Zäune, verschärfte Grenzkontrollen und Einreiseverbote – das alles erinnert doch stark an eine Zeit, als Deutschland noch eine Mauer hatte und der Kalte Krieg in vollem Gange war. Tatsächlich befinden wir uns aber im Jahr 2016, als Österreichs Regierung angekündigt hatte, dem weiterhin ungebrochen hohen Flüchtlingsstrom mit restriktiveren Maßnahmen an insgesamt 13 Grenzübergängen entgegenzuwirken.
Der Brennerpass ist einer davon. Er bildet eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen zwischen Deutschland und Italien. Nicht nur, dass das Nadelöhr jährlich von abertausenden Urlaubern auf dem Weg nach Bella Italia (und zurück) genutzt wird. Auch als Handelsroute sind Autobahn und Bundesstraße unentbehrlich: Vierzig Millionen Tonnen Waren und an die zehn Millionen Autos werden jährlich über den Alpenpass bewegt.
Kürzester Weg zwischen Italien und Deutschland
Lange Staus und Verkehrsbehinderungen für die aus Süden kommenden Auto- und Lkw-Fahrer scheinen also vorprogrammiert, wenn Österreich hier den Zaun hochzieht, um die einreisenden Flüchtlinge stärker als bisher zu kontrollieren. Für eine Zuspitzung der Situation vor Ort dürfte auch die Befürchtung der Behörden sorgen, die davon ausgehen, dass sich die Flüchtlingsströme aus Nordafrika und dem Nahen Osten zunehmend von der Balkanroute nach Italien verlagern.
Möglicherweise dann auch in Richtung Achenpass. Die Strecke Brenner – Innsbruck – Achenpass ist eine der kürzesten Wege, Österreich zu durchqueren. Die Achenpass-Route ist längst kein Geheimtipp mehr, wenn es darum geht, der stark befahrenen A 95 Innsbruck – München zu entgehen.
“Ausschließen können wir das nicht.”
Welche weiteren Konsequenzen das hat, darüber lässt sich gegenwärtig nur spekulieren. Werden Autofahrer mit Fahrtziel Tegernseer Tal am Achenpass künftig auf eine Geduldsprobe gestellt? Droht statt rollen künftig stehen? Zur Erinnerung: Bislang war am Achenpass-Übergang alles im Fluss. Weder zeichnete sich der Weg als Flüchtlingsroute aus, noch mussten Autofahrer mit einem festen Grenzposten rechnen.
Auf deutscher Seite sieht man den neuen Ankündigungen aus dem österrischen Bundesinnenministerium entsprechend gelassen entgegen: „Trotz verschärfter Grenzkontrollen der Österreicher gehen wir aktuell nicht von größeren Verkehrsblockaden an den kleineren Grenzübergängen aus“, sagt Andreas Guske, Pressesprecher Präsidium Oberbayern Süd auf Anfrage der TS.
Beispiel Kiefersfelden: Lange Wartezeiten
Eine Einschränkung gibt es aber doch: “Wenn wir selber Kontrollen durchführen, lassen sich Verkehrsbehinderungen nicht immer vermeiden”, erklärt Matthias Knott, Pressesprecher Bundespolizeidirektion München. Auch wenn bislang am Achenpass-Übergang keine größere Kontrollstelle über mehrere Tage eingerichtet worden ist, temporäre Kontrollen würde es sehr wohl geben. Diese dauern eine, manchmal zwei Stunden und werden nicht angekündigt. “Während dieser Zeiten kann es durchaus zu Staus kommen”, so Knott weiter.
Auf österreichischer Seite kann ebenfalls keine ganz so günstige Prognose abgegeben werden: „Ausschließen können wir das nicht“, so ein Pressesprecher der Landespolizeipolizeidirektion Tirol. „Nehmen Sie das Beispiel Grenzübergang Kiefersfelden. Dort müssen sich Autofahrer schon jetzt auf lange Wartezeiten einstellen, und das, obwohl aktuell gar keine Ferienzeit ist. Wird auch am Brenner verschärft kontrolliert, kann man sicherlich von Staus ausgehen. Wie weit sie zurückreichen werden, ist allerdings völlig offen.”
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