Dennoch wird die Klinik der Stadt Tegernsee als Arbeitgeber erhalten bleiben. Man plant nun Umbaumaßnahmen des bestehenden Gebäudes. Die Gegner hoffen indes auf weitere Erfolge.
Der Neubau der Orthopädischen Klinik an der Point ist gestorben. Darüber informierte Ivor Parvanov, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd, heute die Belegschaft der Klinik. Grund für die Absage an die bisherige Planung seien rechtliche Probleme im Bebauungsplanvorhaben gewesen. „Vor diesem Hintergrund nehmen wir Abstand von unserem Bauvorhaben, auch wenn ich das sehr bedauere“, so Parvanov.
Es sei über sehr lange Zeit mit einem rechtlichen Schwebezustand zu rechnen, den man im Interesse der Patientenversorgung nicht riskieren wolle, erklärte der Vorstandsvorsitzende die Beweggründe für die Entscheidung. Dennoch wolle man den „herausragenden Standort“ und die damit verbundenen Arbeitsplätze in Tegernsee erhalten, bekräftigte Parvanov.
Nun werden wir Schritt für Schritt Instandhaltungsarbeiten prüfen, um weiterhin in unsere Klinik investieren zu können.
Vor einigen Monaten klangen die Töne der Deutschen Rentenversicherung noch völlig anders. Auch nach den massiven Protesten der Bürger und sogar einer Demonstration hielten die Betreiber an einem Neubau der Klinik fest, da eine Renovierung nach eigenen Angaben nicht wirtschaftlich sinnvoll sei. Nun zeigten die Proteste aber offenbar doch Wirkung.
„Viele Bürger froh“
Der Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn ist mit dieser Entscheidung „sehr zufrieden“. „Es ist eine sehr gute Nachricht für Tegernsee, dass die Arbeitsplätze der Orthopädischen Klinik gesichert sind“, so Hagn.
Dies sei schließlich immer der Wunsch des gesamten Stadtrats gewesen. Man werde nun abwarten müssen, welche Pläne die Deutsche Rentenversicherung genau mit den Instandhaltungsarbeiten verfolge. „Hier werden sie wohl ohnehin noch einmal auf uns zukommen“, meint Hagn.
Auch Rottach-Egerns Bürgermeister Christian Köck begrüßte die Entscheidung der Deutschen Rentenversicherung. Die Nachbargemeinde hatte wiederholt Bedenken gegen das aus ihrer Sicht überdimensionierte Projekt vorgebracht. Zuletzt hatte man sogar rechtliche Schritte angekündigt. Köck ist froh, dass die Betreiber nun von sich aus auf die Pläne verzichten und der Streit mit Tegernsee beendet ist. „Wir wollten ja keinen Krieg anzetteln“, so Köck.
Aus Sicht vieler Einheimischer sei das Projekt mit sechs Vollgeschossen an der Seeseite aber nun einmal überdimensioniert gewesen. Köck befürchtete zudem, dass man Probleme mit weiteren Bauvorhaben rund um den See bekommen hätte, wäre das Vorhaben wie geplant genehmigt worden. „Ich glaube, dass viele Bürger jetzt froh über diese Entscheidung sind“, so Köck. Die Entscheidung der Klinikbetreiber sei eine Lösung, mit der beide Seiten leben können (müssten), ist Köck überzeugt.
Deutliches Warnzeichen
Angela Brogsitter von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal ist ebenfalls erfreut über die Entscheidung des Klinik-Betreibers:
Die Vernunft hat gesiegt.
Sie hält die angegebenen Gründe der Deutschen Rentenversicherung allerdings für vorgeschoben. „Ich glaube, die Klinik hat einfach begriffen, dass sie es so nicht durchziehen kann“, so Brogsitter. Sie selbst habe selten einen solchen Widerstand gegen ein einzelnes Bauprojekt im Tegernseer Tal erlebt, erklärt die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft.
Von der Entscheidung erhofft sich Brogsitter nun einen positiven Effekt auf andere Projekte im Tegernseer Tal. Der Widerstand gegen die Klinik sei ein deutliches Warnzeichen gewesen. „Andere Investoren haben verstanden, dass es im Tal nicht mehr so einfach ist. Die Bevölkerung ist aufgewacht“, glaubt Brogsitter.
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