BOB-Qualität „noch nicht ganz gut“

Oft gescholten, versucht die Bayerische Oberlandbahn (BOB) nun schlagkräftiger zu werden. Zumindest legt dies ein Stufenplan nahe, der von der Geschäftsführung im Kreistag vorgestellt wurde. Größte Hürde: Das liebe Geld.

Die BOB fährt auf ihrem Weg durch das Oberland durch idyllische Natur - ein Grund mehr, den Schadstoffausstoß mit grüner Technologie zu verringern.
Die BOB fährt auf ihrem Weg durch das Oberland durch idyllische Natur – ein Grund mehr, den Schadstoffausstoß mit grüner Technologie zu verringern.

Ob ein Zug fährt oder nicht, sei immer Sache des Freistaates und der staatseigenen Eisenbahngesellschaft BEG, die den Fahrplan mache, klärte Bernhard Rosenbusch die Kreisräte am Mittwochnachmittag auf. Rosenbusch als Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betonte, hier könne die BOB nur beratend tätig werden. „Wir arbeiten aber derzeit an einem Vier-Stufen-Konzept zur Entlastung des Oberlandes“. Doch es gebe kaum einen finanziellen Spielraum.

„Die BOB und der Meridian bieten zwar heute schon in der Hauptverkehrszeit eine gute Halbstundenanbindung im Oberland und Mangfall an“, so Rosenbusch. Man sei auch in einer „unglaublichen Geschwindigkeit“ in der Innenstadt von München. Doch zugeben müsse er, dass die BOB in Sachen Qualität „noch nicht ganz gut“ sei. Vor allem hake es bei den Reiseinformationen. Als Pluspunkt wertet er das Guten-Tag- Ticket, das der Kunde auch schon vor neun Uhr nutzen könne.

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Dies werde vor allem von den Wanderern gut angenommen. „Auch an dem Thema Mietfahrrad-System sind wir dran. Hier stehen wir in Verhandlungen mit Fahrrad-Verleihern unter anderem auch in Tegernsee“, so Rosenbusch. Auch der MVV überlege sich, ob er dieses Modell für die S-Bahnen nach Holzkirchen übernehme. Als BOB plane man auch Kombitickets für die Seilbahnen. Dies wären Beispiele, um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen und die Überlastung der Straßen im Oberland zu verringern.

Im Oberland: MVV bietet “niedrige Angebotsqualität”

Doch in der Praxis sei „noch viel Luft nach oben“, vor allem bei der Anbindung der Regionalbusse an den MVV in Holzkirchen. Sehr schnell ende die Weiterfahrt mit einem Bus im Zwei-Stunden-Takt. „Das macht kein Mensch“, ist Rosenbusch sicher. Für den Speckgürtel Oberland fehle eine Fahrplanabstimmung mit integrierten Tarifen auf einem Fahrschein. Bislang biete der MVV hier eine „niedrige Angebotsqualität“, die für Fahrgäste nicht attraktiv sei.

Selbstkritisch meinte der BOB-Chef, dass es notwendig sei, als Bayerische Oberlandbahn eine halbstündige Anbindung nach Bayrischzell zu schaffen. Dies wäre nur mit einem Kreuzungsbahnhof in Fischbachau (Aurach) möglich. „Wir reden hier von 20 bis 25 Millionen Euro, wenn man im ganzen Oberland einen Halbstundentakt auf den eingleisigen Strecken möglich machen will“. Dann brauche es mehr Begegnungsstellen, die Infrastrukturmaßnahmen an Brücken und Durchlässen erfordern würden, zudem eine neue Signal- und Stellwerkstechnik.

Rudimentäre DB-Technik und der Traum vom grünen Zug

„Die ist ja noch aus Kaisers Zeiten“, kritisierte Rosenbusch, „wir hätten die Fahrzeuge für den Halbstundentakt, doch die DB Netz muss erst die Voraussetzungen dafür schaffen“. Da dies ein politisches Thema des Bundes sei, gab er den Kreisräten den Rat: „Wer viel ruft, wird erhört“. Als nächste Stufe sei an die Elektrifizierung des Oberlandes gedacht. Diese werde mit der Ausschreibung für das Jahr 2025 geplant. E-Loks würden zwar keinen großen Zeitgewinn bedeuten, doch bedeutsam seien sie aus ökologischer Sicht.

„Langfristig kann ich eine solche Landschaft nicht mit Dieselabgasen vollpumpen“, gestand Rosenbusch. Ein neues Fahrzeugkonzept verbunden mit der Vollelektrifizierung würde nach jetzigem Stand etwa 150 – 170 Millionen Euro kosten. Auch hier gelte, so der BOB-Chef, “wenn man nicht ruft, passiert nichts“.

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