Tegernseer Schüler mit Herz

Das Schulgebäude der Gymnasiasten liegt nur wenige Meter von der Tegernseer Turnhalle entfernt. Ein Grund, warum eine spontane Verbundenheit der Schüler zu den neuen „Nachbarn“ entstanden ist.

Sie wollen alles dafür tun, dass sich die Flüchtlinge möglichst wohlfühlen und realisieren mit ihren Lehrern spontane Aktionen. Doch davon profitieren nicht nur die Flüchtlinge.

Drei Schülerinnen des Gymnasiums übergeben stolz ihr Deutsch Memory für die Asylbewerber.
Drei Schülerinnen des Gymnasiums übergeben ihr Deutsch-Memory an die Asylbewerber.

Bereits 21 Asylbewerber sind in die Tegernseer Turnhalle eingezogen. Direkt gegenüber liegt das Gymnasium Tegernsee. Normalerweise wird hier fleißig gelernt. Doch die Schüler haben erkannt, dass es nicht nur darauf ankommt. Sie wollen helfen, so dass die Flüchtlinge sich in Tegernsee möglichst gut aufgehoben fühlen.

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Bei dem Gedanken, was sie alles durchgemacht haben, ist mir ganz anders geworden.

So beschreibt die 18-jährige Schülerin Anna Reinwald ihre Erfahrungen mit den Asylbewerbern. Sie gehört zu den fünfzig engagierten Gymnasiasten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, freiwillig Hilfe zu leisten. Wie eine Art Lauffeuer habe sich die Idee zu der Hilfsaktion ausgebreitet, berichten ihre Lehrer.

Diese wollen sich ebenfalls gerne engagieren. Genau wie Schulleiter Dr. Werner Oberholzner, der vor allem das Engagement der Schüler vorbildlich findet: „Die Schule hilft nicht als Institution, das geht alles von Schülern und Lehrern selbst aus. Es ist ihnen privat ein Anliegen.“ So habe sich schnell ein spontaner Arbeitskreis gebildet. Gemeinsam haben die jungen Helfer verschiedene Aktionen ins Leben gerufen.

Deutsche Sprache – schwere Sprache

Insbesondere die Sprachbarriere ist ein großes Hindernis für die Flüchtlinge. „Deutsche Sprache – schwere Sprache“, so heißt es in einem Sprichwort. Die Tegernseer Asylbewerber spüren nun buchstäblich am eigenen Leib, dass es viel Übung braucht. Mithilfe der Schüler sollen sie nun spielerisch Deutsch lernen. Ein paar Siebtklässler haben aus diesem Grund ein Memory-Spiel als Lernhilfe entworfen.

Auf den Karten sind verschiedene Gegenstände abgebildet. Eine Socke zum Beispiel. Die dazugehörige Karte zeigt das passende Wort „SOCKE“ bzw. „SOCKEN“, also Singular und Plural. Zudem haben sich verschiedene Schüler dazu bereit erklärt, den Asylbewerbern nachmittags Deutsch-Unterricht zu geben. Damit ergänzen sie die Deutsch-Kurse, die montags und freitags von der VHS durchgeführt werden.

Nur wenig Abwechslung birgt die derzeitige Behausung in der Tegernseer Turnhalle. Daher freuen sich die Asylbewerber über die willkommene Ablenkung
Nur wenig Abwechslung birgt die derzeitige Behausung in der Tegernseer Turnhalle. Daher freuen sich die Asylbewerber über die willkommene Ablenkung.

Die Schüler-Deutsch-Nachhilfe ist die wahrscheinlich größte Stütze für die Asylbewerber. Sie haben großes Interesse daran, möglichst gut Deutsch zu können, um sich zu verständigen. Die Schüler haben hierfür Arbeitsblätter entwickelt, unter anderem mit Zahlen, Verben und Wochentagen. Ihre „Schützlinge“ seien neugierig und fragten viel nach, berichten die „Amateur-Lehrer“. Die beste Voraussetzung, um gut voranzukommen.

Kuchen mit Herz

Am vergangenen Donnerstag fand außerdem eine Spendenaktion statt. „Kuchen mit Herz“, so der Titel für den Gymnasium-internen Kuchenverkauf. Schon im letzten Jahr hatte sich das Prinzip bewährt, als die Schüler der damaligen Q11 für die Opfer des Taifuns auf den Philippinen sammelten. Und auch diesmal können die Helfer zufrieden sein: Insgesamt 325 Euro „Kuchengeld“ sind mittlerweile zusammengekommen.

Mit den Spenden wollen die Schüler verschiedene Utensilien, wie Wörterbücher oder auch Badminton-Sets und Tischtennisschläger finanzieren. Zudem besuchen einige von ihnen jeden Nachmittag die Flüchtlinge, um gemeinsam Fußball oder Tischtennis zu spielen. Darüberhinaus überlegt der Alpenverein, ein gemeinsames Klettertraining in der großen Turnhalle zu organisieren. Auch eine Integration in den Sportverein ist angedacht.

Wertvolle Aktion für beide Seiten

Aber gerade der kalte Winter dürfte den Flüchtlingen zu schaffen machen. Denn darauf sind sie nicht vorbereitet. „Ein Afrikaner kam barfuß und mit Flip-Flops hier an“, berichtet eine Schülerin. Deshalb haben die Schüler insbesondere warme Kleidungsstücke wie Mützen, Handschuhe und warme Jacken im Bekannten-, Verwandten- und Freundeskreis gesammelt.

Sowohl die Lehrer, als auch der Direktor finden die Aktionen toll. Einerseits würden „die Flüchtlinge dadurch ein Gesicht“ bekommen. Andererseits erfahren die Schüler etwas über deren Einzelschicksale. Dies habe einen ebenso hohen pädagogischen Wert wie die Hilfe beim Deutschunterricht: „Sie erfahren und lernen viel. Außerdem ist der Vorteil, dass die Flüchtlinge vom Alter her sehr nah an die Oberstufenschüler, mit ungefähr 18 bis 25 Jahren, herankommen“, so Oberholzner.

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