Ausgenutzt per Südumgehung?

Die Diskussion um die Holzkirchner Südumfahrung erreicht mit der Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan eine neue Dimension. Dabei wird auch ein lang gehegter Verdacht wieder laut: Ist die Umfahrung bloß eine schlecht verpackte Transitstrecke von Bad Tölz zur A8? Mehrere Bürgerinitiativen wollen ihr Möglichstes tun, um das zu verhindern.

v. li.: Sepp Gerr und Christian Weidinger (IG Lochham), Christoph Scholz (Hartpenning muckt auf), Peter Limmer (Bürgervereinigung gegen die geplante Umgehungsstraße von Holzkirchen e. V.), Iris Fischer (Bürgerinitiative "Liebens- und lebenswertes Holzkirchen"), Georg Sigl (Stop Südumgehung) / Foto: Bronisch
v. li.: Sepp Gerr und Christian Weidinger (IG Lochham), Christoph Scholz (Hartpenning muckt auf), Peter Limmer (Bürgervereinigung gegen die geplante Umgehungsstraße von Holzkirchen e. V.), Iris Fischer (Bürgerinitiative “Liebens- und lebenswertes Holzkirchen”), Georg Sigl (Stop Südumgehung) / Foto: Bronisch

Geplant ist eine Schnellstraße, die Bad Tölz an die A8 anbindet. Uns aber soll das als eine Kette von Ortsumfahrungen verkauft werden. So lautet die Einschätzung der engagierten Bürger, die sich gegen die Südumfahrung der Marktgemeinde in der Form wenden, in der sie jetzt in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) aufgenommen wurde.

„Es geht um die Verwirklichung der alten Pläne eine Queralpenverbindung zwischen dem Allgäu und dem Miesbacher Raum“, meint Christoph Scholz vom Verein „Hartpenning muckt auf“. „Wir müssen die Lasten tragen, und andere profitieren davon“, ergänzt Georg Sigl von „Stop Südumgehung“. Bad Tölz soll die jetzige Konzeption bereits begrüßt haben.

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Hoffnung auf das Mobilitätskonzept

Für Holzkirchen selbst bringt das alles herzlich wenig, meinen die versammelten Vereine. Entscheidend für die Verkehrssituation im Ort sei der so genannte Ziel- und Quellverkehr, der auf der Tölzer Straße am Ortseingang bereits 45 Prozent betrage. Die Entlastung summiere sich maximal auf 3.000 bis 4.000 Fahrzeuge pro Tag. Durch innerörtliche Neubauten schmelze diese Reduzierung bald wieder weg.

Der zuweilen starke Verkehr mitten durch Holzkirchen ist seit Jahren Gegenstand von Diskussionen. Ob eine Südumfahrung Abhilfe schaffen kann, wird von vielen Bürgern jedoch bezweifelt.
Der zuweilen starke Verkehr mitten durch Holzkirchen ist seit Jahren Gegenstand von Diskussionen. Ob eine Südumfahrung Abhilfe schaffen kann, wird von vielen Bürgern jedoch bezweifelt.

Daran werde auch eine Südumfahrung nichts ändern, erklären sie und berufen sich dabei auf die Expertise von Dr. Ralf Kaulen vom Aachener Stadt- und Verkehrsplanungsbüro, das maßgeblich an der Planung des neuen Holzkirchner Verkehrskonzepts beteiligt ist. Nächster Kritikpunkt: Die Hartpenninger und Kurzenberger Verkehrsprobleme blieben bei der jetzigen Planung ohnehin für lange Zeit unberücksichtigt.

Ihre Hoffnung für eine Verbesserung der Lage im Ort setzen die Vereine in das Mobilitätskonzept, das unter Bürgerbeteiligung derzeit erstellt wird. 48 von 250 zufällig ausgewählten Holzkirchnern haben sich zu einem Workshop gemeldet, um mit Professor Hilmar Sturm das Bürgergutachten vorzubereiten.

Auch optisch wird die Realisierung der Südumfahrung verheerende Wirkungen haben. „Das wird ein Megasperrwerk. Da sehen Sie nur noch Beton, Brückenbauwerke oder Untertunnelungen für jeden Feldweg“, befürchtet Scholz. Grund genug für die Interessengemeinschaft Lochham, sich an der Initiative zu beteiligen. Denn kurz vor dem Ortseingang des Warngauer Ortsteils soll die Anbindung an die B318 erfolgen.

Bringt ein neues Ratsbegehren die Lösung?

In der Ablehnung der Planungen sind sich die Vereine einig. Über die Strategie, wie sie dieses Ziel erreichen wollen, wird noch diskutiert. Wäre ein neues Ratsbegehren vielleicht der richtige Weg, um die Zurückweisung der Pläne durch den Gemeinderat zu erreichen? Weil sich auch Warngau bereits ablehnend geäußert hat, wäre das Projekt damit gestorben, glauben die Vereinsvertreter.

Georg Sigl vom Verein „Stop Südumgehung“ ist dafür, „egal, was dabei herauskommt“. Peter Wimmer von der „Bürgervereinigung gegen die geplante Umgehungsstraße von Holzkirchen“ hält nichts davon. Die Sprecherin der Bürgerinitiative „Liebens- und lebenswertes Holzkirchen“ Iris Fischer bekennt, dass sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht hat. Ob Ratsbegehren oder nicht: Beim „Bund Naturschutz in Bayern“, der auch zu den Planungsgegner gehört, ist man grundsätzlich gegen neue Straßen.

Forderung: Keine Anbindung der A8 Richtung Garmisch

Einen gemeinsamen alternativen Vorschlag, wie die Verkehrsproblematik, auch was Hartpenning betrifft, zu bewältigen wäre, haben die Vereine nicht. Natürlich, die Förderung der Bahn und von Radwegen wäre sinnvoll. Und weil neue Straßen in aller Regel eher zu mehr, als zu weniger Verkehr führen, könnte sogar „Verkehrsbehinderung eventuell sinnvoll sein, damit dann auch weniger Autos fahren“, überlegt Christoph Scholz.

Demgegenüber ist Christian Weidinger von der IG Lochham ganz konkret: „Ich will keine Anbindung der A8 Richtung Garmisch“, lautet sein Statement. Und darin sind sich alle einig.

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