Wiessees Wilder Westen

Der Wiesseer Walter Lechner treibt es im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze. Er hat seinen Laden in der Hirschbergstraße ohne Genehmigung gebaut und eröffnet.

Jetzt hält Lechner die Behörden mit allerlei Figuren vor seinem Geschäft zum Narren. Und er kommt mit alldem (noch) ungestraft davon. Wilder Westen in Wiessee, oder Anzeichen für eine neue Gruselmeile?

Die Verantwortlichen im Rathaus verzweifeln derzeit an diesem Landen an der Hauptstraße in Bad Wiessee.
Die Verantwortlichen im Rathaus verzweifeln derzeit an diesem Landen an der Hirschbergstraße in Bad Wiessee.

Ein Kommentar von Christopher Horn
Will man im Tegernseer Tal ein Haus bauen oder einen Laden eröffnen, braucht man die entsprechenden Genehmigungen. Zugegeben, dieser Prozess kann sich eine Weile hinziehen. In der Zwischenzeit heißt es: warten. Eigentlich. Das gilt jedoch nicht für den Wiesseer Walter Lechner. Der Unternehmer fackelt nicht lange, sondern schafft lieber Fakten. Das hat er mit seinen Trachtengeschäft in der Wiesseer Hirschbergstraße eindrucksvoll bewiesen.

Anzeige

Eigentlich sollte es ein Blockheitzkraftwerk werden. Doch dann beantragte Lechner in dem in großen Teilen fertigen Gebäude plötzlich einen Trachtenladen. Auch hier reichten ihm die Behörden die Hand, baten allerdings darum, er solle mit dem weiteren Ausbau warten und sich mit der Gemeinde abstimmen.

Die Ohnmacht der Behörden

Doch warum eigentlich warten? Lechner baute einfach weiter und hielt sich nicht einmal an die Grenzen seines Grundstückes. Für ihn zählt das Recht des Stärkeren. Wie einst im Wilden Westen. Bad Wiessee und das Landratsamt Miesbach protestierten zwar, setzten Lechners Treiben aber kein Ende. Der hat seinen Laden mittlerweile eröffnet und verkauft dort seit Monaten Trachten-Utensilien.

Um das Geschäft etwas anzukurbeln, hat er vor seinem Laden zudem reichlich Werbung platziert. Eine Holzkuh in Lebensgröße, verschiedene Puppen, Schilder und neuerdings sogar eine Hebebühne finden sich dort. In Wiesseer Rathaus ist man entsetzt, droht mit rechtlichen Schritten, ist insgeheim jedoch machtlos. Zur Tat schreiten kann nur das Landratsamt Miesbach. Und das auch nicht von heute auf morgen. Zunächst bekommt Lechner einen Brief. Er wird informiert, dass seine Werbung in dieser Form nicht akzeptabel ist. Dann hat er einige Wochen Zeit darauf zu reagieren. Die Werbung und auch die Geschäfte laufen derweil munter weiter.

Die Dummen sind all die Wiesseer Geschäftsinhaber, die sich an die Vorschriften halten, weniger Werbung aufstellen und ihre Laden nicht größer bauen als eigentlich erlaubt. Sie bewahren Bad Wiessee davor zu einem Hort des schlechten Geschmacks, eine Ramschwelt für 1 Euro-Shops zu werden. Gedankt wird ihnen das allerdings nicht.

Eine neue Gruselmeile?

Wo ein Treiben wie in der Wiesseer Hirschbergstraße hinführen kann, lässt sich übrigens am Königssee wunderbar begutachten. Die dortige 500 Meter lange Seestraße bezeichnete die Süddeutsche Zeitung jüngst als „Bayerns Gruselmeile“ Diese Ramschmeile ist eine Art Reeperbahn des bayerischen Tourismus mit Kuhglocken, Mozartkugeln, Murmeltierfett und Diabetikersocken. Weißblaue Deppen-Postenkarten. Pornodirndl in Lila und Witzlederhosen, König-Ludwig-Medaillen zum Selberprägen.

Wer das nicht glaubt, der mache sich selbst vor Ort ein Bild. Mit seinem Laden an der Hirschbergstraße verbreitert Walter Lechner nun auch in Wiessee einen solchen Trödelflair. Sollte ihm die Behörden hier zu Lande dann doch einen Strich durch die Rechnung machen. Am Königssee ist sicher noch ein Plätzchen frei.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner