Bis 16. Juli können auch die Wahlberechtigen im Tegernseer Tal noch darüber abstimmen. Bislang ist der Trend eindeutig.
Die Frage wie lange Schüler in Bayern zur Schule gehen sollen, bis sie ihr Abitur in der Tasche haben, erhitzt die Gemüter. Vor zehn Jahren wurde in Bayern das achtjährige Gymnasium eingeführt. So richtig anfreunden konnten sich Schüler, Lehrer und Eltern damit allerdings bislang nicht. Gerade die Schüler beklagen die vielen Unterrichtsstunden, den hohen Druck und die mangelnde Freizeit.
Auch die Freien Wähler in Bayern sehen das ähnlich und haben daher unter dem Motto „Ja zur Wahlfreiheit zwischen dem acht- und neunjährigen Gymnasium“ ein Volksbegehren initiiert. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Schulen selbst entscheiden können, ob sie ausschließlich eine acht- oder neunjährige Ausbildung anbieten, oder beides parallel. Damit es dazu kommt, müssen sich in einem ersten Schritt zwischen dem 3. und dem 16. Juli insgesamt zehn Prozent der Wahlberechtigten des Freistaates Bayern in entsprechende Listen in den Rathäusern eintragen.
Wenig Resonanz am Tegernsee
Wie es derzeit aussieht, verfehlen die Freien Wähler dieses Ziel allerdings deutlich. Stand heute haben sich bayernweit erst etwas mehr als zwei Prozent an dem Volksbegehren beteiligt. Im Tegernseer Tal fällt die Bilanz sogar noch schlechter aus. In Gmund haben bislang 57 der insgesamt 4.524 Wahlberechtigten an dem Volksbegehren teilgenommen (1,3 Prozent). Und auch in Tegernsee und Rottach-Egern sieht es ähnlich aus. „Die Leute sind sehr zurückhaltend, was das Thema angeht“, meint der Tegernseer Geschäftsleiter Hans Staudacher.
Demnach haben nur 0,9 Prozent der Tegernseer (26 von 2.757) und nur 49 von 4.300 Stimmberichtigten Rottachern auf den entsprechenden Listen unterschrieben. In Kreuth sind es 0,7 Prozent, in Bad Wiessee gar nur 0,6 Prozent. „Bei uns sieht es sehr schlecht aus, die Beteiligung ist wirklich sehr gering“, erklärt Karin Lange aus dem Wiesseer Einwohnermeldeamt. Damit liegt das Tegernseer Tal nach derzeitigem Stand sogar noch unterhalb der bayernweiten Beteiligungsquote. „Sollte das Volksbegehren scheitern, wäre das ein schlechtes Zeichen für Bildungspolitik in Bayern. Dann wird die bayerische Staatsregierung an dem G8 in der jetzigen Form festhalten und nichts ändern“, betont der Tegernseer Stadtrat und Sprecher der FWG-Kreistagsfraktion, Andreas Obermüller.
Obermüller nennt vor allem die fehlende Unterstützung von SPD, Grünen und dem Philologenverband als Grund für die schwache Resonanz in der Bevölkerung. „Bayernweit haben die Freien Wähler einfach eine zu schwache Basis, um das alleine stemmen zu können“, erklärt Obermüller weiter. Der CSU-Gegenentwurf zur Wahlfreiheit lautete bislang Flexijahr. Das können Gymnasiasten in der Mittelstufe einschieben, ohne als Durchfaller zu gelten. Das Interesse daran hält sich aber bislang in Grenzen. Auch SPD und Grüne haben ihrerseits eigene Gesetzesentwürfe zur Reform des G8 im Landtag eingereicht.
Wahlfreiheit auf dem Land nicht umsetzbar?
Der Philologenverband – Berufsverband der Gymnasiallehrer will das neunjährige Gymnasium wieder zum Regelfall machen, den Schülern in der 9. und 11. Klasse aber die Möglichkeit geben, ein Jahr zu überspringen und so eine Art „G8 bei Bedarf“ weiter beibehalten. Wie aus Kreisen der Lehrerschaft des Tegernseer Gymnasiums zu hören ist, favorisiert auch sie diesen Vorschlag.
Auch die Lehrer wünschen sich Reformen zu G8, halten allerdings die von den Freien Wählern angeregte Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 nicht für umsetzbar. Derselben Meinung ist auch Christoph Scholz, Vorsitzender des Elternbeirats des Gymnasiums Tegernsee: „Zwei parallele Züge aus G8 und G9 sind nur etwas für große Schulen in der Stadt. An kleineren Schulen auf dem Land ist das allerdings nicht durchführbar“, ist sich Scholz sicher. Für ihn geht das Volksbegehren der Freien Wähler daher an der Realität vorbei.
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