Heute musste der BOB-Geschäftsführer im Kreistag Rede und Antwort stehen. Die Kritik fiel dementsprechend aus. Trotzdem waren alle bemüht den Dialog aufrechtzuerhalten.
In der jüngsten Vergangenheit haben sich die Probleme bei der BOB immer mehr gehäuft. Passagiere der BOB berichten von massiven Verspätungen und Zugausfällen. Auch die Fahrkartenautomaten funktionierten nicht immer in der gewünschten Weise. Anfang Juni kündigte BOB-Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein daher eine Qualitätsoffensive an. Doch passiert ist bislang wenig. Jetzt wächst auch der Druck von Seiten der Politik. Heute war der BOB-Chef daher zu einer Anhörung im Kreistag vorgeladen.
Landrat Wolfgang Rzehak mahnte gleich zu Beginn eine sachliche und zielführende Diskussion an. Im Anschluss daran schilderte Müller-Eberstein die gegenwärtige Situation der Bayerischen Oberlandbahn. In Sachen Sauberkeit erklärte er, dass hier die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet worden sind und sich das auch im kommenden Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) widerspiegeln werde.
Hitzige Debatte im Kreistag
Dann ging es um die technische Probleme mit den Zügen. „Die Talentzüge sind nicht in dem Zustand wie ich mir das wünsche“, betonte Müller-Eberstein. Man habe die Probleme mit den Kupplungen noch immer nicht ganz beheben können, gab er zu. Auch die technischen Schwierigkeiten an den älteren Integralfahrzeugen werden nun nach und nach im Rahmen der großen Hauptuntersuchung beseitigt. „Auch das hat leider zu Behinderungen und Störungen geführt“, gab der BOB-Geschäftsführer zu.
„Wir brauchen noch mehr Züge“, forderte Vize-Landrätin Ingrid Pongratz (CSU) und auch Kreisrat Karl Bär (Grüne) fragte nach einem Plan B für die Zeit, wenn die Integralzüge sich nicht mehr reparieren lassen. Der Hersteller dieser Zugart war vor einigen Jahren insolvent gegangen. Eine zufriedenstellende Antwort hatte Müller-Eberstein darauf aber zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht parat. Man prüfe aber alle Möglichkeiten.
Pünktlich ist nicht immer gleich pünktlich
Auch die Umstellung auf den neuen Fahrplan hat der BOB offenbar mehr Schwierigkeiten bereitet als gedacht. Verspätungen von 30 Minuten und länger sind keine Seltenheit. „Dennoch sind noch immer 91 Prozent der Züge pünktlich,“ betonte Müller-Eberstein. Ingrid Pongratz wollte daraufhin genau wissen, bis zu welcher Zeitspanne ein Zug als pünktlich gilt.
Eberstein musste daraufhin einräumen, dass auch sechs Minuten Verzögerung noch als pünktlich gerechnet werden. Dabei gab aber zu, dass auch er mit dieser Quote noch nicht zufrieden ist. Gleichwohl erklärte Eberstein, dass die BOB nicht für alle Verspätungen selbst verantwortlich ist.
Bei Oberleitungsschäden oder Streckensperrungen können wir auch nichts machen. Das ist Sache der Deutschen Bahn.
Während sich in den vergangenen Jahren sowohl die Anzahl der Züge, als auch der Fahrgäste auf den Strecken der BOB stetig erhöht hat, wurden Infrastruktur und Gleise nicht entsprechend ausgebaut. „Auch das ist Sache von DB Netz, hier muss sich etwas ändern“, betonte der BOB-Geschäftsführer.
Auch Vertreter der Deutschen Bahn Tochter DB Netz waren eigentlich zur heutigen Kreistagssitzung eingeladen, hatten auf selbige aber nicht reagiert. „Das geht so nicht und darauf müssen wir die Deutsche Bahn auch klar hinweisen“, schimpfte Karl Bär (Grüne). Nun soll es ein gemeinsames Gespräch mit Vertretern von BOB, BEG, Deutscher Bahn sowie Landrat Wolfgang Rzehak geben.
In Sachen Infrastruktur wies der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing (CSU) darauf hin, dass aus seiner Sicht ein einziger Fahrkartenautomat am Gmunder Bahnhof besonders in Stoßzeiten nicht ausreichen würde. Und auch die Tarifumstellung, so Preysing, habe zu einigem Ärger geführt.
“Die Automaten haben nach der Umstellung oft nicht den tatsächlichen Preis angezeigt“, stimmte auch Ingrid Pongratz mit ein. Durch ein Systemupdate wurden die Fehler aber mittlerweile behoben. Der Möglichkeit die Tickets künftig auch im Zug erwerben zu können, erteilten die BOB Verantwortlichen indes eine Absage. Das aufstellen von Automaten in den Zügen oder der Verkauf durch die Schaffner sei derzeit nicht geplant“, erklärte Müller-Eberstein.
Kreisräte beklagen fehlendes Zukunftskonzept
Am Ende der Debatte wünschte sich Andreas Hallmannsecker (Freie Wähler) zumindest eine bessere Erreichbarkeit der BOB-Verantwortlichen in Störungs- und Problemfällen. „Ein 0800 Nummer stellt mich hier nicht zufrieden. Eine direkte Durchwahl für alle Landkreisbürgermeister wäre gut“, so Hallmansecker. Eine Idee, die die BOB-Verantwortlichen umsetzen wollen. Am Ende gelobte Müller-Eberstein nochmals Besserung und betonte so schell wie möglich eine zufriedenstellende Verkehrs-und Betriebsqualität herstellen zu wollen.
Gerüchte um einen bevorstehenden Verkauf des BOB-Mutterkonzerns Veolia wies Müller-Eberstein indes zurück. Derzeit gäbe kein aktives Verkaufsverfahren, so Müller-Eberstein. Wiessees Bürgermeister Peter Höß reichte dass allerdings nicht aus. „Für mich scheint es trotzdem so, als werde die BOB Schritt für Schritt abgewickelt. Eine Vision für die Zukunft fehlt mir komplett“. Und auch andere Kreisräte betonten, dass den vielen Versprechungen der letzten Monaten nun auch endlich Taten folgen müssen.
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