Die Welt der„Klausur” – sie war ein für fremde Blicke einst nicht einsehbarer Kosmos, in dem die Nonnen in Gemeinschaft gelebt, gearbeitet und gebetet haben. Klausur – vom Leben im Kloster. So nennt sich die vom Diözesanmuseum Freising organisierte einmalige Sonderausstellung, in der nun bis Oktober alle interessierten Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit haben, dem Tagesablauf der Salesianerinnen en détail nachzuspüren und sich von einer beinahe anrührenden Atmosphäre umwehen zu lassen.
Themen wie der Eintritt ins Kloster, die Kleidung, der Tagesablauf und die klösterliche Organisation werden ebenso veranschaulicht wie die Spiritualität eines von Gebet und Arbeit geprägten Lebens in der völligen Abgeschiedenheit – inmitten eines voralpenländischen Bilderbuchdorfes gleich hinter Geretsried.
Die Würfel sind noch nicht gefallen im Ordinariat, wie das Kloster Beuerberg langfristig umgewidmet, genutzt, bespielt werden wird. Für den Moment hat man dort jedoch die richtige Entscheidung getroffen – und einfach die Türen in diesen beeindruckenden Kosmos aufgemacht. Von der Backstube bis zum Totengang, vom Nonnenchor bis ins Refektorium, von der Apotheke zum Kräuterlikördepot ist alles im wesentlichen so, wie es bis 2014 war.
Hier und dort sind persönliche Habseligkeiten oder Gegenstände des spirituellen Jahreslaufes der Schwestern ausgestellt, da und dort hängen Texte an den Wänden, die uns von einem Alltag erzählen, den wir aus unserem Zeitgeist, unseren Gewohnheiten heraus üblicherweise nur noch “anachronistisch” nennen. Dr. Christoph Kürzeder, Direktor des Freisinger Diözesanmuseums und Verantwortlicher der Beuerberger Ausstellung resümiert:
Beuerberg ist eine beinahe einmalige Gelegenheit für uns alle, einmal für ein paar Stunden in diese authentisch belassene Klosterwelt abzutauchen und uns einzulassen auf das Gefühl der Klausur, der Sehnsucht aber auch der inneren Freiheit.
Dennoch ist das Ausstellungskonzept so, dass es nicht mahnen, bedauern oder anstrengen möchte. Im Gegenteil: Wer sich neben der Auseinandersetzung mit der Ordenstradition in unserer Gegend in diesem Areal für einen Moment etwas erholen oder gar etwas vergnügen möchte, ist ausdrücklich eingeladen, das mit der gesamten Familie zu tun:
Im ehemaligen Refektorium, dem ehrwürdigen Speisesaal der Schwestern wurde mit der “Klosterküche” ein kleines Restaurant etabliert – das samt pittoreskem Wirtsgarten vom Ambiente her seinesgleichen suchen dürfte. Frisch gestärkt lässt sich dann – je nach Programmpunkt – der Durst nach altem Klosterwissen stillen.
In der Klosterwerkstatt haben Besucher, Gruppen oder Kinder je nach Lust, Laune und Interesse die Möglichkeit zum Brotbacken, Vergolden, Textildrucken, Schönschreiben, Papierschöpfen, Stuckgiessen, Porzellanmalen, Breverl basteln, Buchbinden, Klöppeln und zu vielem mehr. Teils kostenlos, teils mit Anmeldung und geringem Unkostenbeitrag.
An Johanni gibt’s ein Feuer, zu Himmelfahrt werden Buschen gebunden und zu Ferienbeginn gibt’s beinahe täglich Open Air Kino von “Lausbubengeschichten” über “Jenseits der Stille” (beide u.a. in Beuerberg gedreht!) bis “Sister Act”. Es wird mit einem Imker um Bienen gehen und mit einer Apothekerin um den Kräutergarten, die den Besuchern in einem Workshop gleich zeigt, wie Salben, Pillen und Morsellen gemacht werden. Wer hingegen tiefer in die spirituellen und geschichtlichen Zusammenhänge einsteigen möchte, kann das im Rahmen spezieller Themenführungen tun – und zu gegebener Zeit wird das Areal auch musikalisch erklingen.
Das laufende Workshop-, Veranstaltungs- und Kinoprogramm finden Sie u.a. hier
Weitere Aufnahmen vom sehenswerten Kloster:
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