Auch der Druck auf das Tegernseer Tal steigt. Die Verantwortlichen in den Talgemeinden sollen mehr Verantwortung übernehmen und weitere Flächen für Flüchtlinge bereitstellen.
Rund 23.100 Einwohner leben nach aktuellem Stand in den fünf Talgemeinden. Das sind 24 Prozent der Bewohner des Landkreises Miesbach. Betrachtet man die Zahl der Asylbewerber, die im Tal untergebracht sind, ergibt sich dagegen ein ganz anderes Bild. Nur sieben Prozent der insgesamt 256 Flüchtlinge im Landkreis haben am Tegernsee Zuflucht gefunden. „Das Tal ist unterrepräsentiert“, erklärt Martin Pemler, Leiter der Verwaltung im Miesbacher Landratsamt.
Zustrom ungebrochen
Und der Druck auf die Verantwortlichen wächst. In Bayern treffen täglich 130 neue Asylbewerber ein. Die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis wird bis Ende 2014 auf 400 steigen. Da sind die 18 Asylbewerber im Tal nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sieben in Bad Wiessee, sechs in Tegernsee, fünf in Kreuth – so lautet die Zwischenbilanz. In Gmund hat sich eine Unterbringung im Mühltalweg kürzlich endgültig zerschlagen und auch Rottach-Egern verfügt derzeit nicht über eine geeignete Zufluchtsstätte.
„Wir haben erst vor Kurzem Gespräche mit den Verantwortlichen im Landratsamt geführt. Es wurde bislang aber nicht die Forderung geäußert, dass in Rottach Asylbewerber untergebracht werden müssen“, erklärt der Rottacher Bürgermeister Christian Köck (CSU) auf Nachfrage. Aus seiner Sicht scheitert es derzeit schlicht an passenden Unterkünften.
Ähnlich argumentierte auch sein Tegernseer Amtskollege Johannes Hagn vor knapp vier Wochen: „Derzeit haben wir bei der Stadt Tegernsee selbst keine frei stehenden Unterbringungskapazitäten mehr. Sollten uns weitere Asylbewerber zugeteilt werden, hätten wir folglich ein massives Problem bei der Unterbringung.“
Druck auf die Talgemeinden wächst
Aus Sicht der Vertreter der Nordgemeinden machen es sich die Bürgermeister im Tal damit allerdings zu einfach. Sie fordern mehr Unterstützung. „Ich wünsche mir, dass diese Last von vielen Schultern getragen wird – auch dort, wo es einen schönen See gibt“, betonte der neue CSU-Ortsvorsitzende Bernd Weinmann vor wenigen Tagen in der Holzkirchner Gemeinderatssitzung. In der Marktgemeinde stehen Container zur Unterbringung der 49 Flüchtlinge bereits seit Juni bereit.
Im Tegernseer Tal will man eine solche Lösung allerdings nur im äußersten Notfall bemühen. Die Angst vor negativen Folgen für das Ortsbild der Premiumregion ist groß. Während sich der Rottacher Rathauschef Container auf dem Gemeindegebiet kaum vorstellen kann, will Wiessees Bürgermeister Peter Höß eine solche Notlösung nicht mehr kategorisch ausschließen. Noch gibt es keine Aufforderung des Landratsamtes an Bad Wiessee. „Ich weiß aber, dass dieses Problem auf uns zukommen wird“, räumte Höß kürzlich ein.
Derweil geht die Suche nach privaten Unterkünften für die Flüchtlinge weiter. Gespräche mit privaten Vermietern laufen auch am Tegernsee. Von Erfolg sind diese bislang aber nicht gekrönt. Nicht alle Angebote seien aufgrund öffentlich-rechtlicher Vorgaben für die Unterbringung von Asylbewerbern geeignet, heißt es von Seiten des Landratsamtes.
Doch die Zeit drängt, der Landkreis muss die von der Regierung von Oberbayern zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen. Auch die Talgemeinden werden damit immer stärker in die Pflicht genommen. „Wir werden im September eine Bürgermeister-Dienstbesprechung einberufen und nochmals einen klaren Appell an die Bürgermeister richten“, kündigt Martin Pemler an. Ob das tatsächlich zu neuen Lösungen führt, ist allerdings offen.
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