seite eine gute Lösung, meint Stefan Köck, Abteilungsleiter für Asylangelegenheiten beim Landratsamt Miesbach. Daher trat man an Holzkirchen mit der Bitte heran, Flächen für eine „große Lösung“ zur Verfügung zu stellen.
Auch Köck weiß, dass diese Massenunterkünfte nicht die ideale Lösung sind. Aktuell bleibt der Behörde allerdings kaum eine andere Wahl. Für Auswahl, Überprüfung und Verhandlungen über Privatwohnungen fallen schon mal vier Wochen Bearbeitungszeit an. Und dann können beispielsweise nur acht Flüchtlinge untergebracht werden. „Das verschafft uns nur eine Verschnaufpause von einigen Stunden. Das können wir uns aktuell nicht leisten“, so Köck.
Sonderwünsche sprengen Zeit- und Kostenrahmen
Die Lösung ist nun, am Moarhölzl eine Traglufthalle für 320 Asylbewerber zu errichten und so dem Landkreis einen „Befreiungsschlag“ zu ermöglichen. Keine gute Lösung wie von Löwis betonte. „Aber es ist immer noch die beste, aus allen Alternativen“, so der Bürgermeister.
Insbesondere die Entfernung zum Ort stieß im Vorfeld auf Kritik. Auch andere Standorte seien daher diskutiert worden, erklärte daraufhin von Löwis. Das Moarhölzl sei dabei immer noch am nächsten an den Einkaufsmöglichkeiten gelegen. Nach den Erfahrungen aus anderen Unterkünften stellen ein bis zwei Kilometer Entfernung aber kein Problem für die Flüchtlinge dar. „Zudem arbeitet der Helferkreis schon an Fahrmöglichkeiten“, berichtet von Löwis.
Die Räte interessierte gestern vor allem die Unterbringung in der Halle selbst: Gibt es die Möglichkeit, Container für Küchen zur Verfügung zu stellen? Ist der Schutz von Frauen in der Halle gewährleistet? Können die Wohnbereiche vergrößert werden? Ist es im Winter dort nicht zu kalt?
Die Bedenken konnte Köck gestern zu weiten Teilen ausräumen. Was Sonderwünsche wie Wohnraum und Küchencontainer anbelangt, musste er die Räte allerdings enttäuschen. Das würde sowohl den Zeit- als auch den Kostenrahmen sprengen. Im Laufe der Sitzung wurde deutlich, dass es zu der aktuellen Lösung de facto keine Alternative gibt, will Holzkirchen seine Quote erfüllen und gleichzeitig seine neue Turnhalle frei halten.
Holzkirchner Engagement soll gewürdigt werden
Am Ende einigten sich die Räte einstimmig darauf, die Traglufthalle am Moarhölzl zu akzeptieren. Damit wird Holzkirchen künftig insgesamt 370 Asylbewerbern ein Obdach bieten. 320 in der Traglufthalle, weitere 50 in der bestehenden Containersiedlung nahe des neuen Gymnasiums. Damit wäre die Quote laut aktuellem stand mehr als erfüllt. Nur Tegernsee würde prozentual zur Bevölkerung aktuell noch mehr Asylbewerber aufnehmen.
Köck versprach, dass das Engagement der Marktgemeinde künftig gewürdigt werden würde. So wolle man selbstverständlich die Turnhalle in Föching räumen. Zudem soll Holzkirchen in nächster Zeit von weiteren Unterbringungen verschont bleiben. Köck geht davon aus, dass auch 2016 Holzkirchen seine Quote mit dem aktuellen Kontingent erfüllen wird. Höchstens im ehemaligen Polizeigebäude könnten noch weitere Asylbewerber untergebracht werden. Das sei jedoch Sache der Regierung von Oberbayern, der Sachstand unbekannt.
Von Löwis berichtete zudem erfreut, dass der Helferkreis zuletzt von 50 auf 70 Helfer angestiegen sei. Man habe hier einen positiven Zulauf. Und auch Köck erklärte, die Holzkirchner Helfer seien am besten organisiert im Landkreis. Der Bürgermeister war daher gestern bemüht, entgegen der Bedenken Mut und Zuversicht auszustrahlen. Frei nach dem Motto: „Wir schaffen das.“
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